kanthof (wenn es statthaft ist, mitteleuropäische Be-
griffe auf ostasiatische Architektur zu übertragen), des-
sen Räume sich nach außen und innen öffnen und Ein-
blick geben in die mannigfaltigen haushälterischen Tü-
tigkeiten. So sieht man eine auf einer Leiter stehende
Gestalt, die Früchte (Maulbeeren?) von einem Baum
hrockt; sie ist von zwei Kindern assistiert. In einem
abgesonderten Gemach sitzt eine Frau vor dem Web-
stuhl, im Zimmer nebenan stillt eine junge Mutter ihr
Kind Anschließend sehen wir vor einem leeren Raum
ein Mädchen, das an einem Spinnrad beschäftigt ist. In
dem dem Beschauer am nächsten liegenden Gehäudeteil
ist eine Trockenanlage in Betrieb, vor ihr knien zwei
Frauen am Boden und bearbeiten ein Bündel von Fa.-
sern(?) mit Holzsehlägeln. Ein wenig weiter nach links
beobachten wir eine Heizanlagc, davor einige Männer,
die mit der Manipulation von großen Gefäßen befaßt
sind. Ein schlafender Hund, kämpfende Hähne und eine
llenne mit Küchlein unterstreichen das Genrehafte der
Szene. lis ist denkbar, daß es sich bei dem dargestellten
Betrieb um eine Gewinnungsstätte für Naturseide han-
delt und alle hier wiedergegebenen Tätigkeiten mit der
Seidenproduktion in Verbindung stehen. Trotz Umfrage
Pavillon-Baues vor einem Tisch mit aufgeschlagenem
Buch. Es scheint, als hätte ihn ein Geräusch oder irgend-
ein anderes äußeres Ereignis aus seinen Studien geris-
sen, denn er greift sich mit der Linken etwas erstaunt
in den langen, spitzen Bart und blickt auf den zu seinen
Füßen liegenden Betrieb. Ganz rechts außen schließen
zwei Pavillons, von denen wir den unteren wiedergeben,
die Komposition ab. Dieser Pavillon ist von einer klei-
nen, in idyllischem Frieden lebenden Familie bewohnt;
der Vater beugt sich in legerer Haltung aus dem Fenster.
die neben ihm stehende, jugendliche Gemahlin wird von
dem Kind umschlungen, das sie auf dem Arm trägt.
Wie bereits angedeutet, ist die umgebende Landschaft
von zahlreichen Figurengruppen reich belebt. Wir grei-
fen die Darstellung eines taoistischen Weisen heraus, der
von einem charakteristischen Attribut des vergöttlichten
Lao-Tze (Shou Lao), dem Sika-Hirseh, begleitet ist. Ein
kleiner Diener folgt ihm, vor ihm steht ein Mann mit
geschorenem Haupt, der an einem Knotenstoek einen
Korb mit Blumen gesehultert trägt. Eine andere taoisti-
sehe Persönlichkeit steht im Raume zwischen Gutshof
und Herrschaitspavillon; auch sie ist an einem mächti-
gen Knotenstock erkennbar. Ferner fällt im Bereich un-
MANDELLACK IM PALAIS SCI-IWARZENBERG
ERNST
KOLLER
in Fachkreisen konnte für diese Vermutung weder eine
Erhärtung, noch eine Widerlegung gefunden werden.
Dem Gutsherrn ist eine eigene Architektur gewidmet.
Er sitzt im Oberstock des einzigen zweigeschossigen
mittelbar über dem Gutsgebäude eine Begrüßungsszcne
zwischen zwei Gruppen von Leuten auf. In der rechten
beobachten wir wiederum einen taoistischen Weisen mit
Knotenstock.