MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst VI (1961 / Heft 52)

FRANZ LETTNER 
HANS MACKOWITZ 
 
Wo immer über die schöpferischen 
Kräfte des heutigen 'l'irols gespro- 
chen wird. muß auch der Name des 
akademischen Nlalers lirztnz Lett- 
ner genannt werden, dessen Werk 
eine Künstlerpersönlichkeit aus- 
weist, welche von Vorbildern weit- 
gehend befreit. eigene gültige Wege 
geht und vorwiegend seinen eigenen 
Konzeptionen Lind Intuitionen ver- 
traut. Es ist charakteristisch für 
Lettncrs Arbeiten, dttfl sie aus einei 
Vielzahl von Wer en der modernen 
Richtungen auch von einem. in 
künstlerischen Belangen ungeübte- 
rcn Auge mit Leichtigkeit erkannt 
und als Arbeiten dieses Tiroler Nla- 
lers identifiziert werden können. 
Auch ist es auffallend, daß auch Be- 
trachter, die zu dcr sogenannten ab- 
strakten Malerei keine Beziehungen 
finden können, die vielmehr dem 
Kunstsehaffen tinserer Tage ableh- 
nend gegcnüberstehen, von Lettners 
Bildern - auch von seinen gegen- 
standlosen - angesprochen werden 
und sich ohne viel Schwierigkeiten 
mit einer weitgehenden Abstraktion 
des (jegenstiindlichen abfinden. 
Iiritnz Lettner, der nun schon 30 jah- 
re in Tirol lebt, wurde 1919 in Salz- 
burg geluoren. Er besuchte die Ge- 
werbesehule in Salzburg und die 
liaehschule für Bildhauerei in llal- 
lein. war anschließend bei einem 
Antiqttitatentisehlet" und Altarbauei" 
beschiii .gt und wurde erst durch 
Freunde, die Schüler von Professor 
Bocckl waren, veranlallt, sich ganz 
der Malerei zu verschreiben. An der 
Wiener Akademie holte er sich bei 
den Professoren litthringer, Dimmel 
 
 
und Bocckl das notwendige Rüst- 
zeug für die Malerei. lm Auftrag 
des Wiener Denkmalamtes führte 
er Rcstauricrungsarbeiten durch und 
konnte damit, sowie durch Studien- 
reisen nach Deutschland, lirank- 
reich, Belgien und Italien seine 
praktischen Kenntnisse, wie auch 
seinen künstlerischen Gesichtskreis 
erweitern und vertiefen. 
Nach dem Krieg hatte der Künst- 
ler alles, was er sich in den schwe- 
ren Jahren in Wien und Innsbruck 
erarbeitet hatte, verloren. Aber be- 
reits im Jahre 1947 konnte er in 
einerKollcktivausstellungim Kunst- 
salon Unterberger in Innsbruck er- 
neut Bewei. seiner vitalen Schaf- 
fenskraft lielern. Sehr wichtig für 
seine weitere künstlerische Entwick- 
lung war eine Studienreise im jahr 
1951 nach Nordafrika, wo er Tunis, 
Algerien und die Sahara besuchte. 
Die wertvollen Skizzen und Ein- 
drücke, die er mitgebracht hat, zei- 
gen, Welchen mächtigen Auftrieb er 
durch diese Reise gewonnen hat und 
wie sehr sie auch entscheidend war 
für die ab nunmehr bemerkbare In- 
tensivterung der Farbe. l' annertm- 
gen an diese Nordafrik. ahrt bre- 
chen bis heute immer wieder 'n sei- 
nem Sehaffen durch. jedenfalls hat 
Lettner gelernt, unmittelbar in 
liarbakkorden zu gestalten und glei- 
chcrmzuieit das Thema großzügig 
zu vereinfachen und zu typisieren. 
Die künstlerischen Ergebnisse die- 
ser Fahrt hat er im Kiirntner Lan- 
desmuseum zu Klagenfurt und im 
Institut lirancais zu Innsbruck zur 
Schau gestellt. 
 
 
 
 
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