Ständerpulttisch, um 1760, mit doppeltem Tisch-
lll (hier mittlere Höheneinstellung), Schub- und
ienkkästchen, zweifache Höhenverstellbarkeit.
ander-, Nußbaum-Rautenmosaik. 3. Ordnung mit
erten Bein- und Perlmutteinlagen (Wappen des
irsten von Walderdorll). Mehrzwecktisch zum Le-
Schreiben, Nctenlesen, Zeichnen und Nahen,
0,76 - 1,20 m, Breite 0,72 rn, Tiefe 0,49 m. Privat-
r
andlungstisch, um 1772, als Konscltisch, Deck-
l zum Teil gravierte und gesengte Mosaikeinla-
"Bänder, Blumen. Gartengeräte in feinster Tö-
Zeichnungs- und Schnittqualitat). Vorwiegend
htes Ahornholz in Ahornfurnier, Nußbaumeinfas-
Höhe 0,81 m, Breite 0,86 m, Tiefe 0,43 m. Privat-
andlungstisch, mittlerer Teil des Marketeriebil-
an der Tulpe sind die Gravierungen zu erkennen,
wie Abb. 15
Zweite Beispielgruppe
(2. Arbeitsphase 1750- 1764)
Nach der Umsiedlung der Roentgen-Werkstatt von
Herrnhaag nach Neuwied erhöhten sich die An-
sprüche durch einen potenteren Kundenkreis.
Hierzu gehörte der Kurfürst und Erzbischof von
Walderdorff, Trier. Wohl aus dessen Besitz, derar-
tige Kunden gab es damals für die Roentgen-
Werkstatt in Frankreich noch nicht, konnte das
Berliner Kunstgewerbemuseum 1979 ein beson-
ders schönes und wertvolles Exemplar (Bild 10)
der zweiten Beispielgruppe aus französischem
Privatbesitz erwerben und damit einen ähnlichen
Kriegsverlust ersetzen. Es handelt sich hierbei be-
reits um ein Kunstwerk höchsten Ranges. Wäh-
rend die konstruktiven und funktionellen Grundzü-
ge im wesentlichen gleich oder ähnlich denen der
1. Arbeitsphase geblieben sind, verfeinerten sich
die Furniere, Einlagen und Schnitzereien beträcht-
lich. Deckplatte, Spielplatte und Zargen bestehen
aus vergittertem Rautenmosaik (Nußbaum, Pali-
sander) dritter Ordnung mit Rosetten in den
Schnittpunkten, gravierten Bein-Elfenbein-Ein-
lagen in Form von Ranken, Rocaillen, Figuren-
gruppen, Musikinstrumenten, Architekturteilen,
Vögeln, Masken und Trauben, die eine prächtige
Komposition darstellen. Schon jetzt wurden Anre-
gungen aus französischen Stichwerken aufgegrif-
fen] Der ausfahrbare Schreibtischaufsatz mit 14
Schubkästen war lange Zeit verklemmt. Jetzt ka-
men zwei fein gravierte figürliche Beineinlagen
zum Vorschein (Bilder 10 und 11). Rocaillen- und
Akanthus-Schnitzereien schmücken die Beine der
hier nach englischem Vorbild aus der Zarge vorge-
zogenen Eckzylinder (vCyliender Jops-QG bis zu
den Füßen. Aus dieser 2. Arbeitsphase sind noch
weitere 6 Verwandlungstische bekannt. Schließ-
lich lösten vergoldete Bronzeappliken als
Schmuckform die Schnitzereien ab.
Die Reihe der Pulttische mit verschiedenen Ver-
wendungszwecken eröffnen 4 noch bekannte klei-
nere Lese-, Schreib-, Noten- und Nahtische. Das
Bild 14 zeigt einen höhenverstellbaren, mit zahl-
reichen Ausschwenkschubladchen versehenen
kunstvollen Standertisch aus dem Besitz des Kur-
fürsten von Walderdorff.
Die Arbeitsplatte, einfach schrägstellbar, befindet
sich an einem Pulttisch aus gleichem Besitz (Bild
12) und zweifach aus einem anderen fürstlichen
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Haus (Bild 13). Wieder fallen die Verwendung edel-
ster Hölzer mit die Beine überlappenden Zargen-
furnieren und dann das schlichtere Mahagonifur-
nier mit Goldbronzebeschlägen im etwas späteren
zweiten Beispiel des Pulttisches auf. im breiten
Schubkasten, von einem aufgesetzten Halbrund-
stab (uLippenrandu) eingefaßt, überdeckt eine
rückschiebbare Schreibplatte 6 kleine Schubkä-
sten. Stilistisch befinden wir uns mit den elegant
geschwungenen Zargen und Beinen noch im Flo-
koko.
Dritte Beispielgruppe
(3. Arbeitsphase 1762 - 1769)
Charakterisiert war diese Zeit der Werkstatt durch
die Einführung gefärbter und gravierter Markete-
rien von höchster Qualität. In der politisch und fi-
nanziell unsicheren Zeit verstärkten die Roentgen
ihre Anstrengungen. Das kaufmännische Genie
des Sohnes David führte die Werkstatt zu einem
Höhepunkt mit der Hamburger Lotterie (1769).
Bedeutende Künstler, wie Januarius Zick, Elias
Gervais, Christian Krause und Christian und Peter
Kinzing, vervollständigten mit ihren überragenden
Leistungen die Erzeugnisse der Kunsttlschler-
werkstatt.
wie fließend die Übergänge des Stiles, der
Schmuckarten und Formen sind, beweist unser
aus dieser Zeit stammende, kürzlich hervorragend
restaurierter (Werkstatt Graf zu Münster) Ver-
wandlungstisch, der bereits in der Holz-Mosaik-
Einlegetechnik der 4. Arbeitsphase, jedoch noch
graviert und gesengt am Ende der 3. steht (Bilder
15-22). Weitgehende Rationalisierung, wie Ver-
einheitlichung der Maße und Formen, Schmuck-
formen und Einrichtungen, z. B. leichte Montage
und Demontage der einzelnen Teile zum Trans-
port, wurde zunehmend zur Grundlage der Roent-
gen-Werkstatt, weit der Zeit vorauseilend und in
der Spatzeit auf höchster Stufe stehend." Auf Bild
15 sind z. B. die Fugen der abschraubbaren Beine
erkennbar.
Die verschiedenen Funktionszustände dieses Ti-
sches, in dem die eingangs erwähnte zeitgenössi-
sche Werkstattbeschreibung lag, verdeutlichen
die Bilder und Zeichnungen 15-22. Nur bei die-
sem Beispiel sind die fein gearbeiteten elfenbei-
nernen und goldbronzenen Spielmarken außer den
Spielsteinen aus Rosenholz und Palisanderholz
(Bild 22) für das Trick-Track-SpieP erhalten.
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