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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
Die continuirlichen Apparate besitzen eine bedeutend grössere 
Leistungsfähigkeit wie die älteren Pistorius’schen Apparate und 
gestatten die Gewinnung eines höherprocentigen Alkohols; irrig ist 
aber der Glaube, dass durch dieselben mehr Alkohol gewonnen würde, 
denn zur vollkommenen Entgeistung der Maische waren auch die älte 
ren Destillationsvorrichtungen ausreichend. Wenn in irgend einer Bren 
nerei die Spiritusausbeute eine geringe ist, so darf dieselbe gewiss dem 
Apparate erst in letzter Linie zur Last gelegt werden. 
Es würde zu weit führen, die zahlreichen Modificationen des Co- 
lonnenapparates, welche für den einen oder anderen Zweck ausgeführt 
sind, auch nur dem Namen nach anzuführen, da dieselben nur un 
wesentliche Abänderungen des oben beschriebenen Apparates bilden. 
Nur des Illges’schen Colonnenapparates mag hier noch gedacht wer 
den, welcher, zwar noch nicht hinreichend erprobt, sich aber durch 
sinnreiche Construction sehr empfiehlt. Inwiefern der Yorwurf, dass 
die zahlreichen Regulir- und Nachflussvorrichtungen denselben zu com- 
plicirt machten, gerechtfertigt ist, muss erst die Erfahrung lehren. 
Auf einem von den Colonnenapparaten abweichenden Princip be 
ruht der von C. Siemens construirte continuirliche Apparat. Der 
selbe ähnelt dem L. Siemens’sehen Exhaustor - Maischkühler. Die 
Maische, welche entgeistet werden soll, fällt auf rotirende Scheiben in 
einem Säulenapparat und wird durch den von unten aufsteigenden 
Dampf entgeistet. Der zur Destillation dienende Dampf setzt bei sei 
nem Eintritt in die Säule mittelst einer Dampfturbine die Scheiben, 
welche die herabfliessende Maische zu verstäuben haben, in Dotation. 
Erfahrungen über den Siemens’schen Apparat liegen bis jetzt nur 
sehr wenige vor; in Cuba sollen drei derartige Apparate mit grossem 
Erfolge zur Destillation von Zuckerrohrmelasse-Maischen dienen, und 
bei einem ^ehr geringen Brennmaterialconsum ein sehr hochgradiges 
Destillat geben. 
Als Material für Destillirapparate wurde früher ausschliesslich 
Kupfer verwendet, neuerdings fängt man an, dasselbe durch Eisen, 
namentlich bei den cöntinuirlichen Colonnenapparaten, zu ersetzen. Zur 
Herstellung billiger Destillirapparate wird von C. Siemens Holz mit 
eisernen Böden und Decken empfohlen; in einzelnen Brennereien finden 
sich sogar Destillirapparate aus rechtwinklig an einander gereihten 
Sandsteinplatten (die besten derartigen Platten kommen aus dem 
Solling a. d. Weser); trotz ihres primitiven Aussehens haben sich diese 
Apparate in der Praxis sehr wohl bewährt. 
Die Dephlegmirung der aus dem Pistorius’schen Apparat 
entweichenden Alkoholdämpfe geschah bisher durch grössere, mit 
Wasserkühlung versehene, linsenförmige Becken; bei den neueren 
Destillationsapparaten strebt man danach, compendiösere Apparate an 
die Stelle der Becken zu setzen.
	        
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