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iilusfrierfen persischen und Hindi-Werken kehren bestimmte, mit
Versen versehene Bildersätze fast regelmäijig wieder: Ein paar
beliebte religiöse Bücher, wie das Bhagavafa-Purana und Devi-
Mahatmya, die Hindu-Epen, der Gilagovinda (das indische „Hohe
Lied”), die Rasikpriya des Keshavadas (eine erotische Gedichte
sammlung), Hymnen und Musikillustrationen (Ragmala); sie bil
deten in den letzten Jahrhunderten die Hausbibliothek jedes
Adelshauses.
Ikonographische Symbolik:
Aus der Tanzkunst entnahmen die Künstler einen festen Kanon
von Stellungen (sthana), Sitzposen (asana) und Arm- (hasta) wie
Handhaltungen (mudra), deren jede allein oder in Verbindung
mit einer anderen eine bestimmte Bedeutung hafte, so dal; das
Händespiel die getanzte Pantomime zu einer völligen Erzählung,
sogar mit psychologischer Untermalung, ausbaut. Für die Stel
lungen sind starke Körperabbiegungen (dvibhanga, tribhanga,
samabhanga) charakteristisch, durch das Tragen von Kindern und
Wassertöpfen auf den Hüffen der Frauen inspiriert. Das sehr kom
plizierte Fuf;werk geht nicht von den Zehen, sondern von der
Ferse aus, eine Folge des Tragens offener Sandalen. Die Sitz
posen umfassen solche der Lässigkeil (lalila), der Meditation
(yoga), des Lehrens (pralambapada), des Angriffs (alidha) usw.
Die Handgeslen sind solche des Schutzes (bhaya), Gebets (anjali),
Haltens (ardhachandra, kataka), der Meditation (jnana, yoga),
des Drohens (tarjani), Spendens (varada), Erklärens (vitarka), Pre-
digens (vyakhyana) u. a. Verbunden mit charakteristischen Ko
stümen, Kronen (kirita-mukuta = Königskrone, jata-mukula =
Askelenhaarfracht, karanda-mukula und kundala-bandha = Göt
tinnen- und Königinnenfrisur usw.) und Schmuck (vor allem die
großen Gürtel = mekhala), konnten so fast alle Menschen- und
Göttertypen gekennzeichnet werden. Vielarmigkeif drückte gött
liche Allmacht, Vielköpfigkeit göttliche Allwissenheit aus. Das
wurde nicht als monströs empfunden, weil die göttliche Gestalt ja
nicht als anatomische Wirklichkeit, sondern als Vision (sadhana)
erlebt wurde; in guten indischen Kunstwerken wirken daher viele
Arme nie als eine einzige körperliche Masse, sondern als eine
Dbereinanderprojektion zahlreicher normaler Armpaare. Diese
Multiplikation wiederum erlaubte den Göttern verschiedene Ant
litze, verschiedene Kronen und viele Embleme (ayudha) zugleich
zu geben. Und diese Embleme wieder waren ein Ausdruck der
dahinterstehenden Theologie, z. B. die Keule als Symbol der phy
sischen Kraft, der Lotus als das des biologischen Lebens, die
Schneckenmuschel als solches des Schalls, Äthers, Raums, das
Wurfrad als das der Zeit, der Rosenkranz als Zeichen der Medi
tation, der Spiegel als das der Schönheit, der Butterlöffel als das
des Opfers, tödliche Waffen als solche der Vernichtung usw.
Schliel;lich hatten jeder Gott und jede Göttin ihr heiliges Tier,
Siva den Stier, Parvati den Tiger, Ganesha die Ratte, Karttikeya
und Sarasvati den Pfau, Vishnu den Adler, Lakshmi und Indra den
Elefanten u. a. m.
Göttertypen:
Diese detaillierte Symbolik erwies sich wegen der zahlreichen Er
scheinungsformen selbsf der grol;en Gottheiten und ihrer ver
schiedenen Rollen In den miteinander konkurrierenden Theologie-
sysfemen notwendig. Ihre Zahl ist so groh, dal; hier nur ein paar
der allerwichtigsten aufgeführt werden können. In vielen Fällen
erklären ihre Namen sich selber.
A. NIEDERE NATUR- UND FRUCHTBARKEITSGOTTHEITEN: Yaks-
has und Yakshis (etwa den Baalen und Ashtharoths der Bibel ver
gleichbar), Zwerge und Elfen, vor allem Kubera, Pancika und
Hariti; Vrikshakas (Dryaden; Kaf. 213), Nagas (Schlangen, Nixen),
Rakshasas (Riesen), Asuras (Giganten), Apsaras (Fluhgöttinnen,
himmlische Nymphen), vor allem Ganga (Ganges), Yamuna
(Jumna) und Sarasvati (auch Göttin der Kunst und Wissenschaft;
Kat. 258), Gandharvas, Kimnaras u. a. (himmlische Musikanten),
Rishis (Heilige, besser: mächtige Medizinmänner), Ganas, Bhutas,
Pretas, Pishachas, Vetalas (Gespenster).
B. GÖTTER DER VEDISCHEN ARYAS: Indra-Sakra (Himmelsgotf),
Brahma (Gott des Opfers), die Dikpalas (Welfhüter): Soma
(Mond), Ishana (= Siva), Indra Agni (Feuer; Kat. 289), Yama
(Tod), Virupaksha (Siva), Varuna (Wasser), Vayu (Wind), schliet;-
lich Surya (Sonne).
C. BUDDHISMUS: Der Buddha (Siddhartha Gaufama, etwa 560
bis 482 V. ehr.; Kat. 136; 159), seine Mutter Maya, seine Jünger,
später der Urbuddha (Vajrasattva), die fünf Dhyani-Buddhas,
ihre Dhyani-Bodhisaffvas und Prajnas, die sieben irdischen
Buddhas, die Bodhisatfvas (Heilande; Kaf. 248), vor allem Ava-
lokiteshvara, Maitreya und Manjushri, die Göttinnen Tara (in
vielen Formen), Prajnaparamifa (höchste Weisheit), Marici („die
Himmelskönigin'), die Dharmapalas (schreckliche Schützer des
Glaubens) und Lokapalas (= Hindu Dikpalas).
D. JAINISMUS: 24 Tirthankaras oder Jinas (Welflehrer), vor allem