AXATOLISCHE TEPPICHE. 167
Die Teppiche sind als «türkische» im Handel und
gänzlich aus Wolle erzeugt; die Industrie ist eine Haus¬
industrie und bestehen keine fabriksmässigen Betriebe. In
jedem Dorfe gibt es eine Menge Familien, welche Teppiche
verfertigen, und sind blos Handstühle im Gebrauch. Zumeist
sind Frauen und Mädchen damit beschäftigt, weder Lohn
noch Arbeitszeit sind geregelt. Die Arbeiterinnen nähren
sich von Reis und zerquetschtem Weizen, selten von Schaf¬
fleisch. Ein guter Taglohn beläuft sich auf 3-—4 Piaster
(14—19 Cents), der Lebensunterhalt kostet etwa 12 Cents
pro Tag.
Das Färben, Spinnen, Weben etc. wird nicht getrennt
betrieben; alle diese Arbeiten werden von den weiblichen
Familienmitgliedern besorgt. Die Teppiche sind selten grösser
als 8X4 Fuss.
Das Erzeugniss wird gewöhnlich in der Weise verkauft,
dass die Arbeiterinnen selbst von Haus zu Haus die Teppiche
anbieten, oder es werden dieselben in die Bazars von Con-
stantinopel gesendet.
In der letzten Zeit haben zwei oder drei Familien in Siwas
die Erzeugung einer neuen Teppichgattung eingeführt, welche
wegen ihrer Schönheit und Originalität der Muster und der
vorzüglichen Arbeit höchst bemerkenswerth sind. Für diese
wird auch mehr als sonst gefordert, und zwar im Dmchschnitt
etwa 32 Cents per Quadratfuss.
Die Bevölkerung von Siwas legt ihre Ersparnisse in
Teppichen an, wie etwa anderwärts in einer Sparbank: sie
vererben diese Teppiche vom Vater auf den Sohn und ver¬
kaufen sie nur bei grossem Geldmangel, so dass man oft in
den ärmsten Häusern Sammlungen sehr werthvoller Teppiche
vorfindet.