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fullscreen: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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seit hundert Jahren, und insbesondere vor 20 Jahren, gedacht und 
geleistet wurde, geringschätzen würde. 
Crär manches Gerät und selbst einzelne Maschinen, wie die 
Dreschmaschinen, haben sich in Oesterreich selbständig entwickelt, 
und wenn sie sich auch nicht alle neben den britischen Erfindungen 
und Verbesserungen behaupten konnten, so nehmen doch einzelne, 
wie z. 1). der Schüttpflug der Slaven in Böhmen und Mähren, eine 
höchst rühmliche Stellung ein. Es lag in den vorhandenen Verhält 
nissen, dass auch im Ackerbau Oesterreich der Erfindung und Aus 
bildung der Handgeräte und Geräte im Allgemeinen mehr Inter 
esse entgegengebracht wurde, als der Erfindung von Maschinen. Ins 
besondere gaben die frühzeitig entwickelten Eisenwerke in Böhmen 
und Steiermark eine günstige Gelegenheit zur Verwendung des Eisens 
zu nützlichen Ackergeräten *). 
Der Beichthum der Steiermark an vorzüglichem Eisen gewährt 
dem Lande heute noch den Vortheil eines massenhaften Exportes 
von Sensen, Sicheln und Strohmessern. Vor wenigen Jahren erzeugten 
die Sensenwerke der Steiermark jährlich an 6% Millionen Sensen, 
Sicheln und Strohmesser im Werte von 2.„ Millionen Gulden. Der 
grösste Theil dieser Erzeugung wird in das Ausland abgesetzt, da 
die österreichische Sense wegen der vortrefflichen Eigenschaften des 
*) Hajek, der älteste Geschichtschreiber von Böhmen, führt an: 
„ VTwr n S °J?- ne VOn Libussa ’ s Schwester Tetka, brachte man 
seine Ar We / wr E T" ,tem 777 nach Christi Geburt > ™ d sandte 
seine Arbeiter dahin, liess ihn graben und überm Haufen legen, er forderte 
darauf 16 g ® scheid ® sten * um Brennen auf, es kunnte aber niemand etwas 
welche p aCh<3n - , P a , sandt ® er alsbald gegen Aufgang zu unseren Brüdern, 
vdche Eisen arbeiteten und man sollte ihm von dannen Arbeiter bringen 
Da war der Eisenstein gar reich befunden und man kunnte mit einem Eisen 
das andere schmieden Da aies die Einwohner von Beraun vernommen 
wurden sie darüber höchlich erfreut und suchten den Eisenstein mit Fleiss! 
Ann° 77 8 als Hes, der bescheidene Mann, viel Vorrath von Eisen hatte, 
Fntensnl i m ä i i n i he K lei f Gera ^ e -H daraUS verferti S en > namentlich Radehauen, 
Entenschnabel, Kratzen, Keilhauen und Schaufeln. Die Wagenräder liess 
Else ? t beschlagen, darüber sich mänmglich verwunderte. Einmal liess 
’ E ; s en beschlagene Wagen mit guten gemachten Eisen beladen, 
sandte sie auf Wischerad und verehrte dem Herzog die Wagen sammt 
der Ladung. - Dieser liess etliche Edelleute von anderswoher erfordern, 
sagende: Dieses alles hat mir mein lieber Freund und guter Wirt Hes ver 
ehrt. Der eisenreiche Fürst liess seinen Schmied, den Pleclia, zu sich kom 
men, damit er ihm allerlei harten und seltsamen Werkzeug mache “
	            		
47 inländischen Stahles noch immer als unübertroffenes Fabricat allge mein bekannt ist. Wie überhaupt die Entwicklung der landwirtschaftlichen Geräte nicht genau verfolgt werden kann, und sicherlich auch auf diesem Gebiete bedeutende Cultur-Reste aus der Zeit der Griechen und Römer auf uns überkommen sind, so schwierig ist es auch, den Erfinder oder den Ort der Erfindung einiger in Oesterreich eigenthümlicher Geräte auch blos annähernd nachzuweisen. Wohl wissen wir, dass der in den österreichischen Alpenländern häufige norische Doppelpflug schon m fernen Jahrhunderten in den Gebirgsländern des alten Noricums vorhanden war, dass die Elemente des böhmischen Schüttpfluges, genannt Ruchadlo, wahrscheinlich noch älter sind, dass die italie nischen Pflüge seit den Zeiten des Augustus die gleiche Form behal ten haben, und dass die heute in Ober-Italien noch üblichen Dresch walzen schon zur Zeit des Varro und Columela bekannt waren, allein es wäre ein fruchtloses Bemühen, hier einer bestimmten Persönlichkeit die Ehre der Erfindung zudenken zu wollen. Selbst die Etymologie der Gerätenamen führt hier nicht zur gewünschten Entscheidung. Wir besitzen in unseren Alpenländern ein hakenförmiges Ackergerät, das in verschiedenen Gauen auch verschiedene Benennungen trägt. — Man führt dasselbe mit den Bezeichnungen Arl, Aadl, Adel und Radio an. Es darf wohl ange nommen werden, dass dieselbe Wurzel dem Worte Ruch-adlo in der letzten oder auch vorletzten Silbe zu Grunde liegt, wobei die Vor silbe von dem slavischen Worte „ruch“ (Rührigkeit) abgeleitet wird. Nur das letztere, das Ruchadlo, ist in der Neuzeit, in Böhmen seit 1832, in seiner Zweckmässigkeit vielfach erkannt und gepriesen worden. Und wenn auch die Brüder Veverka, von denen der eine Schmied, der andere Wagner und zugleich Ackerbesitzer in dem Dorfe Rybytew bei Bohdanec im Chrudimer Kreise in Böhmen gewesen, im Jahre 1828 sicherlich nicht die ersten Erfinder dieses Stürzpfluges waren, so wird ihnen zweifellos das Verdienst bleiben, dass ihnen die Anfertigung und Verbesserung desselben ganz besonders gelang. Bis zu den Zeiten Thaer’s bestand unser ganzes Ackergeräte mit wenigen Ausnahmen in dem ortsüblichen Pflug und der Egge.
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