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seit hundert Jahren, und insbesondere vor 20 Jahren, gedacht und
geleistet wurde, geringschätzen würde.
Crär manches Gerät und selbst einzelne Maschinen, wie die
Dreschmaschinen, haben sich in Oesterreich selbständig entwickelt,
und wenn sie sich auch nicht alle neben den britischen Erfindungen
und Verbesserungen behaupten konnten, so nehmen doch einzelne,
wie z. 1). der Schüttpflug der Slaven in Böhmen und Mähren, eine
höchst rühmliche Stellung ein. Es lag in den vorhandenen Verhält
nissen, dass auch im Ackerbau Oesterreich der Erfindung und Aus
bildung der Handgeräte und Geräte im Allgemeinen mehr Inter
esse entgegengebracht wurde, als der Erfindung von Maschinen. Ins
besondere gaben die frühzeitig entwickelten Eisenwerke in Böhmen
und Steiermark eine günstige Gelegenheit zur Verwendung des Eisens
zu nützlichen Ackergeräten *).
Der Beichthum der Steiermark an vorzüglichem Eisen gewährt
dem Lande heute noch den Vortheil eines massenhaften Exportes
von Sensen, Sicheln und Strohmessern. Vor wenigen Jahren erzeugten
die Sensenwerke der Steiermark jährlich an 6% Millionen Sensen,
Sicheln und Strohmesser im Werte von 2.„ Millionen Gulden. Der
grösste Theil dieser Erzeugung wird in das Ausland abgesetzt, da
die österreichische Sense wegen der vortrefflichen Eigenschaften des
*) Hajek, der älteste Geschichtschreiber von Böhmen, führt an:
„ VTwr n S °J?- ne VOn Libussa ’ s Schwester Tetka, brachte man
seine Ar We / wr E T" ,tem 777 nach Christi Geburt > ™ d sandte
seine Arbeiter dahin, liess ihn graben und überm Haufen legen, er forderte
darauf 16 g ® scheid ® sten * um Brennen auf, es kunnte aber niemand etwas
welche p aCh<3n - , P a , sandt ® er alsbald gegen Aufgang zu unseren Brüdern,
vdche Eisen arbeiteten und man sollte ihm von dannen Arbeiter bringen
Da war der Eisenstein gar reich befunden und man kunnte mit einem Eisen
das andere schmieden Da aies die Einwohner von Beraun vernommen
wurden sie darüber höchlich erfreut und suchten den Eisenstein mit Fleiss!
Ann° 77 8 als Hes, der bescheidene Mann, viel Vorrath von Eisen hatte,
Fntensnl i m ä i i n i he K lei f Gera ^ e -H daraUS verferti S en > namentlich Radehauen,
Entenschnabel, Kratzen, Keilhauen und Schaufeln. Die Wagenräder liess
Else ? t beschlagen, darüber sich mänmglich verwunderte. Einmal liess
’ E ; s en beschlagene Wagen mit guten gemachten Eisen beladen,
sandte sie auf Wischerad und verehrte dem Herzog die Wagen sammt
der Ladung. - Dieser liess etliche Edelleute von anderswoher erfordern,
sagende: Dieses alles hat mir mein lieber Freund und guter Wirt Hes ver
ehrt. Der eisenreiche Fürst liess seinen Schmied, den Pleclia, zu sich kom
men, damit er ihm allerlei harten und seltsamen Werkzeug mache “
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inländischen Stahles noch immer als unübertroffenes Fabricat allge
mein bekannt ist.
Wie überhaupt die Entwicklung der landwirtschaftlichen Geräte
nicht genau verfolgt werden kann, und sicherlich auch auf diesem
Gebiete bedeutende Cultur-Reste aus der Zeit der Griechen und Römer
auf uns überkommen sind, so schwierig ist es auch, den Erfinder oder
den Ort der Erfindung einiger in Oesterreich eigenthümlicher Geräte
auch blos annähernd nachzuweisen. Wohl wissen wir, dass der in
den österreichischen Alpenländern häufige norische Doppelpflug schon
m fernen Jahrhunderten in den Gebirgsländern des alten Noricums
vorhanden war, dass die Elemente des böhmischen Schüttpfluges,
genannt Ruchadlo, wahrscheinlich noch älter sind, dass die italie
nischen Pflüge seit den Zeiten des Augustus die gleiche Form behal
ten haben, und dass die heute in Ober-Italien noch üblichen Dresch
walzen schon zur Zeit des Varro und Columela bekannt waren, allein
es wäre ein fruchtloses Bemühen, hier einer bestimmten Persönlichkeit
die Ehre der Erfindung zudenken zu wollen.
Selbst die Etymologie der Gerätenamen führt hier nicht zur
gewünschten Entscheidung. Wir besitzen in unseren Alpenländern
ein hakenförmiges Ackergerät, das in verschiedenen Gauen auch
verschiedene Benennungen trägt. — Man führt dasselbe mit den
Bezeichnungen Arl, Aadl, Adel und Radio an. Es darf wohl ange
nommen werden, dass dieselbe Wurzel dem Worte Ruch-adlo in der
letzten oder auch vorletzten Silbe zu Grunde liegt, wobei die Vor
silbe von dem slavischen Worte „ruch“ (Rührigkeit) abgeleitet wird.
Nur das letztere, das Ruchadlo, ist in der Neuzeit, in Böhmen seit
1832, in seiner Zweckmässigkeit vielfach erkannt und gepriesen
worden. Und wenn auch die Brüder Veverka, von denen der eine
Schmied, der andere Wagner und zugleich Ackerbesitzer in dem
Dorfe Rybytew bei Bohdanec im Chrudimer Kreise in Böhmen gewesen,
im Jahre 1828 sicherlich nicht die ersten Erfinder dieses Stürzpfluges
waren, so wird ihnen zweifellos das Verdienst bleiben, dass ihnen die
Anfertigung und Verbesserung desselben ganz besonders gelang.
Bis zu den Zeiten Thaer’s bestand unser ganzes Ackergeräte
mit wenigen Ausnahmen in dem ortsüblichen Pflug und der Egge.