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Volltext: Der gute billige Gegenstand

immer noch naclivveiscii. Die weitere Eiitwickliiiiff führt aber jedeufalls 
dahin, daß die Typen, von kleinen .Abweichungen abgesehen, in allen 
zivilisierten Gegenden sich einander angleichen, wobei in vielen Fällen 
ein Land mit seinem Erzeugnis als Vorbild dient und einen Standard 
artikel schafft, der alle anderen seiner Art verdicängt (englisches Eß 
besteck) . 
Auch das Kunstgewerbe hat die Gegenstände des täglichen Lehens auf 
ein höheies Niveau zu bringen versucht und in dein Wust und der Fornion- 
verwilderung dos 19. Jahrhunderts Ordnung geschaffen. Seine Mission 
hat es damit erfüllt, daß es überhaupt ein Gefühl für Qualität und 
Material wdedererweckt hat. Aus einer ästhetischen Künstlerrevolution 
hervorgegangen ist es einseitig im Formalen stecken geblieben und 
unproblematisch an den wirtschaftlichen und sozialen Fragen vorbei 
gegangen. Es hat auf die Möglichkeit verzichtet, in die Breite zu wirken, 
und seinen Wirkungskreis damit selbst auf individuelle Luxuserzeugnisse 
beschränkt. Der billige Gegenstand blieb nach wie vor in der Hand von 
Industriellen und Gew’erbetreibenden. die nach alter Methode ihre eigene 
geschmackliche Richtung mit unverstandenen Anleihen aus dem Ivunst- 
gewerhe zu moderni.sieren glaubten. Auch heute geschehen noch solche 
Dinge in erschreckender Menge und mit .Schaudern läßt man es über 
sich ergehen, welche Ausgeburten der Phantasie in Möbelgeschäften. 
kerami.schen Fabriken. Teppichlagern usw. als modern aiigepriesen 
werden. 
Das soll nicht heißen, daß der gute billige Gegenstand nicht existiert 
oder erst neuerdings entstehen muß. Es gibt viele gute billige Gegen 
stände und sie sind überall zu finden, w'enn man sie sucht, und es gal) 
sie schon früher, \iele verdanken ihr Dasein der Initiative eines ver 
ständigen Unternehmers, der zufälligen Wahl eines Ahiuingsloseii, dem 
E ortbestand eines lokalen Typenerzeugnisses, das alle neuen Moden über 
dauert hat, der Kultur irgend einer Werkstatt oder eines Handwerkers, 
der sie der Industrie als Modell geliefert hat. dem Nachahmungstrieb 
odei sonst einem Zufall, dem man genau so wieder ihr Verschwinden 
zuzuschreiben hat. Sie finden sich oft in Geschäftslädeii neben Geschmack 
losigkeiten au.sgestellt oder als Ladenhüter im Hintergrund eines Kastens 
verborgen und verstaubt oder als Okkasionsware zu herabgesetztem Preis, 
weil sie nicht ,.modern“ sind und nicht mehr nacherzeiigt werden sollen. 
Diese Dinge aus ihrer Vergessenheit hervorzuholen und zu sammeln ist 
eine Rettungsarbeit, die ein großer Behelf für alle w^eiteren Versuche 
sein kann, die neue Produktion in bestimmte Rahnen zu lenken. Hier
	        
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