Der Unterricht in der Gefchichte.
Schulen aller Werth gelegt wird. So werden in der Volksfchule (inflrudlion
primaire) und den mit diefer zufammenhängenden Fortbildungsfchulen
(ecoles d’adultes) der Jugend die Elemente der Gefchichte an der vaterländifchen
Gefchichte beigebracht, und wir erblicken an den petit cours d’hiftoire nationale
.a l’ufage des ecoles primaires par Dr. J. Dum o nt, Mons 1872 (2. Auflage) einen
für diefe Stufe berechneten Leitfaden.
Auch in den drei Jahrgängen der Lehrer-Bildungsanflalt (Staats-
Normalfchule) wird die Gefchichte des Mittelalters und der Neuzeit nur im
Anfchluffe an belgifche Gefchichte gelehrt, und neben der nationalen Gefchichte
nur der Gefchichte des Alterthums im I. Jahrgange ein Platz eingeräumt. In dem
Cours d’hiftoire de Belgique ä l’ufage des elfeves inflituteurs primaires par L.
Ganonceaux, Bruxelles 1872, war ein für diefe Zwecke gefchriebenes Werk
ausgeflellt. Welch’ untergeordnete Stellung aber der Gefchichtsunterricht in
diefen Schulen einnimmt, ifl aus dem Umftande erfichtlich, dafs demfelbe.n in
jedem Jahrgange nur eine Stunde zugewiefen wird. An der Mifsachtung diefer
Disciplin ifl jener romanifche Einflufs erkennbar, der, jederzeit ein Feind objektiver
Gefchichtsdarflellung, diefen Unterrichtszweig nur ungern unter den Gegenftänden
der Schule namentlich der Volksfchule duldet.
Auch an den Mittel fchulen (Enfeignement moyen) ifl der Gefchichte
keineswegs ein Spielraum eingeräumt, der ihrer Bedeutung entfpricht.
An den niederen Mittelfchulen (ecoles moyennes), die etwa unferen
Bürgerfchulen entfprechen, hat die Geographie und Gefchichte in drei Jahrgängen
nur zwei, höchflens dreiwöchentliche Stunden zugetheilt, in welchen die Gefchichte
der hervorragendflen Weltereigniffe, angeknüpft an biographifche Bilder und
die Gefchichte Belgiens gelehrt wird.
Erft an den Athenäen erlangt die allgemeine Gefchichte eine ihr ent-
fprechende Stellung unter den Disciplinen diefer Anflalten. Hervorzuheben
ifl aber, dafs in der h u m a n i fl i f c h*e n Sefelion (entfprechend unferen
Gymnafien) derfelben die Gefchichte, die man doch mit allem Grunde als ein
humaniflifches Fach bezeichnet, nur auf einer, dagegen in der pro-
feffionellen Abtheilung (entfprechend unferen Realfchulen) auf zwei
Stufen gelehrt wird.
Es ifl nämlich für die humaniflifche Sektion im III. Jahrgange (Qua-
tri ferne), mit dem der Gefchichtsunterricht beginnt, in drei wöchentlichen Stunden
für Geographie und Gefchichte, eine überfichtliche Gefchichte des Orients, eine
ausführliche Griechenlands und Roms bis zur Zerflörung Karthagos, im IV. Jahr
gange (Troifi ferne) in nur zwei wöchentlichen Stunden der Schlufs der römifchen
Gefchichte und die Gefchichte des Mittelalters bis zu den Kreuzzügen; im V.
Jahrgange (Poefie) der Schlufs des Mittelalters und die ganze Gefchichte der
Neuzeit frei zwei wöchentlichen Stunden vorgefchrieben, während in dem VI.
Jahrgange (R h e t o r i q u e) nur Gefchichte Belgiens gelehrt wird.
Dagegen wird in der profeffionellen Sectio n fchon im I. Jahrgange
iCinquifeme) der Gefchichtsunterricht begonnen, und zwar in zwei wöchentlichen
Stunden die gefammte alte Gefchichte ; im II. Jahrgange (Q u a t r i fe m e) in eben fo
viel Zeit das ganze Mittelalter und die gefammte Neuzeit abgethan. Für den III.
und IV. Jahrgang (T r o i f i fe m e et Deuxifeme) ifl eine zufammenhängende Dar-
ftellung der allgemeinen Gefchichte von den älteflen Zeiten bis auf die Gegenwart in
drei wöchentlichen Stunden vorgefchrieben. Den Schlufs bildet wieder belgifche
Gefchichte mit zwei Stunden im fünften Jahrgange (Premifere). Zugleich foll in
den letzten zwei Jahrgängen diefer Sedlion, Gefchichte des Handels und der Indu-
flrie gelehrt werden. Dafs bei der geringen Zeit, die dem Gefchichtsunterrichte
eingeräumt erfcheint, und bei der Fülle des Stoffes unmöglich etwas Erfpriefs-
liches geleiflet werden kann, wird jeder mit der Sache genauer Vertraute einfehen.
Bezüglich der Lehrbücher ifl nichts befonders Bemerkenswerthes zu
verzeichnen. Sie gleichen den in Frankreich benützten in Methode und Inhalt.