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Volltext: Musikalische Instrumente, Wiener Weltausstellung Heft 12

GOC 
Gruppe XV. Musikalische Instrumente. 
structionen noch auf zwei von J. B. S t reicher im Jahre 1830 gemachte 
und demselben 1831 patentirte Erfindungen. Dieselben bestanden 
a. in einem neuen Mechanismus für englische Cabinetpianofortes, wo 
durch die Absonderung der Hämmer von dem Abstracten zur Erzielung 
eines vollkommenen Auslösens und Fangens der Hämmer erreicht 
wurde, b. in einem für Pianofortes deutscher Bauart anwendbaren Stoss- 
zungenmechanismus mit elastischem Hammerstuhle, beweglichen Fän 
gern und liegender Dämpfung, wodurch nicht nur die dem englischen 
Mechanismus sonst eigenthümlichen Uebelstände, wie das störende Po 
chen des Hammerschlages im Discant, der tiefe Fall der Tasten und 
die Schwierigkeit des wiederholten Anschlages mit wechselnden Fingern 
gehoben, sondern auch die bei den Clavieren nach Wiener Construction 
so lange üblich gewesenen und mangelhaften Stiefeldämpfungen gänzlich 
beseitigt werden sollten x ). Nicht minder zweckentsprechend war die 
von Streicher an Flügeln ganz englischer Construction angebrachte 
Verbesserung, den Hammerstuhl aufschlagen oder nach Herausziehen 
zweier Stifte von der Claviatur trennen und als Ganzes für sich bei 
Seite legen zu können. 
Diese beiden Constructionen benutzt auch jetzt noch die Firma 
Streicher, nachdem sie fort und fort an deren Verbesserung gear 
beitet hat, ausserdem wendet sie aber auch zur billigen Herstellung 
der Flügel die gewöhnliche Wiener Mechanik an, so dass also drei 
verschiedene Mechanismen zur Anwendung kommen. Von den fünf 
Ausstellungsflügeln Streichor’s sei zuerst das in der Rotunde 
aufgestellte und kostbar ausgeschmückte Instrument der Frau Erz 
herzogin Gisela erwähnt. Der nach einer Zeichnung des Architekten 
Valentin Teirich ausgeführte, mit Bildhauerarbeit von Schön- 
thaler versehene Kasten von Palissanderholz enthält in sich das 
kreuzsaitige System, welches Streicher schon 1867 in Paris, wo er 
die goldene Medaille erhielt, nachS tein way'schein Muster producirte. 
Ferner sind zu nennen ein grosser kreuzsaitiger Concertflügel in 
Palissanderholz mit englischer Mechanik, ein kreuzsaitiger Salonllügel 
in Palissanderholz mit der verbesserten Stosszungenmechanik, bei wel 
cher der Hammerstuhl elastisch ist, die Fänger beweglich sind und die 
Auslösung unter der Hammernuss ohne Repetition geschieht, und endlich 
zwei Flügel mit Wiener Mechanik. Der solide Bau, der edle Ton, die 
gut ausgeglichenen Register und die elastische Spielart sind als Vor- 
züge zu nennen. 
Aehnliches Lob verdienen auch die sehr beachtenswerthen Instru 
mente der Firma Schweighofer & Söhne, welche gegenwärtig circa 
60 Arbeiter beschäftigt und ihr Fabrikat auch nach Italien, Russland 
und in die Türkei versendet. Seit 1832, wo J. M. Schweighofe'r die 
*) Vergl. meine Geschichte des Claviers S. 137 ff,
	        
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