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Metadaten: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 150)

Der Heizungskörper der kaminähnlichen 
iung wird durch eine Metallplatte mit aus- 
reifender Vogelornamentik verdeckt. Zu dem 
en Kamin gehören von Vogeler entworfene 
äte wie Feuerzange, Greifer und Vorlage- 
h. Diese Gegenstände enthalten ebenfalls 
ältige ornamentale Motive, in erster Linie 
el- und Blumenformen. 
Mitte des Raumes nimmt ein schwerer Aus- 
tisch ein, dessen gerundete Formen und helle 
zarten ihn zart und zierlich erscheinen lassen. 
den Tisch sind Stühle und Sessel mit gerun- 
n Bein- und Lehnenformen, mit lederbezo- 
an Sitzen und verzierten Rückenlehnen an- 
"dnet. Besonders die beiden für die Schmal- 
in des "Fisches bestimmten Sessel, die durch 
Größe und durch ihren Schmuck hervorge- 
an sind, lassen den Grundzug des Vogeler- 
n Werkes deutlich werden. Die Möbel sind 
organische Gebilde aufgefaßt. Das drückt 
in ihren Kurven und Rundungen sowie in 
Ornamentformen wie den Vögeln der Arm- 
en aus. Die Funktionalität der Gebrauchs- 
wird bei Vogeler nur über die ornamental 
edrückte organische Grundstruktur erreicht. 
Lampe besteht aus einem aufgehängten 
illrahmen, an den die einzelnen Leuchtkör- 
lngehängt sind. 
gesamte Raum ist nach einem einheitlichen 
gestaltet und nur im Zusammenhang zu 
ehen. Die Farbgebung ist auf das Zusam- 
apiel weniger Farbtöne reduziert. Die ausge- 
len Materialien sind kostbar und in ihrem 
wander souverän ausgewogen. Die Arbeiten 
len von Handwerkern ausgeführt, industriel- 
artigung blieb vollkommen ausgeschlossen. 
zrsteht sich von selbst, daß die Kosten der 
imteinrichtung beträchtlich waren (44781 
 
ilers figürliche Ornamentik hat stark roman- 
erzöhlerischen Charakter. Sie verwandelt 
Gegenstände in organische Lebewesen, in 
zchsene Formen einer bildnerischen Phanta- 
lie ihre erste Ausprägung ein Menschenalter 
r in England gefunden hatten. Als Vogeler 
5 Dinge in seiner rein ornamentalen Bega- 
aufgriff, war die Entwicklung schon weiter- 
ngen. Er stellte sich damit z. B. in Gegen- 
zu Henry van de Velde und Victor Horta, 
ereits in den neunziger Jahren des 19. Jahr- 
erts die vom Gegenstand unabhängige 
realisiert hatten und damit für die Entwick- 
bahnbrechend wurden. 
schon der Gegensatz zwischen diesen bei- 
großen Belgiern und Vageler in diesen für 
lorbereitung der zeitgenössischen Kultur so 
ntlichen Jahren erheblich, so wurde die 
epanz noch stärker, als Hermann Muthesius 
der 1907 neugegründete Werkbund ihre 
proklamierten und verwirklichten. Es wäre 
hlt, Heinrich Vogeler zu einer starken künst- 
hen Persönlichkeit oder zum Vorkämpfer zu 
)eln. Sein gesamtes künstlerisches Vokabu- 
ntstammt der zweiten Hälfte des 19. Jahr- 
erts und variiert lediglich bestimmte vorge- 
ne Formen, die teilweise in typisch roman- 
er Ubersteigerung in neue Konstellationen 
rersponnene Beziehungen gebracht werden. 
ein Vergleich mit zeitgenössischen Möbel- 
an, etwa mit dem Stuhl von Richard Riemer- 
d auf der Pariser Ausstellung von 1900, 
deutlich die historische Begrenzung Voge- 
der den Jugendstil nicht als Ausgangspunkt 
ine neue sachliche Gestaltung zu nutzen 
und, sondern als Selbstzweck vertrat. Die 
re malerische und graphische Entwicklung 
mit ihren eklektischen Formen, daß Voge- 
cht in der Lage war, den Jugendstil frucht- 
veiterzuführen. Auch in der Beschränkung 
 
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auf rein ornamentale bzw. gebrauchskünstleri- 
sche Arbeiten und in der Tatsache, daß künstle- 
rischer Ausdruck ihm leicht in Sentimentalität 
umschlug, zeigt sich seine grundlegende Be- 
grenzung. 
Dennoch scheint es wert, die Güldenkammer im 
Bremer Rathaus als das Hauptwerk eines vor- 
wiegend handwerklich und ornamental begab- 
ten Künstlers der Vergessenheit zu entreißen. In 
einer Zeit, in der der Jugendstil sich bereits über- 
lebt hatte, gab sie eine von hohem Geschmack 
zeugende, sensible Zusammenfassung seiner 
künstlerischen Bestrebungen. Wichtig ist ferner, 
daß hier in Zusammenhängen geplant und ge- 
staltet wurde, daß auch das einfachste Ge- 
brauchsgerät in den Gesamtplan mit einbezogen 
war. Die Güldenkammer ist eines der wenigen 
durch Jahrzehnte nahezu unverändert erhaltenen 
Zeugnisse einer Zeit, deren Bestrebungen die un- 
mittelbare Gegenwart wesentliche lmpulse ver- 
dankt. 
Ä Anschrift des Autors: 
Prof. Dr. Udo Kultermann 
School of ArchitecturelWashington University 
St. Louis, Missouri, USA 
Öl:
	        
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