nummer 6.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 95.
zurückreicht, durchaus berechtigt, tn der alten Speyerer Chronik
des Christopherus Ceh mann wird berichtet, dal) der römische
Kaiser Probus als erster den Weinstock am Rhein und in dem
fände, welches heute die Rheinpfalz heiijf, eingeführt habe. Ruch
non einem anderen römischen Kaiser, nämlich oan Julianus, berichtet
uns der alte Speyerer Chronist ein lustiges Verslein. Als dieser
Cäser nach Deutschland kam, konnte er als Weintrinker das deutsche
Bier, das freilich damals die Güte eines Saluators nicht erreicht
haben mag, durchaus nicht oertragen und so oerfertigte er ein
bissiges Wein-Bier-Cpigramm, das seiner Originalität halber ermähnt
zu ruerden oerdienf. Cs lautet nach des Christopherus fehmann
fassung:
Was? Bist du Wein? Wo kommst du her?
Dich kenn ich nicht, beim Wein ich schmor.
Der Wein schmeckt roie der Götter Trank,
Du Bier schmeckst mie des Bocks Gestank.
Die Deutschen, so der Trauben entbehrn
Han dich gesotten aus Gerstenährn.
Cin Gerstenbrüh du heilen magst,
nicht Rebensaft, mie du auch plagst
Den feib mit unlustigem Krachen
nicht roie Wein fröhliche feut kannst machen.
Hoffentlich oergifjt man in dem neuen Weinmuseum auch
des alten Kaisers Probus und seines Kollegen, des urigen Cäsar
Julian nicht.
(Die Berliner Ilationalgalerie) erhielt als Geschenk J.
Gruens Bildnis des Generals der Infanterie K. oan Voigts-R hetj,
eine Gabe der frau Dr. Alichels in ITlünchen, und oon der Witroe
des Künstlers B. Plockhorsts Ölstudie „Weinet nicht um mich“. Als
Vermächtnis der frau P. Hansemann in Berlin gelangte 1. H.
Tischbeins Selbstporträt, als Vermächtnis des Dr, Schmeifjer in
Potsdam franz Krügers Pastellbildnis des Oberhofgärtners Ferdinand
fintelmann in die Sammlung.
(Das Berliner Antiquarium,' hat eine ganze Reihe be
merkenswerter Ankäufe zu registrieren. Aus ITlarasch rourde die
Bronzestatue eines Knaben in ooller Rüstung aus der späteren
Kaiserzeit erroarben. Aus Kutahia stammt ein oersilberter, spät
römischer Branzebecher mit der eingraoierten Darstellung jagender
Graten. Jn Kirmasfi wurde eine silberne Kasserole erwarben, in
Smyrna ein in form geblasener Glasbecher mit griechischer Inschrift.
Weitere Ankäufe betreffen Terrakotten: eine archaische Gruppe aus
Theben, mutter mit kleinem Kinde und größerer Tochter, sowie aus
Adabazar zwei flache Büsten oon Klagefrauen, oom Schmuck eines
Holzsarges.
Uom Kunstmarkte.
(Bildereinkäufe im Wiener Künstlerhause.) Kaiser
f ranz losef hat in der frühjahrsausstellung im Wiener Künstler
hause folgende Werke angekauft: „Heilige Genooefa“, Bronze
oon Hans ITlüller; „Der Ritter“, Holzstatuette oon Gustao 3ekel;
„Am Reujahrsmorgen“, Ölgemälde oon Karl Zewy; „Hiihnerhaf“,
Ölgemälde oon Hugo Charlemonf; „Grofjmutters Aamenstag“,
Ölgemälde oon 3. C. Hörmarter; „S. forenzo florenz“, Ölgemälde
oon HansTemple; „fandstrafje“, Ölgemälde non Karl 1TI. Sch uster;
„Schmarzbachfall“, Ölgemälde oon Georg Geyer; „Grefl“, fayence
Don Artur Kaan; „Strafe in Chelsea“, Ölgemälde oon Karl
Kaiser-Herbst; „fleißige Hände“, Ölgemälde oon franz
Horn. — ferner wurden angekauft: Vom Erzherzog franz fer-
dinand: „An der Adria“ oon Otto Horoak; oon Prioaten:
„Sonnenfelsgasse“, Am Stephansplatj“ und „Singersfraf3e“ oon Ernst
Graner, „morgen im Walde“ oon Aug. 3. Grosz, „Der Halferbua“
oon 3ulius Köhler, „Kirchengang“ oon Peter Tereszczuk, zwei
Studien oon tosef lungwirth, „Ein Illann, die Beethooenmaske
betrachtend“ oon Viktor Rousseau, „tn der Schlofjkapelle“ oon
Karl Probst, „Gretel“ oon Artur Kaan, „Kopf eines jungen Tigers“
Don Karl fahringer, „Hm Ail“ oon fudwig Hans fisch er, „Weih
brunnkessel“ oon michael Six, „Brunnen in Hlf-Arco oan Robert
Rufj, „Aus Krumau an der ITtoldau“ oon Wilhelm Tupy, „Bibel
studium“ oon fazar Krestin, „Im Grünen“ oon franz Windhager,
„Abend“ oon Josef Straka, „Sennhütte auf der Aschenauer Alpe“
und „Zurückschiebendes fuhrwerk“ oon ferdinand Gold, „Sommer
abend in der Au“ oon Viktor lAytteis, „Hm Abend“ oon Therese
Schachner, „ITlerkroirdi“ oon Kerl Hackstock, „Zur Schnittzeit“
oon Ant. H. Karlinsky, „JTlädchen mit Kätschen“ oon fritz JAarktl.
(Auktion Bethmann und Kalister.) Aus ITlünchen
roird uns berichtet: tn der Galerie Helbing fand in den Tagen
oom 31. ITlärz bis 7. April eine Huktion oon Antiquitäten, Kunst-
und Einrichtungsgegenständen und Erzeugnissen des japanischen
und chinesischen Kunstgeroerbes aus dem Besitje der oersforbenen
freifrau Therese o. Bethmann in münchen und des Herrn Viktor
Kalister in Triest statt, bei welcher folgende Preise erzielt wurden:
ln der Gruppe „Ostasiatische Keramik“: Eine chinesische
Vase, famille rose, 66 cm hoch, birnenförmige Teibung in 4 ge
trennte felder geteilt, mit blühenden Bäumen in landschaftlicher
Staffage, 100 IRk., eine 05 cm hohe, japanische Vase, mit 2 figuren
reichen Darstellungen, oielfarbig gemalt und in Reliefgold erhöht,
200 Alk., ebensolche Vase, zylindrische Grundform, am Halsansatj
leicht gebaucht; Dekoration: geometrisches Ornament in Rot und
Gold, dazwischen in ausgesparten feldern Vögel und Blumen,
150 Alk., japanische Vase, 76 cm hoch, auf flaschenförmiger
Ccibung oier in weif] ausgesparte felder mit Seelandschaften und
Blumenbuketts, 280 111k.; zwei Satsumaoasen, 61 cm hoch, mit
reicher, zum Teil reliefierter, figürlicher Dekoration, 200 Alk.;
grofje japanische Platte mit Vögeln und Blumenzweigen, Dekor
uorwiegend blau und gold, 46 cm Durchmesser, 06 Alk.; zwei
chinesische Kinderfiguren, 47 cm Höhe, stehend, in langen, bunten
Geroändern, glasierter Ton, 100 Alk.
(Kunstauktion in Aachen.) Auf der Gemäldeauktion der
firma Anton Creutjer oormals Cempertj in Aachen erzielte eine
Anbetung oon Hendrik ITlet de Blees 4300 A3, „Christus und die
Auserroählten“ oon Aleister oon Hesborn 3800 Al., ein Tierstück
oon Paul Aleyerheim 1100 Al., ein Damenporträt oon Gainsborough
700 Al., ein Orgelspieler oon Jakob Josef Eeckhout 560 Al.
(Auktion Hanfsfaeugl.) Am 11. niai findet in der
Galerie Helbing in ITlünchen eine Kunstauktion statt, die abge
sehen oon einem besonderen Anhang durchaus Objekte aus dem
Besitze des Hofrates Edgar Hanfstaengl in ITlünchen zum Ver
kaufe bringt: Ölgemälde alter und moderner Aleister, Wagnerbriefe
und ITlöbel Unter den alten Aleistern sind einige interessante alte
deutsche Bilder, 15. bis 17. Jahrhundert, namentlich süddeutsche
Arbeiten, gute Italiener (sehr bemerkenswerte Bildchen, roie z. B
ein Parmeggiano und riesige Dekorationsstücke und charakteristische
Aiederländer, so Raoesteyn, zwei Aliereoelt, ein Pourbus und
mehrere oortreffliche Candschaffen heroorzuheben. Unter den mo
dernen Aleistern dominieren die Alünchner und zwar sind beste
Hamen der lAünchner Kunst des 19. Jahrhunderts und der Gegen
wart oertreten Um nur einige zu nennen: Rottmann, Bürkel,
Spi^roeg, Schieich, Piloty etc im Anhang figurieren Cenbach,
Böcklin, Haider, Dürr u. a. Der sehr reich ausgestattete Katalog
reproduziert nahezu 100 Bilder. - Dal) 25 umfangreiche Wagner
briefe, eine abgeschlossene Korrespondenz, auf den AJarkt kommt,
ist gewif? in hohem Grade bemerkenswert. Die Briefe sind an den
Dresdener Hofschauspieler ferd. Heine gerichtet und beziehen sich
auf die Zeit der ersten Rienzi-Sorgen bis zur Komposition des
Siegfried, Die Briefe sind ediert 11888), haben aber dadurch ihren
Eigenwert nicht oerloren, da der gedruckte Text weder treu noch
oollständig roiedergegeben ist.
(Verkauf der Sammlung Gach.) Der Schluf3oerkauf der
Sammlung Viktor Gach im Hotel Drouot begegnete, wie man uns
aus Paris schreibt, sehr lebhaftem Jnteresse. Besonders gut
bezahlt wurden die Schmucksachen. Ein goldener Ring aus dem
15. Jahrhundert, dessen Reif in zwei Tierköpfe ausläuft, die oon
einem Saphir zusammengehalfen werden, kam auf 5700 franks.
für einen Kaoalierring mit einem Karneol, auf dem eine „Verkün
digung“ eingraoiert war, wurden 2700 franks gezahlt; für einen
anderen Ring aus dem 15 Jahrhundert mit flachgefafjfen Steinen,
auf dem ein Adler und eine Inschrift eingraoiert sind, gab man
1740 franks. Das Aluseum in Cluny erwarb einen Gürtel, spani
sche Arbeit aus dem 15. Jahrhundert, aus Silberfiligran, um
3000 franks.
(Von den Condoner Auktionen.) Alan schreibt uns aus
fondon: Am 29. Alärz wurde die Auktion der berühmten
'Armhorst-Bibliothek beendet. Das Gesamtresultat der sieben
tägigen Auktion — die drei Tage im Dezember eingerechnet
stellt sich auf 32.592 Pfd. St. 11 S. für 10.017 Hummern oder auf
57.592 Pfd. St. 11 S., roenn man die 25.000 Pfd. St. hinzurechnet,
die Air. J. P. Alorgan für die 17 Coxtons gegeben hat Alehr als
57.000 Pfd. St. haben in englischen Auktionen nur zwei Bibliotheken
eingebracht, nämlich die Ashburnham 1104.423 Pfd. St. für 4880
Hummern) und die Hamilton Palace Bibliothek (86.443 Pfd. St. für
11.975 Hummern). Alan berechnet, dafj die Armhorst-ßibliothek mit
einem Profit oon mindesten 20.000 Pfd. St. oerkauft worden sei.
Van den oersteigerten Hummern seien erwähnt: ein Pergament
Als. oon Wydiffes Überset3ung des Heuen Testaments, etwa 1490,
24.805 Alk.; Iet3te Ausgabe oon Tyndales Heues Testament, gedruckt
auf gelbes Papier 1455 5, 5125 Alk.; Thomas Aquinos „Secunda
Secundae“, gedruckt non Peter Schöffer, 1467, 2150 Alk.
(Aleister oon fontaineblau unter dem Hammer.)
Aus llero-9ork roird berichtet: Durch Vermittelung der amerika
nischen Kunstgenossenschaff ist jetjf in der hiesigen „Alendelssohn-
Halle“ die Sammlung Henry Graues oersteigert worden, die eine
Reihe der prachtoollsten YVerke der nieister oon fontainebleau
enthielt. DieAuktian ergab einenErlös oon 1,200.000 K. Der höchste
Preis wurde für lAillets „Schafschur“ gezahlt, die Charles P.
Taft um 130.000 K erwarb. Rousseaus „lAorgen an der Oise“
brachte 69606 K, Corots „Alte Alühle oon Ville d’Apray“ erzielte
65800 K und Corots „Zwielicht“ ging für 28800 K in andere Hände