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Internationale Sammler-Zeitung.
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HANDSCHRIFTEN.
(Schenkung an die Münchener Stadtrats
bibliothek.) Die Witwe des Dichters Paul Heyse, Frau.
Anna von Heyse, hat das Manuskript der Novellensammlung
ihres verstorbenen Gatten „Letzte Novellen der Stadtrats
bibliothek in Münche n zum Geschenk gemacht.
NUMISMATIK.
(Die Sammlung* des Prinzen Philipp von
Coburg unter dem Hammer.) Am 20. Februar findet
bei Leo Hamburger in Frankfurt a. M. die Versteige
rung der Miizensammlung des verstorbenen Prinzen Philipp
von Coburg statt. Die Sammlung, die 1634 Stück aufweist,
enthält bedeutende Reihen antiker Münzen, Oesterreich-
Ungarn, England, Frankreich, Lothringen, Salzburg, Not-
münzen, viele interessante Lots von Kleinmünzen, sowie die
reiche numismatische Bibliothek.
(Neue Medaillen.) ln den nächsten Tagen erscheint
im Verlage der Münzhandlung Henry Seligmann in Han
nover eine Medaille zur Erinnerung an das 75-jährige Jubi
läum des ehern. Hoftheaters in Hannover. Als Motiv diente die
von dem Medailleur Brehmer geschnittene Medaille, die 1852
bei Eröffnung des Hoftheaters in Bronze und Silber geprägt
wurde. Die Vorderseite trägt den markanten Kopf des Königs
Ernst August mit der Umschrift: „Ernst August König von
Hannover. Die Rückseite zeigt das Theater mit der Umschrift:
Ehern. Kais. Hoftheater zu Hannover, ferner „Zur Erinnerung
an die 75-jährige Jubelfeier am 1. September 7927“.
PHILATELIE.
(Versteigerungen und Ausstellunge n.)
Im Februar: 1. und 2. Dresden. 10. Versteig. K. Willy
Lampel. — 6. bis 11. Berlin. Verst. Heinrich Köhler.
- 18. bis 26. Monako. Internationale Ausstellung. — 24. und
25. B r ii s s e 1. Versteigerung Exelsior Stamp Office.
(Neue französische Briefmarken.) Das
französische Handelsministerium hat, wie uns aus Paris ge
meldet wird, die Anfertigung von fünf neuen französischen
Briefmarken zu 2, 3, 5, 10 und 20 Franken beschlossen, die
Landschaften und Bauten Frankreichs zeigen werden.
(Eine kostbare Markensammlung gestoh-
1 e n.) Dem Oberförster i. P. Josef Wanzenböck in Neu
dorf (Gemeinde Gablonz, Oberösterreich) wurde in der Zeit
zwischen Oktober 1927 und Anfang dieses Jahres eine über
aus wertvolle Markensammlung aus einem Spiegelkasten ge
stohlen. Die Sammlung enthielt sämtliche österreichi
schen Marken von den ersten bis zu den heutigen,
darunter auch die sehr wertvolle blaue und rote Merkur
marke.
VERSCHIEDENES.
(Qenossenschaft der Antiquitätenhändler
in Graz.) Aus Graz wird uns berichtet: Die Genossenschaft
der Antiquitätenhändler hielt am 22. Jänner im Sitzungssaale
der Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie die Jahres
hauptversammlung ab. Der Vorstand, Herr Rudolf Frank
begrüßte die anwesenden Genossenschaftsmitglieder, insbe-
sonders den Vertreter der Gewerbebehörde, Herrn Mag.-Rat
Dr. Polanetz und hielt dem verstorbenen Mitgliode Herrn
Rudolf Zoff einen warmen Nachruf. Nachdem das Versamm
lungsprotokoll für 1927 verlesen, erstattete der Vorstand den
Tätigkeitsbericht. Dem Kassier Herrn Philipp Eisen-
Städter wurde die Entlastung erteilt und sodann eine
Statutenänderung beschlossen. Die Neuwahl der Genossen-
schaftsvorstehung ergab folgendes einstimmiges Ergebnis :
Rudolf Frank, Vorstand, Bruno K n a i p p, Vorstandstellver-
treter; Josef G. Payer, Philipp Eisenstädter (Kassier),
Raimund Grabner, (Schriftführer), Eugen Wagner,
Samuel W e i ß, Ausschußmitglieder; Franz F e r s t 1, Maria
Pitz, Ersatzmitglieder. Zu Kassaprüfern wurden Frl. Wal
burga Kees und Herr Hermann Lukeschitz gewählt. —
Die Jahresumlagen wurden mit 7 S pro Mitglied festgelegt
und der Beitritt zum Landesverband der Handelsgremien und
Genossenschaften für Steiermark beschlossen. Auf Antrag des
Herrn Grabner wurde der Senior der Genossenschaft, Herr
Josef G. Payer für seine großen Verdienste einstimmig zum
Ehren Vorstand ernannt. Der Vorsitzende nahm noch
Stellung gegen die oftmalige Bezeichnung des Antiquitäten
händlers als Altwarenhändler. Es scheine den weiteren Kreisen
unbekannt, welch große Kenntnisse, Studien und Erfahrungen
der Antiquitätenhändlerberuf erfordert und ist diese falsche
Bezeichnung, von jedem einzelnen Mitglied zurückzuweisen.
Weiters berichtete der Vorsitzende noch über Fälle, wonach
La n d e s b e a m t e sich über die Antiquitätenhändler ge
schäftsstörend äußerten und verwahrte sich mit aller Energie
gegen solche existenzbedrohende Uebergriffe.
(Gedenkausstellung für Werthers Lotte.)
Aus Hannover wird gemeldet: Im graphischen Kabinett
des Kestner-Museums -in Hannover ist anläßlich des 100. Todes
tages Charlotte Kestners, des Urbildes von Werthers Lotte,
eine ausgezeichnete Ausstellung von Briefen, Erinnerungs
stücken und Porträts aus der Zeit des Freundschaftsverhält
nisses zwischen Goethe, Charlotte Buff und ihrem späteren
Gatten, dem Archivar Johan Christian Kestner, veranstaltet.
Unter den Dokumenten finden sich viele Briefe von der Hand
des jungen Goethe, Briefe aus der Frauenzeit Charlottens,
Tagebuehblätter Johann Christian Kestners,. sehr feine Pastell
bilder der durch Goethes Roman berühmt gewordenen Frau
und ihrer Familienmitglieder, sowie Geschenke Goethes au
Lotte. So u. a. eine alte Busennadel und ein Medaillon. Weiter
ist dir Schreibtisch Charlotte Kestners ausgestellt. Eine !
Sammlung wertvoller Mundtassen, ein sehr feines Teeservice
aus lackiertem Blech, Haarlocken, ein Spinnrad Lottens,
Spitzenreste eines alten Kleides vervollständigen die mit
vieler Liebe aufgebaute Sammlung. Sehr interessant ist auch
ein Schattenriß Goethes mit dessen handschriftliche!
Bemerkung: „Lotte, gute Nacht“.
(Der „Sonderbund ö s t e r r. Künstler in
S a 1 z b u r g“) beschloß, im Verein mit der „Wiener Kunst
gesellschaft“ zur Zeit der Festspiele eine Ausstellung öster
reichischer und internationaler Malerei in der Aula academica
zu veranstalten, die auch seitens der „Deutschen Kunstgcsell-
schaft“ mit Kollektionen prominenter deutscher Künstler be
schickt werden wird. Maler Prof. Anton Faistauer wurde
wieder zum Präsidenten des Bundes, Doktor Ludwig
Prachauser zum geschäftsführenden Vizepräsidenten ge
wählt.
(Monet-Ausstellung in B e r 1 i n.) Die Galerien
Thannhauser, Bellevuestraße 13, Berlin, veranstaltet im
Februar eine große Gedächtnis-Ausstellung des letzten Ver
storbenen der großen französichen Impressionisten, Claude
Mo n e t, die eine umfassende Ueberschau das Lebenswerk des
Künstlers und Werke aus allen Schaffensperioden enthalten
soll.
(In M e m o r i a m L o v i s C o r i n t h.) Das Graphische
Kabinett München (Leitung: G. Fra n k e), Briennerstraße 10,
veranstaltet im Februar eine großangelegte Lovis C o r i n t h-
Ausstellung, die Arbeiten aus den Jahren 1894 1924 umfaßt.
Es werden Aquarelle und Handzeichnungen gezeigt, sowie das
graphische Werk in sorgfältiger Auswahl, zumeist in Probe-
und Zustandsdrucken.
(Ein Museumsdirektor, der stiehlt.) Ein
Pariser Antiquar kaufte letztes Jahr für die Summe von 17.000
Franken einen 3000 Jahre alten Steintisch. Letzte Woche er
hielt der Antiquar den Besuch der Polizei: Der Tisch sei aus
dem Museum von Konstantin Opel gestohlen worden.
Der unschuldige Antiquar konnte sich auch des Verkäufers
erinnern: es war der in archäologischen Kreisen gut bekannte
junge Direktor des türkischen Museums selbst, Essad-
Nassouhi. Der Direktor, der sich bei seinen Schwieger
eltern in Paris aufhielt, wurde verhaftet und erklärt zu seiner
Entschuldigung, die reine Not habe ihn dazu getrieben, die
türkische Regierung sei ihm das Gehalt seit Monaten schuldig
(„D er König der Antiquitätenfälsche r“.)
Hunter Charles Rogers, der sich selbst rühmt, der „König
dei Antiquitätenfälscher“ zu sein, ist in London zu einem
Jahr Gefängnis verurteilt worden wegen Fälschung von
Shakespeare - und Milton- Reliquien und Doku
menten, für die er sich im Jahre 1925 1660 Pfund Sterling
von dem Antiquitätenhändler Jaygardin Stratford on Avon
zahlen ließ. Rogers hat sich für einen gänzlich ungebildeten
Menschen ausgegeben, aber aus der Gerichtsverhandlung er-,
gab sich, daß er aus guter Familie stammt und, obwohl er alle
möglichen niederen Arbeiten ausgeführt hatte, eine nicht
gewöhnliche Bildung besitzt. Seine Fälschungen sind in der
Tat so vollkommen, daß er auch Sachkenner zu täuschen ver
mochte. Charakteristisch für die Geistesart dieses Fälschers
ist folgendes: Rogers ist einige Tage vor seiner Verhaftung
in der Redaktion einer Zeitung erschienen und hat angegeben,
daß er es gewesen sei, der die vielumstrittenen Funde in
C 1 o z e 1 vergraben habe. Nadem er sich mit dem Eigentümer
des Grundstückes verständigt habe, sei er nach England zu
rückgekehrt, habe eine große Anzahl Vasen erworben und
die Buchstaben des phönizischen Alphabets und andere
Figuren daraufgezeichnet, die er von den in den Londoner
Museen ausgestellten Gegenständen kopiert habe. Er will
dann nach Glozel zurückgekehrt sein und die Sammlung mit
Hilfe der Bauern und in der Absicht, die Entdeckung nicht vor
192,8 herbeizuführen, vergraben haben. Als man seinen Worten
in der Redaktion keinen Glauben schenkte, ließ er seinen Paß