Nr. 19
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 205
PHILATELIE.
(Versteigerung in Zürich.) Vom 4, bis 9. November hält
E. Luder-Edelmann in Zürich seine 13. Briefmarken
versteigerung ab. Der Schwerpunkt der Auktion liegt in der
G r i e c h e n 1 a n d - Sammlung des berühmten Graveurs der
ersten Griechenland-Marken Albert Barre, die sich seit un
gefähr 70 Jahren im Besitze der Familie Barre befand. Die
einzig dastehende Sammlung enthält ein vollständiges Blatt
von 150 Stück der Werte 2, 5, 10, 20, 40 und 80 Lepta ohne
Gummi, sowie 10 Lepta ohne Kontrollziffer der Ausgabe von
Paris 1861; des weiteren die beiden Werte 30 und 60 Lepta
ohne Gummi der Ausgabe 1875 auf Platten von 300 Marken
gedruckt und geteilt in zwei Teile von 150 Stück. Außerdem
bringt die Versteigerung wertvolle Marken vom Deutschen
Reich, Baden, Württemberg, dem Kirchenstaat Sizilien,
Toskana, der Schweiz, Türkei, Dänisch - Westindien, Uru
guay etc.
VERSCHIEDENES.
(Hofrat R. v. Hentl.) Am 14. September ist im Sanato
rium Guttenbrunn bei Baden der pensionierte Zentraldirektor
des Dorotheums, Hofrat Friedrich R. v. Hentl im 81. Lebens
jahre gestorben. Hentl kam 1910 vom Gewerbe-Departement
der ehemaligen n.-ö. Statthalterei ins Dorotheum, konnte sich
jedoch in den großen, komplizierten Betrieb nicht mehr recht
schicken. Aber er hatte „seinen Hofer" und so brauchte ihm
vor der Entwicklung des Institutes nicht bange zu sein, dem
sein Vorgänger, Hofrat von Sauer-Csaky, durch Einfüh
rung der Kunstauktionen einen neuen, erweiterten Wirkungs
kreis gegeben hatte. Tatsächlich erlebte das Dorotheum unter
ihm eine Blütezeit und man sah den vornehmen Menschen nur
ungern aus dem Amte scheiden, der die gute, altösterreichische
Beamtentradition verkörpernd, nie über die Stränge schlug
und sich stets in dem Rahmen hielt, den ihm Pflicht und
Ueberzeugung wiesen,
(Das Zagreber Triptychon.) Man schreibt uns aus
Zagreb: Die Erhebungen der Polizei lassen es als gewiß
erscheinen, daß der ehemals in Split (Spalato) etabliert ge
wesene Antiquitätenhändler Mirko Maratovich beim
Diebstahl des Dom-Triptychons seine Hand im Spiele hatte,
sei es nun, daß er den Diebstahl selbst ausführte oder von
anderen bewerkstelligen ließ. Maratovich steht auch im Ver
dacht, alte Gemälde aus dalmatinischen Klöstern
entführt zu haben. Sein Domizil ist jetzt Paris, doch tauchte
er in der letzten Zeit wiederholt in Zagreb auf. Die Pariser
Behörden wurden um seine Verhaftung ersucht. Uebrigens. ist
mit dem Diebstahl des Triptychons die Sache noch lange nicht
erledigt. Die nun in der Schatzkammer der Domkirche vorge
nommene Nachschau ergab, daß noch andere kost
bare Objekte fehlen. Seit wann, kann niemand sagen,
was die Untersuchung sehr erschwert. Es wäre aber gut, wenn
das Domkapitel sich rasch dazu entschlösse, der Oeffentlich-
keit mitzuteilen, was aus seiner Schatzkammer verschwunden
ist. Vielleicht könnte durch Mitwirkung des Publikums das
eine oder das andere Objekt ausfindig gemacht werden. Ge
heimnistuerei ist da am wenigsten am Platz, das sollten die
hochwürdigen Herren doch einsehen, denen die Obhut über
die Kirchenschätze anvertraut ist.
(Der letzte Nazarener.) Der Maler Franz Müller ist
dieser Tage, 86 Jahre alt, in Düsseldorf gestorben. Mit ihm
schied der letzte der für die Entwicklung der religiösen
Historienmalerei bedeutungsvollen Gruppe der ,,N azare-
n e r", die um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine führende
Rolle spielte, aus dem Leben.
(Was ist aus der van Gogh-Affäre geworden?) Die ,,B. Z.
am Mittag" schreibt: Jetzt, da die Ferien wieder zu Ende sind,
wäre es interessant, zu erfahren, was nun eigentlich aus der
Affäre der zweifelhaften van Goghs aus der Berliner Kunst
handlung Wacker geworden ist. Vor den Ferien war zu
nächst erreicht worden, daß die Kunsthandlung Wacker schließ
lich doch genötigt war, ihre Pforten zu schließen und die
Berliner Polizei die weiteren Untersuchungen in der Ange
legenheit aufnahm. Allmählich hatte sich trotz der Wider
sprüche einzelner Interessenten die allgemeine Ueberzeugung
durchgesetzt, daß zum mindesten ein sehr erheblicher Teil der
Wackerschen van Goghs unmöglich als Original bezeichnet
werden konnte. Eine Reihe Klagen von Käufern dieser Bilder
gegen die Firma Wacker oder anderer Firmen lag vor, in
Wirklichkeit ist bis jetzt noch nicht einer dieser Prozesse
endgültig entschieden worden. Der Kunsthändler Wacker
suchte in diesem kritischen Augenblick ein Sanatorium auf,
und man sprach davon, daß ihm unter Umständen der Schutz
eines heute ziemlich viel in Anspruch genommenen Paragra
phen zuteil werden könnte.
Die Polizei in Düsseldorf hatte seinerzeit im Atelier
des Bruders von Wacker, des Malers und Gemäldekonserva
tors Wacker, eine Untersuchung vorgenommen, von der
man aber nur hörte, daß sie keine besonders belastenden Re
sultate gebracht hätte. Das genügt nicht. Herr Professor Wacker
Fig. 9. Joh. B. Reiter, Kirschenessende Kinder,
398. Kunstauktion des Dorotheums.