MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 1)

echten Kunstwerken ausströmt, eine Stimmung des reinen Sich- 
hingebens an die mächtige Wirkung dieser Raumgestaltung. 
Die grosse Menge von kunstgeschichtlich höchst wertvollen 
Figuren, Bildern, Glasmalereien, Arbeiten in den verschiedensten 
Materialien und Techniken, die man hier vereinigt sieht, ist nicht blos 
mit feinstem Kunstsinn zusammengetragen, sondern auch in künstle- 
rischer Schaffensfreude zusammengebaut und diese Liebe zur Sache, 
diese Begeisterung für das eigene Werk ist es, welche hier ein so 
harmonisches Ganzes entstehen liess. 
Die ganze Sammlung, welche nur zum Theile jetzt schon auf 
Burg Kreuzenstein untergebracht wurde, ist so umfangreich und 
zählt so viele Stücke von kunstgeschichtlicher Bedeutung, ja eine so 
stattliche Reihe von sehr seltenen Stücken, dass selbst von öffentlichen 
Kunst- und Kunstgewerbemuseen nur die hervorragenderen damit 
verglichen werden können, wozu noch als im besonderen wertvoll der 
Umstand kommt, dass die Sammlung nur auf mittelalterliche Kunst 
beschränkt blieb, also auch vorn wissenschaftlichen Standpunkte aus ein 
geschlossenes Ganzes bildet. 
Von diesem Standpunkte aus soll dieser Sammlung und ihrer 
künstlerisch so wertvollen Unterbringung vorläufig eine kurze Schilde- 
rung in allgemeinen Umrissen hier gewidmet sein. Eine erschöpfende 
Monographie wird nach Vollendung des Baues erscheinen. 
Unser erstes Bild stellt die Westansicht der Burg dar nach dem 
Bauzustande, als noch der Saalbau an der linken Seite fehlte, weshalb 
hier die reich gegliederte Silhouette noch nicht im vollen Gleich- 
gewichte erscheint. Trotzdem ist auch so schon die Wirkung höchst 
malerisch und erinnert der Gesammteindruck lebhaft an den, in der 
alten höfischen Dichtung (Parsival) beliebten Vergleich, wonach statt- 
liche schöne Burgen so aussehen, als ob hier Thurrnsamen aufgegangen 
wäre. Eine äussere zinnenbewehrte Vormauer zieht sich quer über 
die ganze Breite bis zu dem runden Thorthurm rechter Hand, archi- 
tektonisch als ruhige fensterlose Basis des ganzen Aufbaues wirkend. 
Ihre linke Hälfte besteht aus einer vorgeschobenen geraden Mauer- 
flucht, an welcher blos die Endigungen durch beiderseitige Brust- 
wehrerker hervorgehoben sind mit unauffälliger, aber gefiihlsmässig 
nothwendiger und wohlthuender Unsymmetrie in der Durchbildung. 
Die rechte Hälfte ist im Gegensatz dazu hufeisenförmig einspringend 
angeordnet und befindet sich im geschützten Mittelgrunde das Haupt- 
eingangsthor zu der Burg mit dem ganzen mittelalterlichen Ver- 
theidigungsapparat regelrecht ausgestattet, theils getreu nach alten 
Motiven, theils aus echten alten Bestandtheilen zusammengebaut.
	        
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