äusserlichen Charakteristica den herrschenden Bedürfnissen und den
an das moderne Haus gestellten Anforderungen anzupassen. Man
hielt den betreffenden Stil - und dies war der Grundgedanke - für
derart entwicklungsfähig, dass die Umformung seiner Hauptmerkmale
der Befriedigung neuer Bedürfnisse dienen könnte. Der Architekt aber,
der sich mit der Arbeit früherer Perioden vertraut gemacht hat,
gelangte zu der Überzeugung, dass die einzelnen Stilgattungen absolut
nur gewissen Perioden angehörten und das natürliche, logische und
vollendete Gebilde des Baukünstlers, sowie das zunehmende Geschick
seiner Handwerker bedeuteten. Die lebendige Architektur entwickelte
sich stufenweise mit dem Wachsthum und der künstlerischen Ent-
faltung einer Nation, jede Generation fügte etwas bei. Eine blosse
Wiederbelebung des Stils - sei es nun der classische oder der
gothische - wie geschickt man dieselbe auch anfasse, bedeutet das
Wiedererstehen der Form ohne das des Geistes, sie konnte nie zu
weiterer Entwicklung führen, noch die Architektur aufs neue zu einer
lebenden Kunst gestalten. Der moderne Architekt ist ein gewissen-
hafter Zeichner, er hat die entschiedene Absicht, Charakteristisches zu
schaffen, eine bestimmte Idee in Form zu bringen; er trägt in vollem
Masse den constructiven Erfordernissen der Eigenheit des aufgewen-
deten Materiales Rechnung und hütet sich vor einer mehr oder minder
genauen Reproduction aus einer verflossenen Periode. Nicht als ob
das moderne Bauwerk keine Tracen aus der Vergangenheit zeigen
sollte: das Plagiat wird unbewusst begangen, jedes Detail nach
Bedeutung und Zweckmässigkeit geprüft und beides durch die Art
der Verwendung zum Ausdruck gebracht.
Die Liebe zum heimischen Herde, die Wertschätzung dessen,
was wir mit „home life" bezeichnen, ist allen Völkern und allen
Zeiten gemein und der moderne Architekt, der in seinem Baue einen
Gedanken zum Ausdrucke bringen will, findet hier ewig neue und
würdige Inspiration. Längs der Landstrassen Englands und in dessen
kleinen Städten und Dörfern finden sich zahlreiche alte Häuser von
jeder Grösse, mannigfache Typen, alle von unsagbarem Reiz, alle in
unzweideutiger Weise den Duft des Heims ausstrahlend. Kein Auf-
häufen des Materiales auf gut Glück, noch allein Schutz gegen die
Unbill des Wetters: der ganze Bau vielmehr der Ausdruck des
„home feeling". Von Blumengärten und breiten sammtigen Rasen-
plätzen umgeben, von Bäurnen beschattet und von geschnittenen
Eibenhecken eingefasst, geben sie ein lebendiges Zeugnis ab für die
guten alten Zeiten, die weniger hastig an einfacheren Menschen
vorüberzogen, die sich mit den Freuden des Landlebens begnügten.