im Ministerium des Innern unter Leitung des Hofrathes Ritter von Förster (Archi-
tekt Max Fabiani und Ingenieur Rudolf Bauer). Er ist durchaus mit vergoldetem
Eisen „montirt"; an denThürbekrönungen, Vasen, Flaggenmasten, Beleuchtungs-
körpern, überall ist dieses Element originell verwendet. Dazu kommt noch ein
grosser polychromer Relieffries über die ganze Facade, von W. Hayda, dem
Mitarbeiter Fadrusz' am Pressburger Maria Theresia-Denkmal und Klausenburger
Matthias-Denkmal. Dieser Fries, der an den Robbia'schen des Hospitals zu Pistoja
erinnert, ist in der Idee vorzüglich, in der Ausführung natürlich zu hastig. Unter
den noch unbekannten Kunstwerken des Inneren ist Karl Molls grosse Vogel-
perspective von Wien besonders hervorzuheben. Sie ist durch Wolkenschatten
und Sonnenschein interessant belebt, und lliegendeAdler lassen die perspectivische
Tiefe recht handgreiflich erscheinen. Durch gute Disposition zeichnen sich die
Bauten Ludwig Baumanns aus, der ein anregender Architekt ist. Sein Urania-
theater ist vorzüglich angelegt und durchdetaillirt. Dabei ist vor Augen zu halten,
dass es als Dauerbau ausgeführt werden soll, also des ephemeren Ausstellungsstils
entrathen kann. Dies gilt auch von Josef Engelharts temperamentvollen
Malereien an der Aussenseite. In zwei Friesen stellt er zehn vortrelTlich bewegte
Actüguren in wissenschaftlicher Beschäftigung dar, während in zwei Wandfeldern
der Urmensch und der Mensch von heute dargestellt sind. Der Urmensch weidet
einen Hirsch aus und isst rohes Fleisch, der heutige Mensch ist in der Bahnhofs-
halle dargestellt, ankommend, von seiner Familie zärtlich erwartet. Beide Scenen
haben viel Licht- und Farbenreiz. Im Zuseherraum hat Ad. Böhm decorative
Baurnlandschaften von einfachster Factur gemalt, um gleichsam die Baumkronen
der äusseren Parklandschaft durch die Oberfenster hereinblicken zu lassen. Gute
Disposition, bei fiüchtigem Detail, zeigt auch das Hauptrestaurant (Tropsch), wo
in den Stehbierhallen W. List und M. Kurzweil gute Malereien im Placatstil
improvisirt haben. Unter den Bauten Emil Bresslers verdient noch das Haupt-
portal hervorgehoben zu werden, eine gute Anlage mit buntem Aufbau. Eine der
augenfälligsten Aussenarchitekturen zeigt der Bau der Wohlfahxtsausstellung
(Architekt Gotthilf) mit seinem gewaltigen Portal zwischen ragenden Thürmen
von völlig phantastischer Erfindung. Es ist da aus vielen Quellen geschöpft, aber
eine aparte Wirkung erreicht. Ludwig Graf hat die Facade mit einem kolossalen
modernen Gemälde in ganz blassen Farben und fast ohne Schattengebung
geschmückt, das ungemein decorativ wirkt und sich vorzüglich in das Flächen-
system einfügt. In den bosnischen Bauten (josef Urban) ist der orientalische Stil
mit der „Modeme" durchschossen; reizend ist darin das Modell eines bosnischen
Hauses. Unter den verschiedenen kleineren Bauten, die meist gründlich miss-
lungen sind, fällt der Champagner-Pavillon Bertha Kunz (Architekt Knöll und
Hadrich) als höchst gediegenes Bauernhaus auf. Es ist nicht modern, auch nicht
gerade champagnermässig, aber es ist reizend und echt.
AS HAUS DER SECESSION. Am 28. April hat die Vereinigung
bildender Künstler Österreichs mit einer stillen Feierlichkeit, wobei man
ganz unter sich blieb, den Grundstein zu ihrem Hause hinter der Akademie der
bildenden Künste gelegt. Der Ehrenpräsident Rudolf v. Alt that die ersten
Hammerschläge. Die zur Einmauerung bestimmte Bauurkunde, die verlesen
wurde, skizzirt die Entstehung der Secession und wurde von allen Anwesenden
unterzeichnet. Der vom Architekten Josef M. Olbrich entworfene Bau kommt an