MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 11 und 12)

Weberei, und ein Weberschiffchen. Die Venezianerin ist nach dem 
jetzigen schönen Typus gebildet und trägt ein prächtiges Renaissance- 
costüm mit Spitzenwerk. Maria Theresia aber, die den Seidenbau in 
Oesterreich durch weise Verfügungen so mächtig förderte, stützt die 
Linke auf ein grosses Buch, während die Rechte auf einer Urkunde 
ruht. Mit besonderer Liebe und seinem ganzen Sinn für das Natürliche 
hat sich der Künstler der grossen Kaiserin gewidmet. Er gibt ihr nicht 
den matronenhaften Charakter der meisten posthumen Darstellungen, 
sondern lässt sie erst 35 Jahre alt sein, jung, anmuthig, liebenswürdig, 
gütig. Sie ist in der That überaus reizend und dennoch ganz kaiserlich. 
Ihre Toilette mit den fabelhaften Spitzenvolants und Perlenstickereien 
und dem reichen Geschmeide ist von grossartiger Wirkung. Die geist- 
reiche I-Iandfertigkeit des Künstlers leistet das Alles wie im Spiel. Wir 
stehen nicht an, zu sagen, dass diese Statue ihre Ausführung in 
Marmor unbedingt wert ist. Das Publicum, das ja immer specialisiert, 
erwartet von dem „Ethnographen" Strasser nichts Derartiges und 
lobt daher gewohnheitsmässig mehr die exotischen Figuren. Aber diese 
Maria Theresia gäbe ein Denkmal von ganz besonderem Reiz, und 
wie schön wäre es, sie etwa im Theresianum aufgestellt zu sehen. 
Diese vier Gipsmodelle hat der Künstler nach Schluss der Ausstellung 
zurückgekauft. Die Kaiserstatue ist vom Seidenfabrikanten Herrn Bu- 
jatti erworben, die „Färberei" vom Maler Jovanovic, die „Weberei" 
und „Appretur" vom Maler Ferraris. Dass Künstler sich beeilten, sie 
zu erstehen, ist gewiss ein Zeugnis für ihren Kunstwert. Der geniale 
Bildhauer Gedon in München that schon 1880 dasselbe, als er auf der 
dortigen internationalen Kunstausstellung mehrere Strasseriana kaufte. 
Die andere grosse decorative Leistung Strassers sah man in der 
Ausstellung der Militärtuchlieferanten. Auf einer Estrade am Ende des 
grossen Saales stand in einer Art Nische das Reiterstandbild des 
Kaisers in Generalsuniform und ihm zur Seite zwei Gruppen von je 
fünf Soldaten. Die Gruppe links enthielt die militärischen Haupttypen 
von 1848, die Gruppe rechts die von 1898, mit dem Deutschmeister- 
Fähnrich in der Mitte und einem Bosniaken. Die Kaiserstatue ist 
4 Meter, die Soldaten 2'8o (die Grenadiere mit den hohen Bären- 
mützen) bis 2'40 Meter hoch. Eine gewaltige Arbeitsleistung, zumal 
bei der Eigenhändigkeit, die bei Strasser Regel ist. Dieses ganze 
Arrangement ist jetzt im Invalidenpalais aufgestellt, leider nur auf einem 
Gange des ersten Stockwerkes, wo es gar nicht möglich ist, dass es 
zur Geltung gelange. 
Im Entwurfe begriffen ist eine merkwürdige Arbeit, mit der die 
Facade des Hauses der Secession geschmückt werden soll; man weiss
	        
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