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Objekt: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 8 und 9)

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Interessant ist auch der Bericht über die Bestrebungen der Kunstakademie in 
Düsseldorf, ihre Tätigkeit mehr in den Dienst des praktischen Lebens zu stellen; man hat 
dem Direktor der Kunstgewerbeschule dort eine Tätigkeit als Lehrkraft an der Architektur- 
abteilung der Akademie vorbehalten, um Friktionen in der Personenfrage zu vermeiden. 
Sachlich ist jedoch die Frage der Abgrenzung des Gebietes der angewandten Kunst damit 
natürlich nicht gelöst und das gleichzeitige Behandeln derselben Lehrgebiete an ver- 
schiedenen Schulen wird in nächster Zeit Gegenstand von Versuchen und Erfahrungen 
werden müssen. 
Daß eine Kunstakademie aber den früher eingenommenen schroff ablehnenden 
Standpunkt gegenüber der angewandten Kunst ganz offen fallen läßt, ist ein wertvolles 
Zeichen für das Wachsen der Anerkennung, welche sich die Resultate moderner Bestre- 
bungen auf kunstgewerblichem Gebiete errungen haben. So birgt diese scheinbar trockene 
amtliche Veröffentlichung wertvolles Tatsachenmaterial, das in das Kunstleben Preußens 
interessante Einblicke gewährt. H. F. 
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER- 
REICHISCHEN MUSEUM St. ' 
URATORIUM. Der Minister für öffentliche Arbeiten hat auf Grund des Q 8 der 
Statuten des Österreichischen Museums den Inhaber der Firma Waldeck, Wagner 8: 
Benda, Gustav Edlen von Benda, und den Direktor der Sammlungen von Waffen und 
kunstindustriellen Gegenständen des Allerhöchsten Kaiserhauses Universitätsprofessor Dr. 
Julius Ritter von Schlosser zu Mitgliedern des Kuratoriums des Österreichischen Museums 
für die Dauer seiner restlichen Funktionsperiode ernannt. 
UBILÄUMSGESCHENKE AN DAS ÖSTERREICHISCHE MUSEUM. 
Aus Anlaß des 50 jährigen Bestandes des k. k. Österreichischen Museums sind diesem 
Institut in höchst dankenswerter Weise viele hervorragende Zuwendungen gemacht 
worden, deren Ausstellung im Säulenhofe des Museums erfolgt ist. Exzellenz Graf 
Hans Wilczek hat drei italienische Majoliken, von denen zwei aus der Sammlung 
Lanna stammen, zum Geschenke gemacht. Aus einer Spende Ihrer Exzellenz der Frau 
Marie Dumba in Wien konnte eine Reihe historisch und künstlerisch sehr wertvoller 
Gegenstände für die Textilsammlung des Museums erworben werden; besonders zu er- 
wähnen sind: eine nordfranzösische Figurenstickerei aus dem XII. Jahrhundert, ein 
gestickter Schweizer Rücklaken mit der Darstellung des Gastmahles des Herodes 
und Salome mit dem Haupte des Johannes aus der Zeit gegen 1600, ein für die Spitzen- 
geschichte wichtiges Damenbildnis des XVI. Jahrhunderts aus dem venezianischen Gebiete, 
ein sehr schöner gestickter Behang um x73o und verschiedene Stoffe vom XIV. jahr- 
hundert an. Eine weitere Widmung bilden die von Herrn Dr. Albert Figdor dem Museum 
überwiesenen Porzellane. Eines derselben ist eine für den österreichischen Hof in China 
angefertigte flache Schale, bemalt mit dem österreichischen Hauswappen und dem Mono- 
gramm Karls VI. Die andern sind Wiener Porzellane, größtenteils aus der Dupaquier-Zeit, 
darunter eines der frühesten Stücke der Fabrik, eine Flasche mit den Porträtmedaillons 
Karls VI. und seiner Gemahlin in Relief. Ferner zwei signierte Porzellane, das eine in 
Schwarzlot, dekoriert von Karl Wendelin Anreiter von Zirnfeld, das andere in Purpur 
gemalt von dem bekannten Hausrnaler Wolfsbourg von Wallsdorf. Dazu kommt ein sehr 
früher bemalter Weihbrunnkessel, Veronika mit dem Schweißtuch und eine derselben 
Zeit angehörende Teekanne mit Chinesenfiguren in Schwarzlotmalerei. Herrn Oskar 
Bondy in Wien verdankt das Museum ein bemerkenswertes Holzrelief, Maria mit dem 
Christkinde darstellend, eine charakteristische Ulmer Arbeit um 1520 von Daniel Mauch.
	            		
Seine Exzellenz General der Kavallerie und Armeeinspektor Rudolf Ritter von Brudermann hat ein hervorragend schönes, reich in Gold und Seide gesticktes Gewand gespendet, das dem griechischen Inselgebiet und dem Anfange des XVIII. Jahrhunderts entstammt. Von Herrn Dr. Josef Kranz wurde ein Antwerpner Clavecin (von Joh. Dan. Dulcken, 1745) zum Geschenke gemacht. Herr Rudolf Leitner hat eine reiche Malkassette gespendet, eine signierte Arbeit von Alphonso Giroux in Paris aus dem Jahre 1832; sowohl die Intarsia als die Bronzebeschläge und die reiche Metallarbeit einzelner Geräte sind hier von beson- derem Werte. Die Kassette ist bezeichnet: „Offrande des Proprietaires, Marchands et Ouvriers de la Ville de Tours 1832". Baron Hans Reitzes schenkte eine Wiener Kaffee- tasse mit bunten Bauernszenen, Herr Guido von Rhö eine Wiener Biskuitgruppe von A. Grassi, Faun und Nymphe, Herr Paul Schilf von Suvero einen venezianischen Tür- klopier in Bronze, XVI. Jahrhundert. Dr. Max Strauß schenkte einen in Grün, Weiß und Gelb dekorierten Wedgwood-Teller, Direktor Walcher von Molthein eine bunte Salzburger Ofenkachel des XVI. Jahrhunderts, ferner einen achtseitigen Glaspokal aus dem Anfange des XIX. Jahrhunderts mit bunten Figuren in transluzidem Email und eine Bleiplakette von Peter Flötner, die Versuchung des Glaubens. Durch Herrn Fabriksbesitzer Wilhelm Sgalitzer in Wien wurde die Sammlung des bekannten Malers Ludwig Hans Fischer dem Museum überwiesen. Diese Sammlung umfaßt eine sehr große Anzahl antiker Tongefäße, worunter besonders die glasierten hervorragen; es sind auch die meisten wichtigen Fundstätten Österreich-Ungarns vertreten. Besonders groß ist auch die Zahl der spätantiken Bronze- und Emsilarbeiten, darunter eine sehr erlesene Auswahl der verschiedensten Typen von Fibeln. Eine besondere Stellung nimmt eine große Schenkung des Herrn Eugen Miller von Aichholz in Wien ein, die, in ihrer Art wohl einzig, eine große Fülle der verschiedenartigsten Fälschungen alter Kunstwerke umfaßt, sowohl Holz- gegenstände als Bronzen, Gläser, Elfenbeinschnitzereien, Töpferwaren und anderes. Besonders die Art der späteren Gotik und Renaissance ist durch eine Fülle von Objekten vertreten, die nicht nur die Kunst des Fälschers zeigen und das Auge durch den Vergleich mit dem Echten stärken, sondern auch auf manche Besonderheiten der Originale erst hinlenken. Weitere Schenkungen sind in Aussicht gestellt. OSEF FÜLNESICS Arn 30.August ist in Bad Reichenhall nach kurzer Krank- heit der Erste Vizedirektor des Österreichischen Museums Regierungsrat Josef Folnesics dahingeschieden. Er wurde am 1. September bei S. Zeno in Reichenhall bestattet, ohne daß es infolge der verspätet eingelangten Trauernachricht den nächsten Mitarbeitern des Ver- blichenen möglich gewesen wäre, ihm das letzte Geleite zu geben. Sie werden aber sein Andenken treu in Ehren halten, denn er war ein um das Österreichische Museum in 34jähriger Tätigkeit hochverdienter Mann, ein guter Kollege, ein liebenswerter Mensch. Folnesics wurde am 3. Jänner 1850 geboren und wandte sich nach Absolvierung der akademi- schen Studien der Gyrnnasiallehrerlaufbahn zu. Seine Teilnahme an der bosnischen Okkupation, die er als Leutnant mitmachte, erschütterte seine Gesundheit und hinderte ihn, die anstrengende Tätigkeit eines Lehrers fortzusetzen. Dumreicher und Eitelberger brachten ihn 1880 ans Museum, wo er zunächst als Hilfsarbeiter in den gegenständlichen Sammlungen, dann von 1885 bis 1897 an der Bibliothek, von 1897 bis zu seinem Ableben als Vorstand der Glas- und keramischen Sammlung tätig war. 1885 wurde er zum Kustos, 1904 zum Regierungsrat, 1909 zum Ersten Vizedirektor des Museums ernannt. Bereits 1897 wurde er durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet, er besaß auch die Kriegsmedaille und das Signum laudis und war korrespondierendes Mitglied des k. k. Archäologischen Instituts. Als Leiter der keramischen Sammlung, an deren Aus- gestaltung er unermüdlich arbeitete, wofür die vielen Erwerbungen, vor allem an Alt-Wiener Porzellan (darunter die Gewinnung des Porzellanzimmers aus dem Brünner Palais Dubsky) rühmliches Zeugnis ablegen, besorgte er unter der Direktion Artur von Scalas 1904 die glän- zendeAlt-Wiener Porzellanausstellung des Österreichischen Museums, deren Katalog von ihm
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