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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 4)

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Kännchen. Diese Art wurde vorherrschend bei den schönen farbigen 
Lekythen und Oenochoän, welche in der letzten Zeit der Republik 
und unter den claudischen Cäsaren aus alexandrinischen und den von 
ihnen abhängigen italischen Werkstätten hervor- 
gingen. Ein ringförmig geschlossener Faden 
umgibt den Rand und die Fussplatte, ein stärkerer 
ist unter dem Rande angebracht; um den Hals 
legt sich ein dünner Spiralfaden, der unten beginnt, 
einige Windungen beschreibt und dann schräge in 
den Ring unter dem Rande ausläuft; ein oder 
zwei dickere Fäden bilden den Henkel, oben mit 
einer Verschlingung ansetzend, unten verdickt 
auseinander gehend. Der Faden hat fast immer 
eine andere Farbe als das Gefäss, meist ist er 
opak weiss, aber auch gelb, roth, türkis- und 
kobaltblau, smaragdgrün, violett. An Kannen und 
Flaschen des II. und III. Jahrhunderts, welche 
sich in den Formen an die griechisch-alexan- 
drinischen anschliessen, ist der Farbenschmuck 
gewöhnlich farblos, wie das Gefäss selbst, aber auch opak weiss, 
gelb, blau. 
Hatte man zuerst den Spiralfaden auf einen Theil des Halses 
beschränkt und damit wohl den Bastfaden nachgeahmt, welcher an 
Thonkrügen den Verschluss festhielt oder eine Tragschlinge bildete, 
so dehnte man diesen Schmuck schon in der frühen Kaiserzeit nach 
Belieben über andere Theile des Gefässes aus. Bei Kugelflaschen 
wurde der ganze Bauch und ein Theil des Halses mit einer dichten 
Spiralwindung versehen, welche in leichter Schräge, fast wagrecht 
fortläuft. Wenn in Bertrich an der Mosel ein solches Spiralfadenglas 
mit Münzen des I-Iadrian und der Faustina gefunden wurde, so ist das 
keine ungewöhnlich frühe Erscheinung. Das Museo Borbonico in 
Neapel, die Brera, der Palazzo Poldi-Pezzoli in Mailand und andere 
italienische Museen enthalten deren mehrere aus der Zeit der Claudier. 
In Gallien und am Rhein war das III. Jahrhundert die Blütezeit der 
Fadenverzierung. Man findet hier ausser kugeligen Kannen und 
Flaschen verschiedener Grösse auch fasschenartige Flaschen und 
Trinkbecher, die aufrecht oder wagrecht auf kleinen Zapfen stehen 
und an beiden Enden mit dichten Spiralen umwunden sind, Arm- 
bänder, Griffe und Trinkhörner. Durch Auflage von zwei, einander 
kreuzenden Spiralfäden entstand ein feinmaschiges Netzwerk, das 
man mitunter mit kleinen perlenartigen Tropfen durchsetzte, wie auf 
 
Oenochoö, Museum Wallraf- 
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