Sigmund Jiray, Wohnzimmer
wie auf der ersten. Ja, wir sehen sogar bewusste Anknüpfungen an
die ältere Wiener Weise, indem die Direction reizende Wiener Arbeiten
vom Beginn unseres Jahrhunderts tüchtigen Leuten zur Nachbildung
übergeben hat. Beispielsweise gehören die eigenthümlich geschmack-
vollen und soliden Altwiener Silbersachen aus dem Besitze des Grafen
Vincenz Latour und anderer, von Johann Bannert nachgebildet, zu den
besten Stücken der Ausstellung und wurden auch gern gekauft. Sie sind
durchaus nicht „englisc " und japanisiren auch nicht; sie sind eigen-
wüchsig und haben unserem Publicum etwas lntimeres, gleichsam
Mundartliches zu sagen. Auf dieser Spur wird noch manches Lebens-
fähige zu gewinnen sein. Erinnern wir bloss an jene Cabinette in der
Congressausstellung, wo behaglicher und eleganter Altwiener Haus-
rath zusammengestellt war in einer Mannigfaltigkeit, die man gar nicht
mehr erwartet hatte. Der Empirezug herrschte zwar darin vor, denn
auch Wien arbeitete (früher!) immer zeitgemäss, aber man braucht
diese Wiener Sachen nur mit gleichzeitigen deutschen zu vergleichen,
um sofort einen anmuthigeren, erfinderischeren genius loci heraus-
zuspüren. In der That war ein gewisser reizvoller „Wiener Zopf"