MAK

Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 10)

machen Sie mir ein ganzes Zimmer." So entstand sein berühmtes 
Makart-Zirnmer. Selbst noch als alter Herr setzte er seine praktische 
Kunstliebe nicht zur Ruhe. Mit seltener Empfänglichkeit ging er auf 
die neue Kunst ein und gab jungen, noch stark bezweifelten Talenten 
grosse Aufträge. Gustav Klimt hat für ihn einen Musiksalon gemacht, 
Franz Matsch soeben einen grossen Speisesaal. Beide Räume gehören 
zum Wichtigsten, was moderne Interieurkunst in Wien geschaffen 
hat, und werden auch die Aufmerksamkeit des Auslandes erregen. 
Vorurtheile beschränkten Dumbas künstlerische Genussfähigkeit 
nicht. Er ist ein glänzendes Beispiel von ästhetischem Freisinn und 
in seinem jüngsten H übrigens gewiss nicht unbedingten - Mitgehen 
einem grossen Theile des Publicums um mehrere Jahre voraus. 
S0 ist denn seine Wohnung nachgerade ein praktischer Cursus von 
Wiener Kunstgeschichte geworden. 
Schon der Wiener Vormärz ist da reichlich vertreten. Ausser 
jenen Schubert-Sachen bemerkt man noch andere Darstellungen 
dazumaligen Wiener Lebens, darunter Kabinetstücke im damaligen 
Sinne, z. B. jenen kleinen Bretzenbuben von F endi, der im Winter 
vor Kälte tanzt, mit der Dominikanerbastei als Hintergrund. Manches 
davon ist förmlich Rarität; so Danhausers Skizze zu seinem grossen 
Altarbild im Erlauer Dom, das von Ladislaus Pyrker als Erzbischof 
von Erlau bestellt worden war. Ohne diese Skizze wäre ein solches 
Wiener Hauptbild in Wien unbekannt. Rudolf Alt ist nach allen 
seinen Perioden reichlich und vorzüglich vertreten. Ganze Wände 
sind voll von ihm. Da sind Hauptbilder seines Pinsels, wie die 
Krakauer Marienkirche, der gothische Altar zu St. Wolfgang, zwei 
Innenansichten aus der Stephanskirche, der Regensburger Dom, mit 
riesigen Bausteinen im Vordergrunde, an denen die Darstellung der 
Verwitterungsstadien sich selbst neben dem Specialismus Luigi 
Bazzanis sehen lassen kann. Auch zwei sich ergänzende Ansichten 
des Makart-Zimmers sind von ihm vorhanden. Wir konnten dieses 
Prachtgemach dem Leser in keiner würdigeren Abbildung vorführen, 
als indem wir die so sachgetreuen und malerisch erfassten Aquarelle 
Alts reproduciren. Und im Schlafzimmer der Hausfrau hängt 
ein Gelegenheitsscherz von echt Rudolf Alfschem Maler- und . . . . . 
T arokgeist, nämlich eine Piazzetta von Venedig, im duftigsten, 
blausilbernen Mondschein, mit dem Kopfe des Künstlers als Vollmond 
am Nachthimmel. Mit diesem Aquarell trug Alt der Dame eine Tarok- 
schuld ab. In den beiden riesigen Schlafzimmern herrscht überhaupt 
Altwiener Gemüthlichkeit. Da sind zum Beispiel eine ganze Menge 
Aquarellansichten aus dem Wien von Dumbas Jugend; er liess sich
	        
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