Laubensiiulchen von Bauernhäusern im Söll- und
Leukentbale in Tirol
wie er die Laubengeländer mit reiz-
voll ausgeschnittenen Brettern ver-
schalte, mit buntgestrichenen Ballu-
stren ausfullte; wie er immer neue
Formen für die Holzsäulchen der
Galerien fand, ohne jemals beim Stein-
stil ungebiirliche Anleihen zu nehmen;
wie er die Glockenthürmchen immer
anders und immer gleich graziös
bildete als „luftiges Ausklingen der
Massen nach Oben"; wie er die
kleinen Fenster mit {eingezeichneten
Rahmen umkleidete, die Thüren und
die einflügeligen Fensterläden - als
guter Österreicher - in den Landes-
farben roth-weiss-roth oder mit den in
der Spätgothik stilisirten, gekreuzten
Stäben bemalte, die er dem Wappen
der Tiroler Habsburger entnommen
haben mag"; wie er im XVIII. Jahr-
hunderte die Schnörkel des draussen in den Städten in Mode gekommenen
Rococo in derberer Gestaltung dem derberen Bauemhause anzupassen
verstand und daneben doch in der Bemalung von Balken und Pfetten-
brettem den alt ererbten „Bauemstil" fortübte! Was aber vor allem uns
seine Werke so überaus anziehend gestaltet, das ist die ganze Art
Laubensiiulchen von Bauernhäusern im
Söll- und Leukenthsle in Tirol
und Weise, wie er sie, nicht als störende
Note, sondern gleichsam als erdgewachsenes
Product der herrlichen Natur, die sie umgibt,
in ihrer leuchtenden Farbenfrische, ihrer
urwüchsigen Breite hinsetzt mitten in die
wogenden Felder, an die rauschenden Ge-
Wässer, zwischen ragende Fichten, unter die
himmelstrebenden Berge: der echte, gott-
begnadete Künstler, der, absichtslos und
doch immer das Rechte treffend, in fromm-
biederer, glücklicher Beschränkung seine be-
scheidenen Werke sinnig und stimmungsvoll
einzugliedern wusste in das erhabene, gött-
liche Kunstwerk der Alpennatur!
-)(- it-
'39
" Das hier anzuführende auf Seite r3 nbgebildete Bauem-
haus weicht insofern: vom normalen Typus ab, als es zwei
Obergeschosse und einen Theil derselben gemauert aufweist.