ergänzt und ausgebaut wird. Dort wurden der prächtige Hauptaltar
und die reizvolle Kanzel - schöne Werke der Spätrenaissance -
bereits entfernt, um neuen „gothischen" Werken Platz zu machen; was
sonst noch aus dem
Kircheninnern bereits
weggeschafft wurde,
lässt sich heute nur
mehr ahnen. Aber
noch mehr: der reich-
silhouettirte grosse
Thurm mit seinen
fünf kupfergedeckten
Kuppeln, ein archi-
tektonisches Meister-
werk, das viele Gene-
rationen hindurch ein
schönes und charak-
teristisches Wahrzei-
chen Prags bildete,
wird nächstens fallen,
um einer steinernen
gothischen Thurm-
pyramide Platz zu
machen, wie sie
schon zu Dutzenden
bestehen.
Was hier im
grossen geschieht,
wiederholt sich täg-
Joseph Hoffmann. Kasten aus grün gebeiztem Lärchenholz ligh im klginel-L Un-
seren Bauern gilt ja
vielfach nur das Gothische für kirchlich, so dass sie sogar von
gothischen Bildern, gothischen Büchern sprechen, wenn sie kirchliche
oder religiöse meinen. Da wird überall mit Eifer gesammelt, und
sobald die Mittel ausreichen, wirft man - oft unter der Ägide
gelehrter Rathgeber - alles Nichtgothische aus der Kirche, ohne
viel zu untersuchen, ob diesen Werken ein künstlerischer Wert
zukommt oder nicht. Man geht eben von der Ansicht aus, dass der
gothische Stil der eigentlich christliche sei, dass ihm eine tiefere
religiöse Stimmung innewohne als anderen Stilen. Und doch steckt
in den echten Werken der Renaissance, ja der Barockzeit mehr