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Volltext: Monatszeitschrift III (1900 / Heft 11)

In den Jahren 1892 und 1893 
decorirte Hein das Stiegenhaus 
in der Villa der Familie Basser- 
mann in Mannheim, und zwar 
waren es Scenen aus der Fami- 
liengeschichte des Besitzers, die 
als Fresken die Wände zu 
schmücken bestimmt waren. 
Die hier vorgeführten Studien für 
ein Porträtgruppenbild, gleich- 
zeitig mit jenen Fresken ausge- 
führt, zeigen, wie anmuthig der 
Künstler derartige Darstellungen 
durch frische Züge aus dem 
Alltagstreiben zu beleben ver- 
steht. Dazwischen kam Hein 
immer wieder auf sein Lieb- 
lingsgebiet, die Märchenwelt, 
zurück. 
Es ist nicht so sehr die Er- 
zählung im Märchen, die ihn 
lockt, obwohl er auch hier an 
Charakteristik und liebenswürdi- 
gem Humor nicht leicht zu über- 
treffen ist, sondern die Märchen- 
stimmung in der Landschaft, 
Franz Hein, Studie zu einem Porträtgruppenbild jenes lyrische mythenbildende 
Element in der Natur, das seit 
urdenklichen Zeiten die Phantasie zu schöpferischer Thätigkeit angeregt 
hat. Er hat das feinste Gehör für den glockenhellen Zusammenklang 
der Natur mit der beruhigten oder von stillem Genuss erfüllten 
Menschenseele. Wenn einsame Waldgründe in träumerischer Stille 
schlummern, wenn in lauschiger Waldeinsamkeit die Quelle dem Zwang der 
Felsen munter entschlüpft, wenn dunkle Baumriesen sich im geheimnis- 
vollen Bergsee spiegeln, wenn der Mondschein seine süssen Schauer über 
Fluss und Ufer breitet, dann steigen vor seinem geistigen Auge jene 
Gestalten empor, die, wie geboren aus der sie umgebenden Scenerie, das 
Naturschauspiel ergänzen und erklären. Diese Menschen sind nicht in die 
Landschaft hineincomponirt, sondern aus ihr heraus empfunden, eine 
zweite Sprache der Natur. Mit unmittelbarer Suggestivkraft theilt sich die 
innere Ergriffenheit, unter der der Künstler solche Scenen darstellt, dem 
Beschauer mit, und es ist dann gleichgiltig, ob er sich der einfachen Mittel 
der Lithographie bedient oder volle Bildwirkung anstrebt. Zu dieser Sicher- 
heit im Ausdruck, die ihn befähigt, seine Absicht in die kürzeste Synthese
	        
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