K. k. Fauhschule Bozen, Naturstudie und Anwendung
gesagt ein Irrthum, und nur seinem Heimatmotiv möchte man zugestehen, dass es in
der Zeit wurzelt und lebt. Weit ansprechender und ernster sind die Arbeiten von Konrad
v. Supanchich („Auf hoher See"), Be'la Conrad ("Jodler"), vor allem von Ludwig Presuhn
(eine höchst geistreiche, lichtwirksame Modellstudie) und Daniel Pauluzzi (Porträt-
zeichnung: Mutter und Kind). Die meisten der Blätter sind mehrfarbige Lithographien,
technisch sehr tüchtige Leistungen, die an locale Traditionen anknüpfen; die breiteste
und am meisten eingewurzelte Kunstindustrie in Graz ist ja die Lithographie. Beachtens-
wert sind manche der Zierleisten von Margarethe Supprian, Frau v. Drasenovich und
Be'la Conrad. Ist auch nicht alles an dieser Grazer Kunst zu loben, wir zweifeln nicht,
dass sie bei fortschreitender Klärung und strenger Selbstkritik, die ihr hochverdienter
geistiger Urheber Gurlitt stets zu vermitteln wissen wird, sich selbst und allen Freunden
frischer, lebendiger Kunst in Zukunft noch reinere und edlere Freuden bereiten kann.
E. Leisching
HILIPP I-IAINHOFERS REISEN NACH INNSBRUCK UND
DRESDEN. Einer der angesehensten Augsburger Patricier in der ersten Hälfte
des XVII. jahrhunderts war Philipp Hainhofer, der seiner weltmännischen Bildung und
seiner Umgangsformen wegen, sei es von seiner Vaterstadt, sei es von hochgestellten
Persönlichkeiten, oft zu Missionen verwendet wurde. Auf seinen Reisen führte er fast
immer ein Tagebuch, in dem er mit Sorgfalt alle ihm wichtig scheinenden Ereignisse ver-
zeichnete. Bei der besonderen Vorliebe für die bildenden Künste unterliess er es nicht, in
allen den Städten, die er besuchte, die hervorragendsten Kunstwerke und Sammlungen,
die oft nur schwer zugänglich waren, zu besichtigen und über sie Aufzeichnungen zu
machen. Von den 22 Reisen, die er in der Zeit von 1594 bis 1636 unternahm, gehören die
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