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Das Haus, von Olbrich ent-
worfen, von Christiansen
geschmückt, verkündet auf
tausend Schritte Distanz den
Beruf seines Bewohners,
sein Lebenscentrum: die Ma-
lerei; alles ist hier farbig.
Die Facade hat ein grosses
Glasmosaikbild, der Schorn-
stein farbiges Ornament, die
Fenster sind natürlich auch
bunt, die Wände, die Ka-
mine, die Fussböden, die
Stoffe - alles, alles wirkt
nur durch Farbe - die Form
ist dabei zu kurz gekommen.
Und ich muss sagen, dass
manchmal die coloristische
Wirkung weit weniger fein
Ausstellung der Künstlercolonie in Darmstadt, Teppich.
ist, als man es bei Christian- entworfen von 13m, nur,"
sen gewöhnt war. Es mag
ja auch sein, dass nur für das Auge des Alltagsmenschen - der kritische
Beschauer muss wohl darauf verzichten, sich selbst in jene Höhe über die
anderen gewöhnlichen Menschen zu heben, die der Katalog für die Schöpfer
verlangt 4 diese Summe im einzelnen ja guter Farbentöne und -Details
verwirrend wirkt, während es dem Wesen des Bewohners gut entspricht.
Famos scheint mir in diesem Hause das Speisezimmer. Aus Kirschholz
(von der Schreinerei Epple 8c Ege in Stuttgart) angefertigt, mit einem
Scherrebeker Teppich weich gedeckt, wirkt es vornehm, ruhig - selbst
das Rosenmotiv ist hier wohlthuend hell und erscheint nur reducirt als
Intarsia. Mit dem Christiansedschen Hause habe ich mich nicht befreunden
können. Weder die Olbrich'sche Architektur (die Halle ist hier monströs,
die anderen Räume winzig gerathen), noch die Christiansen'sche Decoration
scheint mir für die Entwicklung des modernen Kunsthandwerkes einen
Schritt nach vorne zu bedeuten; und die positiven Factoren der Entwicklung
zu erkennen, ist ja schliesslich die kritische Aufgabe jeder Ausstellung,
jedem „D0cumente deutscher Kunst" gegenüber.
Nun soll über die Olbrich'schen Interieurs gesprochen werden. Bei
Gelegenheit seiner Architekturen ist ja da schon manches gesagt worden.
Sicherlich hat die Bauthätigkeit den Künstler in den letzten Jahren in die
constructive Richtung gedrängt, die ihm früher zu sehr fehlte. Nun, so rasch
lässt sich nicht alles verbessern, was die Phantasie eines temperamentvollen
Künstlers ihn lieben gelehrt hat. Auch in Darmstadt, natürlich vor allem im
eigenen Hause, wo alle Laune verstattet war und Fehler und Vorzüge sich in
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