Prof. R. Hammel, Lampe, ausgeführt
von A. Schilder
Bildung, der Bart Kreuz- und Quereinschnitte,
die eine immer strengere symmetrische An-
ordnung empfangen, das Kreuzsymbol findet
vielfach Anwendung. Kunstvolle Gliederung
und reichste Ornamentik mit Aufwendung aller
technischen Fortschritte hebt mit dem XV. Jahr-
hundert an. Ganz deutlich prägt sich in den
reichsten Arbeiten der nun folgenden Zeit
eine Viertheilung des Aufbaues aus, man
spricht von Räute, Gesenke, Rohr und Bart.
Die Räute, Griff, Raute oder Ring, von diesen
einfachen geometrischen Formen ausgehend,
entwickelt die mannigfaltigsten Typen, Ro-
setten, figurale Darstellungen, architektonische
Bildungen aller Art. Charakteristisch für das
XV. Jahrhundert sind die „eingesprengten"
Arbeiten, von oft minutiöser Feinheit, filigran-
artig durchbrochene Musterungen in den aus-
geschnittenen Griffen. Das reichgegliederte
Verbindungsstück zwischen Räute und glattem
Rohr heisst Gesenke. Es ist kein nothwendiger
Bestandtheil des einfachen Schlüssels, an seine
Stelle tritt dann gleich das Rohr, aber der
kunstvoll gearbeitete Schlüssel ermangelt des
Gesenkes selten und zeigt an ihm mit Vor-
liebe die Meisterschaft des Erzeugers. Das
Rohr führt nur bei deutschen Schlüsseln mit
Recht seinen Namen, hier ist es hohl und sie
heissen weibliche; die französischen hingegen
sind gar keine Rohre, sondern massiv und
heissen männliche. Nicht immer ist der Quer-
schnitt des Rohres kreisrund, auch drei- und
vierkantige und sternförmige kommen vor.
Die Gestaltung des Bartes endlich hängt von
der Construction des Schlosses ab, seine Ein-
schnitte heissen Reifbesatzung und Mittelbruch
und stehen im engsten Zusammenhange mit
dem Eingerichte des Schlosses; Wir sehen in
dieser Epoche Griffe mit eingesprengter Mass-
werkverzierung und Fischblasenornamenten,
mit rosetten- oder schneckenförmiger Ein-
Sprengung, mit Stern- und Kreuzmustern, den
Griffrand mit zinnenartiger und ausgeschweifter Bekrönung, die Gesenke
achteckig oder rund oder kugelförmig, das Rohr, auch bei den italienischen
XaniroiT, "Der Wind", Terra-
Cotta von F. Goldscheider,
Ständer, entworfen von Prof.
R. Hammel, ausgeführt von
Jos. Veillich
Stücken weiblich, oft kleeblattförmig, der Bart einfach
oder kreuzförmig eingeschnitten, am Reife kammartig.
Das XVI. Jahrhundert erreicht die höchste technische
Vollendung, an die Stelle der eingesprengten und ein-
gelötheten Ornamentik des Griffes tritt der edelste
Eisenschnitt, auch gepunzte und gravirte Behandlung.
Der Griff erhält ganz neue, der veränderten Stilweise
gemässe Formen in unerschöpflicher Fülle, und mit
wunderbar sicherem Empfinden verstehen die Künstler
sich alle Eigenthümlichkeiten des Materials nutzbar
zu machen. Bald sind es Motive der antiken Architek-
tur, Capitäle, vornehmlich jonische, bald phantastische
Arabesken, bald Einzelfiguren oder verschlungene
Gestalten, Thierbilder, mit Vorliebe Delphine, Pferde-
köpfe, dann Mascarons, Band- und Laubornamente,
Blüten aller Art, welche den Griff aufs Reichste zieren.
Das Gesenke erhält meistens architektonische Gliede-
rung oder kugelförmige oder ringförmige Profilirung,
auch architektonischen Aufbau in Durchbrucharbeit,
das Rohr wird cannelirt, der Bart symmetrisch ein-
geschnitten, meist sternförmig oder mit Kreuzein-
schnitt.
Das XVII. Jahrhundert zeigt neben treuem zähem
Festhalten an den künstlerischen und technischen
Überlieferungen des Vorausgegangenen doch vielfach
schon Verfallserscheinungen, nicht immer ist mehr
das liebevolle Versenken in die Arbeit zu bemerken,
wie ehedem. Schnitt und Gravirung sind noch durch-
wegs im Schwange, die Ornamentik wird gesuchter
und schwerer, es ist nicht mehr ein lebendiges Zu-
strömen immer neuer natürlicher Gedanken, aber
trotz alledem noch eine Epoche, welche Meisterwerke
allerersten Ranges aufweist. Noch immer steht der
deutsche Schlüssel obenan, er ist bis dahin auch in
fremde Länder gedrungen, die ihm nichts Ebenbürti-
ges an die Seite stellen konnten. Nun aber, gegen
Ende des XVII. Jahrhunderts, wird mit dem bis
dahin üblichen Schlosse, das seine technischen und
künstlerischen Grundlagen in den Meisterwerken des
XV. Jahrhunderts hat, auch der Schlüssel wesentlich
verändert. Die Errungenschaft im Ausgange des
XV. Jahrhunderts bestand in der Umwendung des
Unterlagsbleches, welches den Mechanismus verbarg,
und in der Aufdeckung des ganzen, so complicirten
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