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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 6 und 7)

 dass die Rene-Bilder 
noch einenEinschlag auf- 
weisen, den man nicht 
anders als „echt franzö- 
sisch" bezeichnen kann. 
Zu diesem gehören, wie 
Chmelarz ausführlich dar- 
legt, die Beschränkung 
der Darstellung auf 
wenige Gestalten in 
grösserem Masstabe und 
die gewissenhafteste 
Deutlichkeit auch beim 
Vorführen des innern 
Lebens der Personen, die 
vorunstretenmsozusagen 
_ wie in einem geistvollen 
  1 -  Zwiegespräch begriffen, 
Teseide (md- m7) dessen Inhalt sich in 
wenigen, aber zutreffen- 
den Worten zuspitzt". Ein ausgezeichneter Psychologe, hat unser Illustrator 
„allegorische Schemen zur Illusion vollster Lebenswahrheit und Wahr- 
scheinlichkeit" erhoben. Hervorragende Meisterschaft zeigt die Behandlung 
des Helldunkels und der Beleuchtungseffekte; besonders bezeichnend ist die 
farbenabdämpfende, sehr feine Schraffierung im Gewande wie im Gesichte 
der Menschen, sowie die Charakterisierung der Arten bei Bäumen und 
Sträuchern. Auf Grund solcher Erwägungen gelangt Chmelarz zu dem 
Schlusse, dass der Meister unserer Prachtbilder in der Mitte stehe zwischen 
den Niederländern, wie Gerard Horebout und Gerard David einer-, und den 
Franzosen, wie Jean Foucquet, anderseits. In prinzipieller Übereinstimmung 
mit diesem Ergebnis stellt Durrieu (a. a. O.) zunächst fest, dass die 
Miniaturen unserer Wiener Handschrift des Romans - „de la plus 
admirable beaute" - auch insofern eine ganz besondere Stellung ein- 
nehmen, als die Bilder des Pariser Exemplars des Werkes nicht nur später 
hergestellt sind als die der Wiener Handschrift, sondern sich schlechthin 
als Nachahmung eines Malers darstellen, der zweifellos unsere Handschrift, 
die älteste aller bekannten Abschriften des Textes, vor Augen gehabt hat. 
Der „Lieblings-Miniaturist des Königs", der die Bilder ausgeführt hat, sei 
niemand anderer als Barthelemy de Clerc, Maler und valet de chambre 
Renes, der in Hinkunft noch einen ruhmreichen Platz in der Geschichte der 
französischen Kunst einzunehmen berufen sei. Diese Zuweisung wider- 
spricht, wie man sieht, keineswegs den bisherigen Forschungen; die von 
Durrieu noch nicht mitgeteilten speziellen Gründe für dieselbe darf man 
mit Spannung erwarten. 
 
	        
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