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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 6 und 7)

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der solcherart beschriebe- 
nen Handschrift mit der un- 
serigen bildet natürlich der 
geringfügige Umstand, dass 
der „veloui-s" auf dem Bilde 
rot, nicht schwarz erscheint, 
kein Hindernis. 
Die Illustration des 
Kampfes der Amazonen mit 
den Griechen gab dem Künst- 
ler reiche Gelegenheit zur 
Entfaltung seines Könnens. 
Wie er seine Aufgabe löste, , 
lehrt schon ein flüchtiger i 
Blick auf das Bild, wohl l 
das wirksamste der ganzen 
Handschrift, und Durrieus 
Urteil, diese Miniatur sei 
„prodigieuse de vie, de force, 
et d'eclat", kann man unter- 
schreiben. Boccaccios Er- 
zählung, die berichtet, wie 
die Amazonen mit ihrer 
Königin Hippolyta nach 
Ermordung ihrer eigenen 
Männer auch die an der 
skythischen Küste landenden 
Griechen zu misshandeln i 
und zu töten wagten und ._ 
wie Theseus, der jugendlich x   , au. .. _,_-._____.__;-_I.-__,.  
Schöne Her-Zug von Athen, Gebetbuch Maximilian l.(cod. x9o7) 
zur Sühne solchen Frevels 
gegen die kriegerischen Frauen auszog, wie ferner nur unter grössten 
Anstrengungen die Landung der Griechen an der feindlichen Küste gelang, 
musste den Künstler zunächst veranlassen, den Kampf möglichst bewegt 
und erbittert darzustellen; neben diesem Motiv war Gelegenheit zu land- 
schaftlicher Staffage, zu architektonischem Aufbau bei Darstellung der 
Burg und natürlich auch zur Vorführung der griechischen Schiffe, also 
eine Fülle von Aufgaben geboten, welche die volle Kraft eines ersten 
Meisters erheischten. Erstaunliche Gabe zu Komposition und lebendigem 
Vortrag macht sich bei der Schilderung des Kampfes geltend. Über hun- 
dert Personen gewahren wir hier, von welchen sehr viele - das gilt nament- 
lich vom Gesichtsausdruck - individualisiert werden. Wie im Epos die 
Griechen nur dem Namen nach erscheinen, in Wahrheit mittelalterliche
	        
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