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der solcherart beschriebe-
nen Handschrift mit der un-
serigen bildet natürlich der
geringfügige Umstand, dass
der „veloui-s" auf dem Bilde
rot, nicht schwarz erscheint,
kein Hindernis.
Die Illustration des
Kampfes der Amazonen mit
den Griechen gab dem Künst-
ler reiche Gelegenheit zur
Entfaltung seines Könnens.
Wie er seine Aufgabe löste, ,
lehrt schon ein flüchtiger i
Blick auf das Bild, wohl l
das wirksamste der ganzen
Handschrift, und Durrieus
Urteil, diese Miniatur sei
„prodigieuse de vie, de force,
et d'eclat", kann man unter-
schreiben. Boccaccios Er-
zählung, die berichtet, wie
die Amazonen mit ihrer
Königin Hippolyta nach
Ermordung ihrer eigenen
Männer auch die an der
skythischen Küste landenden
Griechen zu misshandeln i
und zu töten wagten und ._
wie Theseus, der jugendlich x , au. .. _,_-._____.__;-_I.-__,.
Schöne Her-Zug von Athen, Gebetbuch Maximilian l.(cod. x9o7)
zur Sühne solchen Frevels
gegen die kriegerischen Frauen auszog, wie ferner nur unter grössten
Anstrengungen die Landung der Griechen an der feindlichen Küste gelang,
musste den Künstler zunächst veranlassen, den Kampf möglichst bewegt
und erbittert darzustellen; neben diesem Motiv war Gelegenheit zu land-
schaftlicher Staffage, zu architektonischem Aufbau bei Darstellung der
Burg und natürlich auch zur Vorführung der griechischen Schiffe, also
eine Fülle von Aufgaben geboten, welche die volle Kraft eines ersten
Meisters erheischten. Erstaunliche Gabe zu Komposition und lebendigem
Vortrag macht sich bei der Schilderung des Kampfes geltend. Über hun-
dert Personen gewahren wir hier, von welchen sehr viele - das gilt nament-
lich vom Gesichtsausdruck - individualisiert werden. Wie im Epos die
Griechen nur dem Namen nach erscheinen, in Wahrheit mittelalterliche