Wahrnehmung bezeichnet werden, dass die Schüler bei Anwendung der
neueren Methoden eine gegen früher ungleich höhere Arbeitsfreudigkeit
bekunden und dass die Leistungen nicht nur quantitativ, sondern auch
qualitativ den Anforderungen weit mehr als bisher genügen.
Hervorzuheben kommt noch, dass von Seite der Unterrichtsverwaltung
noch andere Massnahmen getroffen wurden, um den infolge der Reform
entstandenen Bedürfnissen der gewerblichen Schulen zu entsprechen; zu
nennen sind in dieser Richtung: Die Beschaffung zahlreicher Abgüsse von
Naturformen, die Ausgabe von Vorbildern, die Ausstattung der Schulen mit
photographischen Apparaten und Skioptikons, sowie mit mustergiltigen
neueren Arbeiten aus den Sammlungen des Österreichischen Museums.
AUS DEM WIENER
LUDWIG HEVESIJWIEN so
von
ÜNSTLERHAÜS. Die l-Ierbstausstellung, mit über xooo Nummern, bietet ein
förmliches Panorama von älterer und neuerer Kunst. Man würde sich in ihr verlieren,
wenn es nicht festgeiiigte Gruppen gäbe, jede mit einem anderen Gesicht, das doch andere
Züge trägt als die übrigen. Die ersten fünf oder sechs Räume des Erdgeschosses enthalten
die Viennensia-Sammlung des kaiserlichen Rates Wilhelm Boschan, über 400 Bilder.
Die Frucht einer Respekt einflössenden Sarnmlerarbeit aus mehreren Jahrzehnten, die nun
als Ganzes, mit noch etwa xoo Bildern abgerundet, der Modernen Galerie geschenkt ist.
Die echt wienerische Tat des Besitzers hat grosse Freude erregt. Die Sammlung ist ein
Spiegelbild der letzten Wandlungen Wiens. Wien, das geht, und Wien, das kommt, bis
weit in den Vormärz zurück. Man begegnet ehrenfesten, so zeichnerisch gemalten Bildchen
von Sigmund v. Perger (1829), Johann Gerstmayer (i83o), Balthasar Wiegand (1835).
Wiesböck (1853), Franz Alt (1843); einer Kunst, die noch die Pflastersteine abzuzählen
scheint. Rudolf Alt ist nur durch ein kleines, aber intensives Blatt („Schlosstheater zu
Schönbrunn) vertreten; es ist wie ein Sonnenaufgang von Farbe. Das geht dann so herauf,
über alle die verschiedenartigen Vedutisten: die Poledne und Richard Moser, mit ihren
fastphotographischen EHekten, die unermüdlich sachlichen eines Bemt, die in persönlicheren
Farben gesehenen eines L. H. Fischer, bis zu den modernen Stimmungsszenen eines
Pippich, Tomec, Graner. Überraschend war Alfred v. Püügl mit seinen prächtigen, tief-
farbigen Interieurs aus der Peterskirche, Universitätskirche, Stefanskirche, in denen sich
die Anschauung derMakart-Zeit fortspinnt. Natürlich kommtauch der Topograph und Lokal-
historiker auf seine Rechnung. Wie viel demoliertes Barock ist hier in Wasserfarbe verewigt,
welche reizende und gesunde Typen des bürgerlichen Wiener Wohnhauses von einst. Und
welche malerischen Strassenbilder, mit allem Zauber des verpönten Winkelwerks. Man
denkt gar nicht gern daran, dass einst auch die Schönlaterngasse etwas Gewesenes sein wird;
oder das klassische Griechengassl; oder das wundersame Ratzenstadl. Diese abscheulichen
Dinge sind so reizvoll; in Amerika würde sie der Staat als Nationaleigentum erklären und
konservieren. Kurz, Altwien hat wieder einmal einen grossen Erfolg. Im französischen
Saal ist eine ganze Wand mit dem allegorischen Cyklus Sascha Schneiders: „Um die
Wahrheit" bedeckt, der schon in Düsseldorf viel Aufsehen erregt hat. Es sind zehn Szenen,
deren grösste eine Art Predella ist, auf der sich von schwarzem Grunde zwanzig nackte
Kämpfer abheben. Sie sind messerscharf gezeichnet, haben eine stumpfe, abstrakte Fleisch-
farbe, von der sich die blutroten Wunden und Blutstreifen, auch der bläuliche Stahl der