81
Über die Bearbeitung solcher und
ähnlicher Zinngegenstände im XI. und
zu Beginn des XII. Jahrhunderts be-
richtet Theophilus Presbyter. Die Her-
stellung der Ampullen geschah nach
ihm in sogenannter verlorener Form,
d. h. dieselben wurden über ein
Wachsmodell, allseitig geschlossen,
hergestellt und so konnte die Form,
da sie nach dem Gusse zerstört
werden musste, nur einmal verwendet
werden.
Auch von den sogenannten Seine-
funden finden wir in der S. D. F. viel
Beachtenswertes. Eingehend hat sich
mit dem Studium dieser massenhaft
in der Seine unterhalb des Pont neuf
aufgefundenen kleinen Zinn- und Blei-
gegenstände der Franzose I-Iavard be-
schäftigt und durch Urkunden aus
Tränentläschchen mit langem Hals und Stab-
henkeln, Abtei Vendöme, XVjahrhundert, S. D. F.
dem Jahre 1470 nachweisen können, dass französische Goldschmiede in
Zinn Modelle von Gegenständen herstellten, welche sie später in Silber und
Gold ausführten. Leider wurde aus dem Resultat dieser Forschung eine
Regel für alle derartigen Funde gemacht und diese sämtlich als Gold-
Klostersalzfass, altere Kopie, S. D. F.
schmiedmodelle bezeichnet. Der
weitaus grössere Teil hatte gewiss
nicht solche Bestimmung, nach-
dem uns korrespondierende Gegen-
stände in Edelmetall nicht be-
kannt sind.
Jedenfalls waren viele solcher
Zinnarbeiten überhaupt nie in einem
anderen Metall gedacht, das ja für
Stücke, welche als Spielzeug, als
Wallfahrtsgaben und Pilgerab-
zeichen bestimmt waren, ein billi-
geres I-Ierstellungsmaterial bildete,
als edles Metall. Zu jenen Zeiten
nicht so wohlfeil wie heutigen
Tages, hatte das Zinn damals
seinen Rang bald nach dem Silber,
so lag es im Interesse der Wall-
fahrtsorte, ihre Andenken den Zinn-
giessern an der Seine in Ausführung
x!