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EIT dem Erscheinen des ausführlichen Werkes
über Prunkgeräte aus Edelzinn, dessen Verfasser
I-Ians Demiani die Arbeiten von Francois Briot
und Kaspar Enderlein als Erster streng ausein-
anderscheiden konnte, ist wohl kaum so bald
etwas Neues der Literatur über diesen Zweig
des Kunstgewerbes beizufügen; der Zweck der
nachfolgenden Zeilen kann daher lediglich nur
der sein, hervorragende Zinnarbeiten im Wiener
Privatbesitze zu besprechen - jener der bei-
gegebenen Abbildungen, das vorhandene Ver-
anschaulichungsmaterial zu ergänzen.
_ Die Entdeckung reicher Zinnlager im Erzgebirge zu Beginn des
XIII. Jahrhunderts gestattete eine häuligere
Verwendung dieses Metalles zur Her-
stellung von Gefässen, als es vordem
möglich war. In Verbindung mit Kupfer
und Blei lieferte es die wertvolle Bronze
und wurde daher, solange die Beschaffung
mit Schwierigkeiten verbunden und kost-
spielig war, lediglich zu diesen Zwecken
reserviert. Auch die Zinnlager im Erz-
gebirge konnten in der ersten Zeit dem
Bedürfnisse nicht vollauf genügen, und
die Kirche war es in erster Linie, welche
das gewonnene Material für sich in An-
spruch nahm. Taufbecken, kleine Kannen,
Schüsseln und andere Gebrauchsgegen-
stände zu kirchlichen Zwecken sind die
ersten Arbeiten sächsischer und böhmi-
scher Zinngiesser.
Gleichzeitig bezieht Frankreich dieses
Metall aus England und verarbeitet es im
Dienste der Kirche.
Im XV. jahrhundert, vielleicht auch
schon zu Ende des XIV., entstehen
' Die beiden hier angeführten Sammlungen des Herrn
Dr. Albert Figdor und Sr. Exzellenz des Grafen Hans Wilczek
werden der Abkürzung halber mit s. D. 1-1. beziehungsweise Breslau" Kaum mit Gravivwnsen, Beginn
S, E_ w, bgzgighnQL des XVI. Jahrhunderts, S. D. F.
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