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kleidet sind. Nicht immer sind Balken und Bretter einfach gehobelt und
unvermittelt auf die Seitenwände gesetzt, sie sind nach städtischem Muster
- wie es in Aachener Häusern aus dem XVIII. jahr-
hundert noch oft vorkommt ä auch von Konsolen ge-
stützt, an den Ecken abgefast und mit eingetieften, an den
Schmalseiten abgerundeten Feldern verziert. Man hat in
solchen Fällen auch nicht mehr das von Alter und Russ
geschwärzte Holzwerk blank gelassen, sondern weiss
getüncht, damit es einer Stuckdecke ähnlich sehe. Die
Wände sind gegenwärtig fast überall mit ordinären Papier-
tapeten beklebt. Kratzt man diese aber ab, so findet man
noch häufig den ursprünglichen charakteristischen An-
strich, die obere Hälfte weiss, die untere grasgrün. Den
Fussboden bildet gestampfter Lehm, mit feinem weissen
Sande bestreut, manchmal auch Schiefer in unregel-
mässigen Platten.
Das hervorragendste Einrichtungsstück ist der Herd.
Im Gegensätze zu den übrigen Gegenden von Deutschland
Le";;'ä'3x::li:äfrts5' hat sich am Niederrhein, auch in den Städten, vom Mittel-
(Sammlung Wange- alter her, sowohl zur Heizung wie zum Kochen, der Kamin
"mm" A""'") erhalten, der vom XVII. jahrhundert ab durch französi-
schen Einfluss weiter ausgebildet wurde. Er besteht aus
einer flachen Wandnische mit vorgebauten Seitenwangen und ist von einem
hohen, dachförmigen Rauchfange aus Eichenholz überdeckt. Der untere,
vorspringende Teil dieses Rauchfanges dient zum Aufstellen von Tellern
und Schüsseln. Er besteht aus einem breiten, durch senkrechte Triglyphen
und Rosetten belebten Rahmen, der oben durch eine profilierte Leiste,
unten manchmal, wie in Holland, durch kurze, gefaltete Stoffvorhänge
abgeschlossen ist. Auch die Seitenwangen sind vorn mit Leisten aus
Eichenholz in Form von Pilastern verkleidet. Die aus Ziegeln gemauerte
Feuerung enthält einen eisernen Rost und ist nach aussen mit eisernen
Gitterstäben abgeschlossen, deren Eckpfeiler herausgebogen sind und
mit grossen Messingknöpfen abschliessen. Zum Schutze vor den Flammen
ist an der Rückwand der Nische eine gusseiserne Platte angebracht,
die mit Reliefs geschmückt ist. Derartige Herdplatten kommen zwar auch
in andern Teilen Deutschlands, in den Niederlanden und in Luxemburg
vor, aber nirgends so häufig wie in der Eifel und der Umgebung von
Aachen. Hier sind sie in den vom XV. bis zum Ende des XVIII. Jahr-
hunderts blühenden Messinggiessereien nebenbei hergestellt worden, während
in der Eifel selbst der Eisenguss von altersher selbständig betrieben wurde.
Die hiezu nötigen Modelle wurden in Birnholz geschnitzt, auf Bretter fest-
genagelt und mit starken, profilierten Holzleisten umgeben. Die ältesten
erhaltenen Platten mit spätgotischer Dekoration stammen aus dem XIV._]ahr-
hundert und sind geradlinig abgeschlossen. Vom XVII. Jahrhundert ab