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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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Büchsenmacher aufzuzählen, welche bis in die neueste Zeit in ihrem 
Fache zu hohem Ruhme gelangten. Ihre Erzeugnisse wetteifern, was 
Schönheit und Eleganz der Ausstattung, Solidität und inneren Wert 
anbelangt, mit den besten Leistungen aller Länder*). 
Zum Schlüsse soll noch der im Jahre 1560 durch Guter in 
Nürnberg erfundenen Windbüchse gedacht werden, welche durch 
Contriner in Wien wesentlich verbessert worden ist. 
Johann Newald. 
*) Die Waffen-Fabrication wird in manchen Gegenden Oesterreichs 
in grosser Ausdehnung seit langer Zeit betrieben, so beispielsweise in Steyr 
und Umgebung. Jene Actien-Gesellschaft, welche die früher mehr zersplit 
terte Waffen-Erzeugung in und um Steyr rationell organisirte und vereinigte 
hat damit bereits sehr schöne Erfolge erzielt; sie ist aber auch Ursache’ 
dass manche Waffen-Fabrik seither dem Untergange entgegengeführt wurde! 
Schwer getroffen wurde auch die altberühmte, seit mehr als zwei 
Jahrhunderten bestehende Waffen - Fabrication zu Ferlach in der Nähe von 
Klagenfurt. Die Gewehr-Fabrik zu Ferlach ist eine durch Statuten normirte 
Vereinigung von mehr als 300 selbständigen Meistern, welche sich in die 
zur Erzeugung eines Gewehres erforderliche Arbeit theilen, ohne eine andere 
einheitliche Leitung des Ganzen, als welche die Handels - Unternehmung 
mit derlei Waaren bieten kann. Das Schädliche einer solchen Organisation 
lag klar zu Tage. Einer war von dem Andern abhängig, die Schleuderhaf- 
tigkeit des Einen mussten auch die Anderen büssen. Indessen die Gewerbe- 
Freiheit milderte auch hier die Gegensätze, so dass in Folge dessen auch 
die Verhältnisse wenigstens etwas gesundere geworden sind. 
Bei der Waffen-Fabrication in Ferlach sind Meister, Gesellen, Lehr 
jungen, Kinder unter 14 Jahren und überdiess Weiber, im Ganzen 1546 Per 
sonen beschäftigt. Als Motoren dienen der Ferlacher Waffen-Erzeugung 
55 Wasserräder von 410 Pferdekräften; an Arbeits-Maschinen, als: Bohr-, 
Dreh-, Schleif-, Frais-, Hobel-, Damask-, Wind-, Dreh- und anderen ver 
schiedenen Maschinen, sind 234, an Oefen 66 vorhanden. Als Brennstoff für 
den Fabriks-Bedarf wurden 80 englische und 500 Centner Ostrauer Coke, 
dann Holzkohlen verbraucht. Die Rohstoff-Verarbeitung, als: Eisen, Stahl! 
Damask, Messing und Packfong, beträgt 6300 Centner, jene an Schaftholz 
(Nussholz) 50.000 Centner. 
Die Erzeugung betrug im Jahre 1871 20.000 Stück Gewehre 13.500 
einfache und Doppel-Pistolen, 2000 Stück andere Waffen. Ausserdem wurden 
noch Geschmeide-Waaren aller Art und Gewehr-Bestandtheile für den auslän 
dischen Handel im Werte von 8000 11. erzeugt; der gesammte Productions- 
Wert der Ferlacher Waffen-Fabrication beziffert sich auf 361.000 fl. Der 
Absatz der erzeugten Waffen etc. erfolgt ausser Oesterreich vorzüglich nach 
Ungarn und dessenNebenländern, dann nach den Donaufürstenthümern u. s.w. 
Ampezzo (Tirol) hat sich von jeher durch geschickte Mechaniker aus 
gezeichnet. So erwarb sich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Bartolomeo 
Gillardon einen rühmlichen Namen durch die Erfindung von Windbüchsen, 
welche auch bei einigen Abtheilungen der österreichischen Armee ein 
geführt wurden. Er starb zu Wien 1799. Auch die Mechaniker Zaniedelli 
und Colli waren als Büchsen- und Uhren - Macher in den Städten Ober- 
Italiens gesucht.
	        
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