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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 2)

Ähnliche Betrachtungen ließen 
sich fast an allen BildnissenSargents 
anstellen. Da ist Roosevelt, der 
Präsident der Vereinigten Staaten, 
die wahre Personiiikation der Ener- 
gie, des tätigen Lebens, das er mit 
Rede und Beispiel befürwortet. Mit 
mächtigem Griff umfaßt seine Hand 
eine Kugel, welche den Aufsatz 
einer Balustrade bildet. Da ist Lord 
Russell of Killowen, der verstorbene 
Lord Chief Justice, mit dem eigen- 
tümlich suchenden, durchdringen- 
den Blick des prüfenden Richters; 
die geistreichen, feinen Züge des 
Dichters Coventry Patmore (das 
Bildnis ist in der Londoner National 
Portrait Gallery); das wetterge- 
bräunte, abgehärtete, sehnige Ge- 
John Smge, 53mm, D,_ 103mm sicht des Reitergenerals Sir Jan 
Hamilton, dessen schneidiger 
Führung seiner Brigade im letzten Burenkriege der Entsatz von Kimberley 
zu danken war. Da ist der bekannte Kopf des greisen Virtuosen Dnjoachirn, 
welcher ihm anläßlich seines Jubiläums vor kurzem von seinen englischen 
Bewunderern gewidmet wurde; der Violinist Johannes Wolff und der 
Sänger George Henschel. Da ist der Herzog von Portland mit seinem 
Jagdgewehr und Hunden - Sargent liebt es, Hunde in seine Bildnisse 
einzuführen und beobachtet auch sie mit dem Auge des Meisters; _ 
und da ist schließlich, um der langen Liste auch den Typus des Ge- 
lehrten zuzufügen, das glänzend charakteristische Bildnis des Francis 
C. Penrose, des verstorbenen Präsidenten des Royal Institute of British 
Architects. 
Was die rein technische Seite der Sargentschen Kunst betrifft, so ist 
sie auf der Höhe seines psychologischen Einblickes. In der modernen Kunst 
hat er keinen Rivalen, der ihm an Kühnheit der Pinselführung nahe kommt, 
keinen der mit anscheinbar so einfachen Mitteln so viel ausdrücken kann. 
Seine Palette ist rein und einfach, seine Pinselführung unfehlbar sicher. Mit 
einem einzigen, kühn geschwungenen Strich gibt er zum Beispiel eine Falte 
nicht nur der Form nach wieder, sondern er drückt sogar das Stoffliche 
klar aus. Es ist kaum begreiflich, wie mit so einfachen Mitteln Satin, Seide, 
Tuch, Tüll, Sammet oder Pelz in unverkennbarer Weise zur Vorstellung 
gebracht werden können. Dabei ist seine Farbe immer frisch und rein und 
die Gesamtwirkung ungemein harmonisch. Seine Geschicklichkeit ist 
blendend, verblüffend. 

	        
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