Herkules mit dem NemeTschen Löwen, Plafonddetail im „Roten Saal"
ersten Anblick ganz und gar phantastisch, tatsächlich mit den architek-
tonischen Gesetzen nirgends im Widerspruche stehen, und, vorn Grab-
stichel vervielfältigt, das baukünstlerische Schaffen weit und breit beein-
Hussten, sind wir für die kritische Würdigung des Innern, so weit es in
seiner ursprünglichen Form sich noch erhalten hat, genugsam vorbereitet.
„Das riesige Tor führt in ein durch beide Geschosse reichendes
Vorhaus. In dem trotz der überderben Architektur doch malerischen
Hofe befindet sich zur Rechten eine offene Pfeilerloggia, hinter der die
stattliche Treppe aufsteigt. Drei Flügel umgeben denselben - nur
dem Vorhause gegenüber befindet sich ein mit einer Terrasse endigender
Bau." Diese Beschreibung von Cosimo Fansaga's Palazzo der Caraffa
von Maddaloni (jetzt Banca Nazionale) in Neapel, die wir aus Gurlitt
(I S. 424) wörtlich zitieren, passt auch auf das Vestibül und den Hof des
k. k. Finanzministeriums, was den allgemeinen Eindruck betrifft, den
Umstand freilich abgerechnet, dass der Hof trotz der Flachnischen und
dem Delphinbrunnen an der Terrassenwand zwar „überderb" in den Formen,
im übrigen aber nicht sonderlich malerisch aussieht und dass die fragliche
Pfeilerloggia mit der Galatreppe aus dem Hofe in den letzten Raum-
abschnitt des Vestibüls versetzt ist. Den Einfluss der Galli-Bibiena's
gewahren wir sofort an „der seltsamen Konstruktion eines flachen Spiegel-
gewölbes mit ausgeschnittener Oberlichtöffnung" im mittleren der drei Räume,
in welche das Vestibül nach dem italienisch-französischen Schema zweier,
einem mittleren runden oder ovalen Kuppelsaal angegliederter oblonger
Gelasse unterteilt ist. Die dritte gegen den Hof zu gelegene Partie der Ein-
fahrt mitsamt dem verhältnismässig schmalen rechteckigen Raum, in den
die Galatreppe eingepresst ist, lehrt ein Davilefscher Grundriss (Taf. 63 C)