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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 4)

Kunstgeschichtlich interessant sind die Bilder Waldmüllers, besonders die Landschaften, 
die Licht- und Luftprobleme versuchen und selbständig lösen. Bezeichnend für eine 
Berliner Gruppe, die treufleißig Wirklichkeitsschilderei trieb und liebevollen Sinn für allen 
Anteil der Umwelt hatte, die von Chodowiecki stammt und in Menzel höchste Voll- 
endung fand, sind die Bilder Hummels von der „Granitschale im Lustgarten". 
Auch der plastische Besitz wurde vermehrt. Eine verkleinerte Nachbildung des 
Rodinschen „Penseur", eine hervorragende Porträtbüste Werner von Siemens von Hilde- 
brandt in der gesammelten großzügigen Art dieses Künstlers, ein machtvoller monumen- 
taler Bronzelöwe von August Gaul, das sind diese skulpturalen Neuerungen. 
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Die Berliner Chronik hat noch den Umbau des Königlichen Schauspielhauses zu 
melden. Eine eigenartige Arbeit ist hier vollzogen worden. In den vollkommen erhaltenen 
Rahmen des Schinkel-Baues wurde ein ganz neuer Innenraum hineingesetzt. 
Viele technische Finessen wurden dabei angewendet und sie sind das Interessanteste 
der Sache. Die ursprünglichen dicken Mauern, die brüchig und widerstandslos geworden 
sind, wurden durch Eisenträger ersetzt und dadurch gewann man gegen früher reichlich 
Platz, um mustergültige Garderoben zu schaffen, die in ihrer hellen, luftigen Stimmung mit 
den blanken Möbeln und dem schmucken Gerät an wohlgepliegte SchiHskabinen erinnern. 
Vordem waren es fensterlose enge Kammern ohne Licht und Luft, gleich Kellerlöchern. 
Der Platzgewinn ermöglichte noch eine wichtige Neuerung, die Schaffung einer breiten 
und tiefen Seitenbühne, auf der die Verwandlungen vorbereitet, ganze Szenerien aufge- 
stellt und auf leicht funktionierenden Rädermaschinerien auf die Vorderbühne gerollt 
werden können. Das hat einen Vorzug gegen die Drehbühne, die doch immer einen Teil 
der Hauptbühne absorbiert, während hier die ganze Tiefe ausgenützt werden kann. 
Technisches Rafiinement waltete auch bei der Neuanlage der Aufgänge zum zweiten 
und dritten Rang. Sie sind so komponiert, daß sie bei geringster Raum-Inanspruchnahme 
(die gewundenen Treppen drehen sich umeinander) größtmöglichste Sicherheit bieten. 
Um die Innenarchitektur und die Schmuckausbildung des Zuschauerraumes hat sich 
in der Berliner Presse ein lebhafter Streit erhoben; der Tadel gegen diese Lösung des 
Wiesbadener Professors Genzmer ward an mancher Stelle allzu leidenschaftlich ausge- 
sprochen und eine etwas krampfhafte nachträgliche Begeisterung für das alte Innenhaus 
produziert. Diese Begeisterung ist nun wirklich recht unmotiviert. Was von der früheren 
Anlage edel und mustergültig war, der Apollosaal und der große Konzertsaal in ihren reinen 
harmonischen Formen und den ruhevollen gesammelten Farben ist geblieben. Der 
Zuschauerraum aber hatte vor allem in seiner oberen Höhe nichts, dem man trauernd nach- 
weinen möchte. Die Neuschöpfung bietet Vieles, was das Frühere übertrifft und sie 
ist gelungener als die meisten unserer Berliner Theater. Einwände lassen sich gegen die 
oft etwas kleinliche und dabei zur Uberladung neigende Manier der Dekoration machen, 
allzu viel Medaillons und Friese herrschen vor, eine Kleinkunst, die den Raum mit ihrem 
Durcheinander unruhig macht. Verstimmend wirken die nachgemachten steifen Strauß- 
federbüsche auf dem Zeltdach der kaiserlichen Loge. Gegen solche Dinge ist moderner 
Geschmack empfindlich. Etwas Mißliches hat das breite Her-ausführen des ersten Ranges 
über die letzten Parkettreihen, die dadurch gedrückt werden, während in der Oper 
gerade durch den weichen Übergang vom Parkett zum ersten Rang eine sehr glückliche 
raum-ästhetische Wirkung entsteht. 
Aber von solchen Bedenken, die Sachlichkeit nicht verschweigen kann, abgesehen, 
gibt es nicht wenig anzuerkennen. Schon die Farbenstimmung ist fein und besonders. 
Statt des gewohnten Rot wurde die reizvolle Mischung von Weiß und Grün gewählt, das 
Grün in weicher und warmer Moosnuance. Ein aparter Stoß" im Empiregeschmack be- 
spannt die Wände und stimmt die neu entstandenen kleinen Parkettlogen zu charmanten
	        
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