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Gehäkeltes Motiv
Duchessespitzen,dieinGossen-
grün genähten Venezianer
Points, die im Erzgebirge, in
Idria und Südtirol hergestellten
Klöppelspitzen im Charakter
des Puyer Modeartikels w
werden sowohl hinsichtlich
ihrer technischen Tadellosig-
keit als ihrer Preiswürdigkeit
das leidige Vorurteil zu brechen
helfen, daß man ins Ausland
gehen müsse, um „echte"
schöne und wohlfeile Spitzen
zu kaufen!
Es ist ein ergreifender
Gedanke, sich vorzustellen,
daß alle die zarten, der Freude
geweihten Dinge, die in der
Hausindustrieausstellung des
Österreichischen Museums ver-
einigtsind, in trübseligen Stuben
gearbeitet wurden, in denen
gar oft der Dämon der Not seine düsteren Schwingen breitet. Diesen Dämon
zu bannen, ist das Ziel der staatlichen Wohlfahrtsaktion, die der Hebung
der heimischen Spitzenhausindustrie gilt. Sie verfolgt es mit freudiger Zuver-
sicht, vertrauend auf die fördernde Unterstützung aller jener, die Mitleid mit
den Darbenden unter ihren Mitbürgern empfinden!
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON
LUDWIG HEVESI-WIEN Sie
SCHILLER-AUSSTELLUNG. Des Lebens Mai blüht nach hundert Jahren
wieder. In diesen Wiener Maitagen, die uns unseren Schiller, an seinen hundertsten
Sterbetag anknüpfend, wieder so lebendig machten, hat das Schiller-Gedenkfeier-Komitee
in den historischen Zimmern des Österreichischen Museums eine sehr ansehnliche Schiller-
Ausstellung veranstaltet. Der leitende Geist derselben war Hofrat Professor Dr. Jakob
Minor, der Schiller-Forscher und gediegene Biograph des Dichterfürsten. Seiner ebenso
umfassenden als durchdringenden Sachkenntnis, aber auch seinem spezifischen Sammel-
sinn (befinden oder befanden sich doch in seiner Hand sogar mancherlei Unika der Schiller-
Literatur) verdankt diese sieben Zimmer füllende Materialschau zur Kenntnis Schillers
einen Charakter von Lebensfülle, der auch ein breites Publikum lebhaft angeregt hat. Wien
selbst ist reich genug an solchem Stoff, der auch den Schätzen des Auslandes gegenüber
einen dauernden Sonderwert behauptet, ja es besitzt Schiller-Spezialitäten ersten Ranges.
Verweisen wir zunächst auf den Lavaterschen Bilderschau aus der k. und k. Familien-
FideikommiB-Bibliothek, der hier zum ersten Male ausgiebig in das Licht der großen