Brautzugskostiime aus der Gegend von Krakau (Kat. XI. 47, 48)
Die beiden I-Iauptarten der Spitze, die genähte und die geklöppelte, erscheinen in
ihren vielverzweigten Variationen. Der wesentliche Unterschied zwischen ihnen liegt „in
dem aus lose geschürzten Stichen bestehenden Maschengrund der Nadelspitze und
dem aus gedrehten oder geflochtenen Fäden bestehenen Maschengrund der geklöppelten
Spitze".
Bei einem Rundgang lernt man nun alle die Varietäten kennen. Eine Wanderung
durch die Kulturen ist es. Venedigs Prunkvergangenheit steigt mit den Reliefspitzen und
ihrer reizvollen Abart, den Points de rose, auf. Dann die Flacbspitze, vertreten durch eine
Stola der Gräfin Harrach, vermutlich von der Amtstracht eines Dogen stammend, die
venezianische Maschengrundspitze (point de Venise a reseau) und ihr Ausläufer, die
Buranospitze, rnit dem weich verschwommenen Grund und dem typischen Sternmuster.
Von der Buranospitze ging die Wiederbelebung der venezianischen Spitzenindustrie
aus. Als vor dreißig Jahren, während eines Notstandes, nach neuen Erwerbsquellen gesucht
wurde, kam man durch die Erzählung einer siebzigjährigenGreisin, Cemia, die in ihrerjugend
Spitzen genäht hatte, auf den Gedanken, diese Kenntnis neu zu beleben. Man verwertete
die Angaben und die Muster der Alten und gründete die Scuola di Merletti di Burano, die
sich sehr günstig entwickelte. Ein Meisterstück ihrer Arbeit ist das Tuch, das die Königin
Margherita für die deutsche Kaiserin herstellen ließ und das hier zu sehen war.
Das sind Nadelspitzen. Daneben aber gibt es in Italien auch trefiliche Klöppelspitze.
Bauernspitze ist das meist, ausdrucksvoll und kräftig in der Musterung. Nach alten Über-
lieferungen wird sie in dem Gebirgsdorf Volle Vogna gearbeitet. Besonderen Charakter
haben die Genueser Klöppelspitzen, sie sind gelblich und zeigen ein Zacken- oder Gersten-
kommuster. Auf den Ufer- und Bergpfaden der Gegend von Rapallo, Santa Margherita,