MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 2)

zwölf aus dem Steinsockel 
halb herausragenden mas- 
siven Stieren, die in der 
prachtvollen Haltung von 
Kopf und Nacken charak- 
teristisch unterschieden 
sind. Schier klassisch ele- 
gante Wellen- und Stab- 
protile fassen die in Hoch- 
relief gearbeiteten Dar- 
, Stellungen, hauptsächlich 
aus der Heiltätigkeit jo- 
hannes des Täufers ein, 
die auch hier wieder durch 
eingekratzte Inschriften 
erklärt werden sollen. Wie 
auf dem Schreine des hei- 
ligen 1-Iadelinus ist der 
Boden der Begebenheit 
gleichfalls durch einen 
Metallstreifen alsErdwelle 
bezeichnet; weiterem Anstreben einer räumlichen Tiefenwirkung wußte 
hier aber glücklicherweise die künstlerische Feinfühligkeit für den zu 
wahrenden Charakter des Flächenstils Einhalt zu tun. Die die einzelnen 
Szenen trennenden Bäume sind von der in der romanischen Kunst 
üblichen Art: Kugelkronen mit dicht gestellten oliven- oder maulbeer- 
förmigen Blättern und so fort auf zierlichen, sich gegenseitig in an- 
genehmer Kurve überschneidenden Stämmchen; daneben entwachsen 
farrenkrautartige Pflanzen dem Boden. Interessant ist es, wie der Künstler 
das freifließende Wasser darstellt, ein ikonographisches Postulat der Taufe 
Jesu im Jordan, sowie einer Taufe, die Johannes an zwei vornübergebeugten 
im Profil gesehenen Gestalten vollzieht. Raumtiefe hatte er nicht geben 
wollen, Überschneidungen hätten das Motiv verundeutlicht, so greift er zu 
dem seltsamen Mittel, das Wasser gleichsam als feste Substanz rings um 
die Gestalten bis zum Knie oder Nabel emporzuhäufen. Daß ihn diese 
Lösung aber auch selbst nicht befriedigte, erhellt aus der Tatsache, daß er 
womöglich der Flußtaufe aus dem Wege ging, sie durch die Beckentaufe 
ersetzendfi Allüberall ist bei dem Taufritus noch die uralte liturgische Form 
des Eintauchens („immersio"), nicht die des späteren Ansprengens 
(„adspersio") gewählt. Auch hier sind noch deutliche antike Reminiszenzen 
wahrnehmbar, deren Zustandekommen man sich entweder durch Einflüsse 
von Ostrom oder aber durch den engen Zusammenhang mit dem süd- 
burgundischen Arelate, einem Teil der einstigen transalpinen, gallischen 
' Vergleiche parallele Erscheinungen am späxromanischen Taufbecken im Dome zu Hildesheim. 
 
Taufbecken von Renier de Huy in St. Barthelemy zu Lüttich, ca. x x30
	        
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