einschneidend. Um dies lebhaft zu
empfinden, brauchen wir nur das
liebenswürdige Heftchen zur Hand
zu nehmen, in dem einst Ferstel und
Eitelberger dafür eintraten, daß in
Wien mehr Familienhäuser und
weniger Zinskasernen errichtet wer-
den sollten, daß die Gelegenheit der
Stadterweiterung nichtungenütztver-
säumt werden dürfe, damitderBürger
endlich sein eigenes bürgerliches
Heim auch in der Stadt erreichen
könne. Diese Mahnung war x86o mit
klugen und wohlgemeinten Worten,
die großenteils noch heute Geltung
._ö;xvxv+'-',Ät haben, an die wohlhabenden Kreise
'Kv)y -' . . . .
Wiens eindringlich - aber vergeb-
lich gerichtet worden. Man kann
m H" "im" " i V "'17 . wohl ruhig behaupten, daß die vier
Jahrzehnte, die bis zum Jahrhundert-
schluß verstrichen, ganz unfruchtbar
für diese wichtige und elementare
Frage waren. Erst die große Um-
J. n. Hintermeister, Annonce wälzung des Geschmacks und der
_ Lebensanschauungen, welche kurz
vor der Jahrhundertwende eintrat, hat auch dem bürgerlichen Wohnhaus
neue Lebensimpulse zugeführt.
Das moderne, so rasch zugreifende Publikationswesen hatte sich vorerst
noch ans Ausland zu wenden, um Anregungen durch tüchtige neue Leistungen
bieten zu können. Wir haben an dieser Stelle schon oft des englischen
Hauses gedacht, haben zahlreiche Darstellungen erwähnt und in Ausschnitten
vorgeführt, die sich mit dem so hoch entwickelten Wohnhausbau der
Engländer befassen. Heute können wir von einem Buche sprechen, das
vorwiegend deutsche moderne Einzelwohnhäuser vorführt und das Ausland
nur ganz nebenher berücksichtigt.
Es ist „Das Einzelwohnhaus der Neuzeit", herausgegeben vom Kunst-
gelehrten Dr. Erich Haenel und dem Architekten Professor Heinrich
Tscharmann, erschienen bei J. J. Weber, Leipzig 1906.
Wenn die oben erwähnten Autoren, die im Jahre 1860 für das bürger-
liche Wohnhaus so herzhaft eintraten, das handliche neue Buch erlebt
hätten, sie würden ihre herzliche Freude daran haben können. Allerdings
war damals noch die Möglichkeit eines Bürgerhauses innerhalb der Groß-
stadtmauern Gegenstand der Erörterung und heute ist es wohl nur die
Peripherie, die hier in Betracht kommt.