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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 4)

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Ben in Schiffsgestalt, von Percier, nach Bajot 
Kleidung des XVI. und XVII. Jahrhunderts wohl fühlten, nur so in ihre 
räumliche Umgebung stimmten. Man empfand das Bedürfnis, einer drohenden 
Ernüchterung, die bunten Schöpfungen einer bewegten, farbenfreudigen 
Kunstepoche der Vergangenheit gegenüber zu stellen und wurde, indem man 
sie kopierte, theatralisch. 
Man verzögerte nur die Anpassung an die geänderten Produktionsver- 
hältnisse, neuen Zeitbedürfnisse und Zeitforderungen, indem man sich die 
Wiederbelebung einer für immer entschwundenen Epoche vortäuschte. 
Es ist eine merkwürdige Erscheinung, welche sich nach dem Ende der 
mittelalterlichen Epoche mehrmals im Wandel der Jahrhunderte wiederholt 
hat, daß sich große geistige Umwälzungen, die Befreiung von unerträglich 
gewordenen Einrichtungen des Staates und der Gesellschaft, unter abwech- 
selnder Berufung auf eine der beiden selbstschöpferischen Kunstepochen: auf 
die antike Welt der gräko-italischen Völker oder auf die mittelalterliche 
der germanischen vollzog. Die Kunstformen derVergangenheit machten dann 
stets einen merkwürdigen Erneuerungs- und Assimilierungsprozeß durch. 
Einen großen Einfluß auf die spezielle Richtung solcher Anlehnungen 
spielte auch immer das Zusammentreffen mit Entdeckungen auf dem Gebiet 
der Kunst durch Ausgrabungen und kriegerische wie wissenschaftliche Ex- 
peditionen. 
Und ganz wesentlich für die Bedeutung der Leistungen ist das Maß von 
Selbständigkeit, das sich in dieser Aufnahme fremder Elemente äußert. Die 
Renaissancebewegung nördlich der Alpen kam nie ganz über ein Kompromiß 
zwischen mittelalterlicher und antiker Kunst hinaus und ihre feinsten und 
edelsten Schöpfungen entstammen einer intimen bürgerlichen Kultur, wenn 
auch der reiche und vornehme Bürger den höfischen Kreisen sehr nahe 
kommt.
	        
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