394
schrieben werden. Es ist nach alldem klar, daß die posthume Limburger
Aufschrift für ihre Ortsangabe keinen Glauben verdient. Ihr Verfasser hat
offenbar nur deshalb, weil er Malteser Sigillata-Gefäße zwar vom Hören-
sagen kannte, eine wirkliche Malteser Kanne aber nicht gesehen hatte, den
zu seiner Zeit bereits altertümlich und seltsam gewordenen Becher, durch
die langbärtige Maske verführt, für eines der gifttreibenden Gefäße aus Malta
halten können. Hätte er die Scheuer besessen, so wäre er auf diese Iden-
tifizierung schwerlich verfallen.
Wenn somit die Inschrift für die Ortsbestimmung hinfällig wird, so
dürfen wir auch ihre Datierung auf das Jahr 1413 - ohne ihre vielleicht gute
Überlieferung oder Quelle zu kennen - nicht kurzweg als bare Münze und
sichere Tatsache betrachten, obwohl dieses Datum mit den stilistischen
Eigenschaften der Krausen recht gut übereinstimmt.
Der weitschweifigen Aufschrift des Dauner Willkomms läßt sich für die
Zeitbestimmung nicht mehr entnehmen, als daß das Gefäß schon vor 1517,
aber „ohn wüssend wie lang zuvoren" im Gebrauch gewesen war.
Näher heran an die Entstehungszeit führt uns die alte Beschreibung
eines solchen in Silber gefaßten Bechers in einem Inventar Herzog Philipps
des Guten von Burgund (1419 bis 1467) aus dem jahre 1467:" „Ung hault
gobelet de terre, ouvre et chiquete', a ung visaige
d'ung heremite garni au-dessus et au-dessoubz
d'argent dore, et le couvercle d'argent dore."
Auch das nächste Inventarstück scheint
gleicher Art gewesen zu sein, aber - wieder ein
Beweis für die Unhaltbarkeit der Malteser Hypo-
these - ohne die Bartmaske:
„Ung aultre petit gobelet de terre, ouvre et
chiquete, garny seulement d'un couvercle d'argent
dore et sur le bort dudit gobelet d'argent dore."
Das Eremitengesicht, das hier ebensowenig
wie später in Daun auf St. Paulus gedeutet wurde,
und der Ausdruck chiquete, der zerstückelt, gekerbt
und schachbrettartig gemustert bedeutet, lassen
wohl keinen Zweifel, daß hier ein Becher von der
Art der Limburger Krausen beschrieben ist. Wir
gewinnen damit einen sicheren Anhalt, daß die
Krausen vor dem Jahr 1467 bereits vorhanden
waren; wie lange vorher sie gemacht sein mögen,
darüber können uns nur ihre stilistischen Merk-
male Aufschluß geben.
Die bildliche Darstellung einer braunen Stein-
zeugvase auf der Verkündigung des Petrus Christus
im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin, einem vom
Dreihausener Krause aus
Erfurt, Sammlung Figdor, Wien 4 De Laborde, Les Ducs de Bourgogne, II, Nr. 2723.