Deckel eines in Buchsholz gearbeiteten Schmuckkästchens aus dem ausgehenden XV. jahxhundert.
Sammlungen des Allerböchsten Kaiserhauses
eine Vermählung Mariens in Aussicht genommenen unverheirateten Männer
grünt allein die Rute Josefs, die er von einer Wurzel abgerissen hatte.
Damit hat Gott zum Gemahl der Maria ]osef ausersehen und zum Zeichen
seines Entschlusses Bog vom Stabe eine Taube gegen den Himmel. Für
uns aber das Bemerkenswerteste im Bilde sind die hier unzweifelhaft zum
Ausdruck gebrachten Beziehungen des Einhorns zur unbefleckten Emp-
fängnis Mariens. Während das Tier in den Schoß der seligsten Jungfrau
springt, entsendet Gott aus den Wolken den Jesuknaben als das soeben
geborene Kind.
Auf einer Leinenstickerei des ausgehenden XV. Jahrhunderts im Be-
sitz des Vorarlberger Museums zu Bregenz, reitet das Jesukind auf dem
Einhorn und hält ein Kreuz in der Rechten. Die Stickerei, wohl Schweizer
Provenienz, wurde durch mehrere Generationen in einer Bludenzer Familie
als Versehtuch gebraucht und hat bei einer solchen Verwendung durch
einen umstürzenden Leuchter, dessen Flamme den mittleren Teil ausbrannte,
stark gelitten. Besonders reich ist die Darstellung in den zahlreich hinzu-
gefügten Emblemen und Mariensymbolen, unter denen jene des Löwen, wie
er die totgeborenen Jungen durch sein Gebrüll zum Leben erweckt, an eine
Stelle in der „Goldenen Schmiede" erinnert: „Du bist des lewen muoter, der
sine töten welfelin mit der lüten stimme lebende machet".
In der Geschichte der Mystik sind die Nonnenklöster des heiligen
Dominikus in den oberen Rheinlanden, im Elsaß und in der nördlichen
Schweiz geradezu als Püegestätten visionären mystischen Lebens durch
Generationen hindurch bekannt. Die künstlerisch mystischen Konzeptionen
sind vielleicht teilweise auf diese Pflegestätten zurückzuführen, wenn auch
der Kunst dieselben Quellen wie der Mystik zur Verfügung standen. Jeden-