MAK

Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 4)

240 
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER- 
REICHISCHEN MUSEUM 5th 
ERWERBUNGEN FÜR DIE SAMMLUNGEN. Für die Sammlung von Ar- 
beiten in edlen und unedlen Metallen wurden in letzter Zeit erworben: eine Wiener 
Standuhr, Bronze, XIX. Jahrhundert, x. Viertel, und eine Wiener Biedermeier-Uhr, Holz, 
Alabaster und Bronze, um 1830, ferner ein Salzfaßgestell aus Silber, Wien, XVIII. jahr- 
hundert, Mitte, von A. S. (A. SchneiderP). 
Für die Textilabteilung wurde unter anderen Stücken ein hervorragend schönes Ante- 
pendium, jedenfalls italienische Arbeit aus der ersten Hälhe des XVIII. Jahrhunderts, 
angekauft. Die Stickerei zeigt auf weißem ripsähnlichen Seidengrund ein außerordentlich 
großzügiges Muster, dessen Mitte eine barocke Goldkartusche mit der bildmäßigen Dar- 
stellung Mariens mit dem Kind auf Wolken und Engelsköpfen herum einnimmt. Zu beiden 
Seiten finden sich goldene Balustraden mit goldenen Vasen und naturalistischen Blumen- 
sträußen darin; sonst sehen wir noch große Goldranken, die in farbenprächtigen natura- 
listischen Blumen enden; oben ist ein großes rosa Stoffgehänge dargestellt. Im ganzen 
ähnelt die Arbeit der großartigen venezianischen Barockkasel, die sich bereits seit längerem 
im Besitz des Museums befindet und in dem Werk des Kustos Dreger "Künstlerische Ent- 
wicklung der Weberei und Stickerei" (Wien, k. k. l-Iof- und Staatsdruckerei, x9o4) auf 
Tafel 290 und 29x in Farben abgebildet ist. Wenn die neu erworbene Arbeit auch nicht 
ganz so fein ist wie diese, so überrascht sie durch die Freiheit der allgemeinen Linien- 
führung und Frische der Farbengebung. Die größere Kühnheit einzelner Formen und die 
leichtere, durchsichtigere Verteilung steht wohl mit einer etwas späteren Entstehung im 
Zusammenhang; man könnte von einer frühen Rokokoarbeit sprechen, wenn eine solche 
Bezeichnung bei echt italienischen Kunstwerken nicht überhaupt besser vermieden würde. 
Richtiger wäre es wohl, von einer sich auflösenden Barock zu sprechen. 
Die keramische Sammlung hat in letzter Zeit durch Ankauf einiger bemerkenswerter 
Stücke eine wesentliche Bereicherung erfahren. Besonders zu erwähnen sind ein hell- 
blauer Sevres-Teller mit zierlichen Landschaften, eine Teekanne von höchst origineller 
Form mit Bärenjagd in Eisenrot, Wien vor der Marke, eine gerippte Deckelschale mit 
japanischem Schlehdornmotiv derselben Fabrik, ebenfalls aus der Du Pacquier-Zeit, sowie 
ein Altwiener Teller mit einer vorzüglich ausgeführten Ansicht des fürstlich Schwarzen- 
bergischen Schlosses in Dornbach. Außerdem verdienen genannt zu werden eine reich 
modellierte Rokoko-Potpourri-Vase aus Frankenthal und eine größere Deckelvase mit 
Muschelmotiv und bunten Blumen der Fabrik Fürstenberg. 
BESUCH DES MUSEUMS. Die Sammlungen des Museums wurden irn Monat 
März von 3787, die Bibliothek von x83: Personen besucht. 
LITERATUR. DES   
1_ TECHNIK UND ALLGEMEINES_ DRESSLERS,W.0. Kunstjahrbuch. Ein Nachschlage- 
buch filr deutsche bildende und angewandte Kunst. 
  LX, 674 und 83 S. m. 1 Bildnis. 8', Dresden. 
LICI-IER UNTERRICHT so G'Küh""'""-M-7-_- 
GRISAR, H., S. j. Die römische Kapelle Sancta 
Sanctorum und ihr Schatz. Meine Entdeckungen und 
Studien in der Palastkapelle der mittelalterlichen 
BONE, K. Grenzen der christlichen Kunst. (Zeitschrift 
für christliche Kunst, XX, lofu.) 
BREDT, E. W. Tradiüen oderfonschritt? (Deutsche Päpsim Mit ein" Abhandlung von M_ Bug" über 
14111181 und Dßkvravvn. APHL) die hguriertenSeidenstoHe des SchatzesNIll, 15a s. 
BRÖCKER, P. Was soll uns die Bauernltunst? (Kunst mit 77 Abb. und 7 zum Teil farb. Taf. Lex.-8'. 
und Handwerk, xgoB, 5.) Freiburg i. B. Herder. M. xo.-.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.