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MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 5th
ERWERBUNGEN FÜR DIE SAMMLUNGEN. Für die Sammlung von Ar-
beiten in edlen und unedlen Metallen wurden in letzter Zeit erworben: eine Wiener
Standuhr, Bronze, XIX. Jahrhundert, x. Viertel, und eine Wiener Biedermeier-Uhr, Holz,
Alabaster und Bronze, um 1830, ferner ein Salzfaßgestell aus Silber, Wien, XVIII. jahr-
hundert, Mitte, von A. S. (A. SchneiderP).
Für die Textilabteilung wurde unter anderen Stücken ein hervorragend schönes Ante-
pendium, jedenfalls italienische Arbeit aus der ersten Hälhe des XVIII. Jahrhunderts,
angekauft. Die Stickerei zeigt auf weißem ripsähnlichen Seidengrund ein außerordentlich
großzügiges Muster, dessen Mitte eine barocke Goldkartusche mit der bildmäßigen Dar-
stellung Mariens mit dem Kind auf Wolken und Engelsköpfen herum einnimmt. Zu beiden
Seiten finden sich goldene Balustraden mit goldenen Vasen und naturalistischen Blumen-
sträußen darin; sonst sehen wir noch große Goldranken, die in farbenprächtigen natura-
listischen Blumen enden; oben ist ein großes rosa Stoffgehänge dargestellt. Im ganzen
ähnelt die Arbeit der großartigen venezianischen Barockkasel, die sich bereits seit längerem
im Besitz des Museums befindet und in dem Werk des Kustos Dreger "Künstlerische Ent-
wicklung der Weberei und Stickerei" (Wien, k. k. l-Iof- und Staatsdruckerei, x9o4) auf
Tafel 290 und 29x in Farben abgebildet ist. Wenn die neu erworbene Arbeit auch nicht
ganz so fein ist wie diese, so überrascht sie durch die Freiheit der allgemeinen Linien-
führung und Frische der Farbengebung. Die größere Kühnheit einzelner Formen und die
leichtere, durchsichtigere Verteilung steht wohl mit einer etwas späteren Entstehung im
Zusammenhang; man könnte von einer frühen Rokokoarbeit sprechen, wenn eine solche
Bezeichnung bei echt italienischen Kunstwerken nicht überhaupt besser vermieden würde.
Richtiger wäre es wohl, von einer sich auflösenden Barock zu sprechen.
Die keramische Sammlung hat in letzter Zeit durch Ankauf einiger bemerkenswerter
Stücke eine wesentliche Bereicherung erfahren. Besonders zu erwähnen sind ein hell-
blauer Sevres-Teller mit zierlichen Landschaften, eine Teekanne von höchst origineller
Form mit Bärenjagd in Eisenrot, Wien vor der Marke, eine gerippte Deckelschale mit
japanischem Schlehdornmotiv derselben Fabrik, ebenfalls aus der Du Pacquier-Zeit, sowie
ein Altwiener Teller mit einer vorzüglich ausgeführten Ansicht des fürstlich Schwarzen-
bergischen Schlosses in Dornbach. Außerdem verdienen genannt zu werden eine reich
modellierte Rokoko-Potpourri-Vase aus Frankenthal und eine größere Deckelvase mit
Muschelmotiv und bunten Blumen der Fabrik Fürstenberg.
BESUCH DES MUSEUMS. Die Sammlungen des Museums wurden irn Monat
März von 3787, die Bibliothek von x83: Personen besucht.
LITERATUR. DES
1_ TECHNIK UND ALLGEMEINES_ DRESSLERS,W.0. Kunstjahrbuch. Ein Nachschlage-
buch filr deutsche bildende und angewandte Kunst.
LX, 674 und 83 S. m. 1 Bildnis. 8', Dresden.
LICI-IER UNTERRICHT so G'Küh""'""-M-7-_-
GRISAR, H., S. j. Die römische Kapelle Sancta
Sanctorum und ihr Schatz. Meine Entdeckungen und
Studien in der Palastkapelle der mittelalterlichen
BONE, K. Grenzen der christlichen Kunst. (Zeitschrift
für christliche Kunst, XX, lofu.)
BREDT, E. W. Tradiüen oderfonschritt? (Deutsche Päpsim Mit ein" Abhandlung von M_ Bug" über
14111181 und Dßkvravvn. APHL) die hguriertenSeidenstoHe des SchatzesNIll, 15a s.
BRÖCKER, P. Was soll uns die Bauernltunst? (Kunst mit 77 Abb. und 7 zum Teil farb. Taf. Lex.-8'.
und Handwerk, xgoB, 5.) Freiburg i. B. Herder. M. xo.-.