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Abb. 57. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg.
nicht für die Bedürfnisse der Stadtbewohner und ländlichen Junker ebenso
gut gearbeitet hätten als für die des reichen Bauern. Die von Künstlerhand
hergestellten Arbeiten im Hause des letzteren werden durch keinerlei aus
I-Ierrenbesitz stammende Dinge übertroffen. Der Markus Swinsche Pesel aus
Lunden würde in jedem Herrensitze als Morceau de resistance gelten
können.
An den Einzelstücken läßt sich deutlich verfolgen, wie verschieden
schnell neue Einflüsse Wurzel faßten. So ist zum Beispiel an dem leider nur
fragmentarisch vorhandenen Getäfel von Drengstädt, 1650 datiert (Abb. 9), die
Konstruktion nochvöllig mittelalterlich, das Rahmenwerk nicht tatsächlich vor-
handen, sondern durch Schnitztechnik imitiert und die ornamentale Füllungs-
weise entschieden als „Versuch" zu bezeichnen. Die gleiche Konstruktion
tritt auf bei dem Getäfel von Gjenner, 1637, bei dem Zimmer von der Hallig
Hooge, 166g. Bei dem Zimmer von Föhr, 1631, steht beides, Konstruktions-
weisen, Bretterverfugung und Rahmenkonstruktion nebeneinander, während
weit früher entstandene Schränke bereits durchwegs gutgearbeitetes Rah-
menwerk mit reizvollen Füllungen, zuweilen noch mit dem an gotische
Erscheinungen gemahnenden reichen Beschläge, zeigen.Diese Erscheinungen
einzeln aufzuzählen, hat hier keinen Zweck. Abbildung 52 bis 56 erläutern
die Sache genügend.
Wo der Hang zu plastischem Ausdruck sich so energisch geltend
macht, wie es in diesen Gegenden der Fall war, ist die Voraussetzung,
daß auch metallotechnische Arbeiten in ausgedehnter Weise entstanden
seien, naheliegend. Leider haben die Zeiten eines an Verarmung gren-
zenden Rückgangs, der infolge der napoleonischen Kriege eintrat, mit
allem in Edelmetall hergestellten Gerät gründlich aufgeräumt. Nur
Weniges ist der damaligen staatlichen Sammlungsliebe und damit dem
Verderben entgangen. Einige wenige Pokale und Schützengildezeichen
sind die sparsamen Überreste aus einer Zeit, wo die Stadt Flensburg
allein infolge der Kontinentalsperre an die fünf Millionen Reichsbanktaler
verloren haben soll. Neben den städtischen Goldschmiedewerkstätten
haben auch zahlreich solche bestanden, die - hier tritt nun wieder die
Volkskunst in breiter Anteilnahme auf - ausschließlich den bäuerlichen
Bedürfnissen Rechnung tragend eine Reihe örtlich differierender Typen