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In Pankota ist das Volk nur zum Theil magyarisch; zumeist besteht es aus
Rumänen oder aus Nachkommen dort angesiedelter Elsaß-Lothringer und Württemberger.
Von der ein halbes Jahrtausend alten Burg Pankota sind kaum mehr Ruinen
sichtbar, von der ehemaligen Erzdechantei aber hat man in neuerer Zeit die Grundmauern
wiedergefunden. Auch diese dein XV. Jahrhundert angehvrige Kirche wurde in der
Türkenzeit zerstört. Die Türken liebten Pankota besonders wegen jener warmen Quelle,
welche damals am nordwestlichen Abhang des der Stadt benachbarten Kopaszhegy
Kahlenberg) sprudelte. Als sie die Festung aufgeben mußten, verschütteten sie aus
Rache die den ganzen Teich nährende Quelle und machten sie für lange Zeit unauffindbar.
Nach der Volkssage aber wären einst so viele Türken ins Bad gegangen, daß der Boden
desselben unter der großen Last einstürzte und seitdem mit Allem, was drum und dran,
verschwunden blieb. Andere wollen wissen, er sei durch Hineingießen von anderthalb
Centnern Quecksilber versenkt worden. Kurz, die Quelle hat sich verkrochen, und doch wäre
sie mit geringen Opfern wieder aufzufinden und in ein ansehnliches Bad zu verwandeln.
Nordwestlich von Pankota liegt das Szvllvser Feld, wo am 13. August 1849
das Gros des ungarischen Heeres vor den Russen die Waffen streckte. Vilägos selbst, nach
dem diese Kapitulation benannt wird, weil das Document der Übergabe im Bohns'schen
Schlosse zu Vilägos unterfertigt wurde, liegt 12 Kilometer weiter südlich; von hier
aus sind nur die düsteren Trümmer seiner alten Burg zu sehen. Es war schon zur Zeit
Sigismunds eine königliche Burg und er schenkte es dem serbischen Fürsten Brankovics.
Einhundert und zehn Dörfer gehörten zu dieser Hauptveste des damaligen Zaränder
Comitats und die Grundherren dieser Herrschaft waren abwechselnd ein Hunyady,
Maröthy, Szilägyi, Bäthory u. s. f., Burghauptleute aber ein Guthi-Orszag, Läbathlan
und Andere. In dieser Burg ließ König Matthias (1458) seinen feindlichen Oheim, den
Gouverneur Michael Szilägyi gefangen setzen, mit dem er sich aber bald wieder versöhnte.
Am Abhang des Berges von Vilägos hat die Natur so viel Schönes und Gutes
aufgehäuft, daß der Mensch in der That sehr unbehilflich sein müßte, wenn er all das
brach liegen ließe. Die Wälder, Bergwerke und Weingärten stehen voran. In den üppigen
Forsten, welche die romantischen Gebirge der Südgegend bedecken, stöhnten schon die
Könige Karl Robert und Matthias der Waidmannslnst, bis die Glocke der Abtei von
Bules („der Bulcser Stier") erdröhnte und sie zur Heimkehr rief. Diese Eichen- und
Buchenwälder sind Eigenthum des Staates, die nördlicheren gehören Privaten, welche
Alles anwenden, um ihre Waldbestünde so einträglich als möglich zu machen. Da arbeitet
die Industrie in Sägemühlen und Parkettensabriken, da rodet die Axt des Taglöhners, um
Brenn- und Bauholz zu gewinnen. Die Gold- und Silberbergwerke sind verlassen, doch
ist die Förderung von Eisen und Mangan, sowie von Bau- und Decksteinen recht lohnend.
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Am lohnendsten freilich ist „die Eb'ne, die im Gold der Ähren prangt". Sie prangte
in diesem Golde schon zur Zeit der Avaren, welche die kostbare Beute ihrer Plünderzüge
in ihren „Ring" (Ringwall) bei Szent-Anna schleppten, aus dem im Jahre 1888 ein
schöner goldener Kranz ans Tageslicht gelangte; zwischen ihren Außenwällen aber betrieben
sie Ackerbau und Viehzucht, und doch war ein großer Theil dieser Gegend noch vor
wenigen Jahrzehnten mit Wäldern bedeckt. Im Wappen des Araber Comitats halten zwei
rothe Löwen in silbernem Felde eine entwurzelte Ulme, und eben diese Ulme stand bis in
die neuste Zeit an jener Stelle, wo der Weg von Szent-Anna nach Vilagos eine
Abzweigung gegen Galsa hin entsendet. Die deutsche Bevölkerung nannte insbesondere
diesen Baum „die Ulm". Es ist verhältnißmäßig noch nicht lange her, daß das Ärar als
Besitzer diese gewaltigen Forste den Interessen des Ackerbaues zum Opfer gebracht hat,
und schon jetzt verdient die landwirthschaftliche Thütigkeit der Schwaben von Szent-Anna
mit Lob hervorgehoben zu werden. Sie haben die großen Begünstigungen, die ihnen bei
ihrer Ansiedlung gewährt wurden, gut benützt, ja sie begnügen sich gar nicht mit ihrem
eigenen ausgedehnten Landbesitz, sondern pachten gern auch anderwärts. Die Wohl
habenheit ist daher allgemein. So hat vor kurzem ein einfacher Bauer ganz allein mit
einem Kostenaufwande von 12.000 Gulden die Dreifaltigkeitssäule vor der schönen Kirche
zu Szent-Anna errichten lassen. Auch die in der Ebene wohnenden Rumänen sind wohl
habender und in der Cultur weiter fortgeschritten als ihre Stammgenossen im Gebirge.
Südlich von Vilagos wandern wir längs der mit Winzerhüusern („üolirn") besetzten
Bergabhänge weiter. Über Kovaszinez, Kuvin und Gyorok gelangen wir nach Menes,
dessen Rothwein bereits der treffliche Geograph Schwartner zu Anfang des Jahrhunderts
mit dem homerischen Nektar verglichen und einen „Wein von angenehmer Süße" genannt
hat. In Menes und der Hegyalja wurde schon am Ende des XII. Jahrhunderts Wein
gekeltert, die Production des rothen Ausbruchs jedoch begann erst um 1709 in Schwung
zu kommen. Man hatte verbreitet, es wären, wie in Tokaj, mit Goldstaub bedeckte Trauben
gefunden worden; doch bringt dieser Wein seinen Erzeugern erst seit 1783 wirklich Gold,
denn damals begann der Handel damit nach England, seit 1841 aber nach Amerika. Ein
Sprichwort sagt: „Tokajer dem Kranken, Meneser dem Gesunden!" Der rothe Ausbruch
hat einen angenehmen Nelkenduft und eine sehr feine Blume. Vörösmarty uennt diesen
Wein „dunkel wie ein Zigeunermüdchen". Es werden davon jährlich 4.000 bis 5.000
Hektoliter Ausbruch und 3.000 bis 4.000 Hektoliter Nachweiu („müslüs") gewonnen.
Auch der Helle, goldgelbe Meneser findet guten Absatz, man schätzt an ihm seinen
säuerlichen Geschmack, das vorzügliche Bouguet, die spiegelnde Reinheit und den seinen
Duft. Der Gesammtertrag an Meneser Wein wird auf 60.000 bis 70.000 Hektoliter-
jährlich geschätzt.