in das Leben unserer Zeit übergegangene Ele-
mente einer so weit zurückliegenden Bauperiode
in Denkmälern wie Großbritannien, wo das un-
gemein schwierige Problem gelöst wurde, eine
heimische und sehr alte Bautradition mit den
Bedürfnissen der neuesten Zeit in Harmonie zu
setzen.
Eine ausführliche historische Einführung
beleuchtet die kulturellen und wirtschaftlichen
Verhältnisse jener Zeit, in welcher das Auf-
blühen einer bürgerlichen Kultur begann. Es
zeigt, wie England urrf die Mitte des XIV. jahr-
hunderts von der Erzeugung von Rohprodukten
(Wolle und Metallen) zur industriellen Ver-
wertung überging, wie durch Aufhebung der
Klöster dem König (Heinrich VIII.) enorme
Reichtümer zuflossen, die vielfach zu Bau-
zwecken verwendet wurden und wie der Umbau
der alten Klosterbauten zu Wohnhausanlagen
die Bauformen beeinflußte, wie der alte Ritter-
stand, der auf Kampf und Fehde basierte, immer
mehr der seßhaften Wohlhabenheit wich, die
dem Kontakt mit Handel und Industrie ihre
finanzielle Kraft verdankte.
Versuchsschule für den Zeichenunterricht (Kna- D13 geigtigg Bewegung der Reformations.
b" und Mäflfhm imßim w" 9 bis '4 131m") zeit hat in England nicht geringeren wissen-
Professor Sllßk, Freies omamentales Schaffen, Schaftlichen Aufschwung hervorgerufen wie im
(Flaehenmuster in Stempeldruck) __ _ _ _
Suden Europas, doch viel weniger direkten
Einfluß der Antike sichtbar werden lassen. Ebenso verdankt die Neubelebung der Haus-
baukunst Englands ihre wichtigsten Hilfskräfte der Heimat.
„Die Engländer wendeten ein besonderes Interesse dem I-Iausbau zu, aber die Formen
der italienischen Palazzi haben nicht lange Zeit auf englischem Boden gedeihen können.
Die I-Iäuser jener Zeit, sowohl die des Adels wie die des I-Iandelsstands und der niederen
Bürgerschaft, zeigen wohl große Fortschritte, aber diese lagen in der Erreichung größerer
Bequemlichkeit, sie waren spezifisch englisch und ganz frei von der hastigen Nachbildung
italienischer Formen, die dem nationalen Charakter ebensowenig entsprachen wie dem
Klima. Trotzdem sind diese Häuser ein deutlicher Beweis eines erweiterten Gesichtskreises
und der Vernichtung jener Fesseln, in welchen die Christenheit lange untätig war."
Das allmähliche Zurücktreten des Grundsatzes: „My house is my castle", die Befreiung
von fortifikatorischen Rücksichten haben dem I-Iausbau seine Bewegungsfreiheit gegeben.
In großen Lichtdrucktafeln, perspektivischen Übersichten, Grundrißskizzen und
konstruktiven Details aus dem Äußern und Innern gibt das Werk eine Fülle reichen und
anregenden Materials. Es soll in drei Foliobänden erscheinen, von denen der erste und
zweite kürzlich herauskamen.
Daß ein deutscher Verleger (I-Iiersemann in Leipzig) dieses englische Werk der
Architekten Thomas Garner und Arthur Stratton einführt, ist ein deutliches Anzeichen für
das rege Interesse, das die deutsche Architektenschaft dem Studium englischer Bauweise
entgegenbringt.
Uns Österreichern mag die mustergültige Art der Publikation nicht nur als wertvolle
Bereicherung unserer Kenntnisse, sondern auch als Ansporn dienen, die reichen Schätze
heimischer Bauweise einem ebenso gründlichen Studium zu unterziehen. In ihm liegen für
unsere Bedürfnisse sicherlich gleichfalls die höchsten Anregungswerte. H. Fischel