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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 8 und 9)

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lebender Gestalten in Bewegung." Am 10. November 1813 schreibt Overbeck 
an seinen teuren Schweizer Genossen Ludwig Vogel: „Mit Colombo" (einem 
anderen Freunde) „studiere ich häufig nach dem Modell, und zwar auf Deine 
Weise, nämlich nicht so peinlich auf die Ausführung bedacht als vielmehr 
auf die Bewegung". Das klingt 
doch gewiß modern. 
Wenn sich Overbeck in 
der Wiener Zeit auch gegen 
anatomische Studien nach Ka- 
davern ausgesprochen hat, 
weil sie gewisse feine Empfin- 
dungen abstumpften, so machte 
er doch anatomische Studien 
nach Gipsabgüssen, anatomi- 
schen Werken und männlichen 
Modellen. Nach Modellen 
zeichnet er noch in Rom mit 
Cornelius und den anderen 
„Briidern" und in der soge- 
nannten , Akademie", die er mit 
seinen Gesinnungsverwandten 
bildete; nach nackten Modellen 
allerdings arbeitete er selbst 
immer nur in kleinerem Maß- 
stabe.Aber er machte, trotzdem 
er ein Zeichner war wie wenige 
auf der Welt, sich nie vom 
Modelle abhängig; er meinte: 
Wenn die Einbildungskraftvon 
malerischen Bildern erfüllt und 
bereichert sei, dann werde sie 
auch zur rechten Zeit den 
rechten Ausdruck finden. Der 
„Mechanismus der Kunst" sei 
, keineswegs zuvernachlässigen. 
Ausstellung rul- christliche Kunst in Düsseldorf. E. von Stühle, Denn ohne eine vollkommene 
Heiliger Sebastian, Bleistiftzeichnung (Fräulein Sophie Görres, Kenntnis der menschlichen 
WM) Form, ohne große Leichtigkeit 
der Hand -wie wäre es möglich, die eigenen Ideen richtig zu gestalten? Diese 
Leichtigkeit aber solle man nicht erwerben durch sklavische Abhängigkeit 
von bezahlten Modellen, wodurch die ideale Konzeption oft nur beein- 
trächtigt werde. 
An seinen Freund Sutter in Wien schreibt Overbeck (1811) aus Rom: 
„Seit Aufhebung der Mönchsklöster (unter Napoleon) würde man hier kaum
	        
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